It Bites – Map Of The Past

It Bites – Map Of The Past
insideout music (2012)
(11 Stücke, 52:42 Minuten Spielzeit)

Die britische Band It Bites sorgte ab Mitte der 80’er Jahre mit ihrer Mischung aus Artrock und Popmusik für Furore. Allerdings währte ihr Ruhm nur kurz, denn nach dem 89’er Album „Eat Me In St. Louiz“ versank ihr Stern im Jahr 1990. Lange war es ruhig geworden um die Band, bis sich dann im Jahr 2006 für einige Liveshows die Band neu formierte. Drei der vier Gründungsmitglieder sowie ein neuer Mann an Mikro und Gitarre vervollständigten das wieder auferstandene Quartett.


John Beck (Keyboards, Gesang, Akustikgitarre), Bob Dalton (Schlagzeug, Gesang) und Dick Nolan (Bass) standen gemeinsam mit dem neuen Sänger/Gitarristen John Mitchell (Arena, Frost, Kino) auf der Bühne. Von diesen Shows zeugt der Livemitschnitt aus 2007 „When The Lights Go Down“. Durch den Erfolg animiert, folgte im Jahr 2008 mit „The Tall Ships“ das erste Studioalbum nach 19 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt waren It Bites zum Trio geschrumpft, da Dick Nolan die Formation bereits wieder verlassen hatte. Den Bass spielten auf dem Album John Mitchell und John Beck ein.

Fast vier Jahre sind ins Land gegangen und jetzt, im März 2012 erscheint unter dem Titel „Map Of The Future“ der Nachfolger des tollen Reunion-Albums „The Tall Ships“. „Map Of The Past“ ist zugleich das erste Konzeptalbum der Briten, die mit Lee Pomeroy wieder einen Mann am Bass (und Gesang) haben und somit wieder zum Quartett angewachsen sind.

John Mitchell kommentiert: „Im Prinzip handelt das Album davon, dass man zurück in die Vergangenheit geht und alles in Ordnung bringt, was jemals im Leben schief gegangen ist – schließlich blickt doch so ziemlich jeder von uns mit einer verschleierten Sehnsucht auf die Vergangenheit zurück. Viele Leute haben liebevolle Kindheitserinnerungen und werden dabei nostalgisch; es ist fast, als läge über der Vergangenheit eine Art Champagner-Filter. Einiges ist ziemlich verschwommen und man kann es nicht noch einmal besuchen – das macht es dann natürlich umso faszinierender für uns.“

Das Album zu hören - und man sollte es wirklich in einem durchhören - ist, als würde man auf dem Dachspeicher in alten Sachen wühlen und somit die Erinnerungen an vergangene Zeiten - vielleicht sogar die der Vorfahren - aufkommen lassen. Erzeugt wird dieses Gefühl auch durch die Sounds im ersten Song „Man In The Photograph“, bei dem ein altes Röhrenradio nach Sendern durchforstet wird. Hier kommen dann Bruchstücke von Radiosendungen hoch, die an die Zeit der 20’er bis 50’er Jahre erinnern. Und mit gleichartigen Samples geht es dann im letzten Stück „Exit Song“ aus dem Album heraus. Dazwischen liegen 50 Minuten voller wunderbare Songs.

Schon der Opener „Man In The Photograph“, das nach dem Sendelauf durch seine warme Stimmung und nostalgische Note bei mir Gänsehaut erzeugt, zieht mich sehr schnell in den Musikkosmos von It Bites hinein. Die Stimmung wird auch durch den Einsatz eines Orchesters mit Streichern, Bläsern und Perkussionisten erzeugt. Mit diesem Stück öffnen sie das Herz des Hörers und nisten sich für fast eine Stunde dort ein.

Danach brennen die vier Briten ein Feuerwerk an Songs, die Artrock, Progressive-Rock mit leichten Popeinflüssen vermengen, ab. Mit einem kernigen „Wallflower“ startet der Reigen und setzt sich in einem proggigen Titelstück fort. Dann folgt mit „Clocks“ eine zarte, zerbrechliche und verträumte Ballade um im nächsten Stück „Flags“ verspielt zur Sache zu gehen. In diesem Stück kommen dann auch einige proggige und jazzige Fragmente mit ins Spiel. Die Stücke auf dem Album halten alle ein hohes Niveau und sind nahtlos miteinander verbunden, so dass auch musikalisch ein Konzept erkennbar ist.

Auch wenn It Bites auf dem neuen Album stilistische neue Feinheiten bieten, so ist ihre musikalische Seele doch deutlich aus den einzelnen Songs herauszuhören. Das Album ist in verschiedenen Formaten erhältlich: als Special Edition 2 CD Digipak (inkl. Extra Disc mit Band-EPK und 6 Live Songs), Gatefold DoLP + CD, Standard CD Jewel Case und digitaler Download.

War „The Tall Ships“ bereits ein Album, das It Bites wie den Phoenix aus der Asche entsteigen ließ, so setzen die vier Briten mit dem neuen Werk „Map Of The Past“ nochmals einen drauf. Das Album ist musikalisch unglaublich stimmig und homogen geworden und bietet herrliche Melodien und Harmoniebögen. Ein wunderbares Album, das trotz der eingängigen Melodien mehr im Artrock, als in der Popmusik angesiedelt ist. Sehr zu empfehlen.

Stephan Schelle, März 2012

   

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