Jadis - More Than Meets The Eye

Jadis - More Than Meets The Eye
(reissue, spezial edition DOCD)
InsideOut (1992 / 2005)
(20 Stücke, 95:33 Minuten Spielzeit)

Ich muss hier zugeben, dass mir Jadis Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger völlig entgangen sind. Zu dieser Zeit hatte Fish gerade Marillion verlassen und kurz zuvor Pink Floyd das wohl schlechteste Album ihrer Karriere, nämlich „A Momentary Lapse Of Reason“ veröffentlichten und ich vorübergehend mein Interesse an Prog oder Neoprog verlor.


Somit ist dieses schön aufgemachte Re-Release der ersten Jadis-Scheibe tatsächlich das erste Album von ihnen, das ich ganz höre. Und auch wenn ich die Originalversion nicht kenne, so muss ich sagen, wurde hier ganze Arbeit geleistet. Der Sound der sieben Stücke (Anmerkung: die erste CD umfasst sieben Tracks) ist hervorragend, die Verpackung mit einem schönen Booklet und einem Schuber für das DoppelCD-Jewelcase gelungen. Ja, ihr lest recht, DoppelCD, denn es gibt eine BonusCD mit früherem Material, das bisher nur auf Kassette und einer sehr limitierten Vinyl LP, die es längst nicht mehr gibt, erschienen ist.

Das Bonusmaterial ist auch von höchster Güte, nicht wie so oft Demo- oder Coverversionen die die Welt nicht braucht, sondern musikalisch wie produktionstechnisch hochwertiges Material mit fast keinen Überschneidungen zum Material der eigentlichen CD. Im Übrigen wurde einiges von diesem Bonus Material von Steve Hogarth produziert. Marillion waren ja Förderer der frühen Jadis.

Nun aber zum eigentlichen Album. Der Opener „Sleepwalk“ ist ein typisch hymnischer Neoprogsong, schöne Keyboards, gute Rhythmusarbeit und typische Gitarren. „Hiding In The Corner“ ist etwas beschwingter, glänzt durch eine schöne Rhythmusgitarre und tolle Keyboard/Gitarrenduelle. „G.13“ startet mit kräftigen Gitarrenläufen und zum schnellen Beat sowie dem typischen Rhythmus entwickelt sich ein schönes Zusammenspiel von Gitarre und Keyboard. Song Nummer vier „Wonderful World“ startet wieder mit ruhigeren Sequenzen, ehe die hymnischen Gitarren einsetzen, dazu später dann auch noch eine Art Satzgesang. Das knapp 9 Minuten lange Werk bietet alle Zutaten die das Neoprog Herz begehrt.

Der Titelsong ist dann zunächst viel ruhiger. Eine Flöte zu akustischer Gitarre lässt uns unseren Träumen nachhängen (sehen wir da nicht Steve Hackett die Zwölfsaitige spielen und in der Mitte der Bühne Peter Gabriel die Flöte spielen?). Träumerisch schön arrangiert. Auch der einsetzende Gesang ist getragen, traurig und schön. Später zieht auch die Melodie in Molltöne, aber alles wunderschön. Chorgesang und tiefe Keyboards geleiten uns im Schwebezustand durch die Musik.

„The Beginning And The End“ startet dann mit diesen Marillion ähnlichen, perlenden Gitarrenläufen, dann setzt eine schöne E-Gitarre ein. Daraus entwickelt sich ein zumeist instrumentaler Progsong erster Güte, mit vielen Instrumentenwechseln und tollen Solis. Das abschließende „Holding Your Breath“ ist dann ein reines Instrumental, in dem die Band noch mal alle Register des modernen Progs der jungen Neunziger Jahre zieht.

InsideOut hat mit dieser Veröffentlichung ein sehr gutes Werk dieser Band wieder zugänglich gemacht. So kann man mit dieser CD - wie ich - die Band entdecken, oder aber als Fan seine Sammlung aufrüsten mit einem lange nicht mehr erhältlichen Album plus einer zweiten CD mit noch einem nicht mehr zu bekommenden Album. Was will man also mehr!

Wolfgang Kabsch

   

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