IQ - Frequency

IQ - Frequency
InsideOut / SPV (2009)
(7 Stücke, 61:57 Minuten Spielzeit)

Die britische Neo-Progband IQ, die seit Jahren zur Speerspitze des Neo-Progs zählt, lässt sich lange Zeit mit ihren Studioalben. Ganze fünf Jahre ist es her, seit sie mit ihrem letzten Werk, „Dark Matter“, wieder für ein Ausrufezeichen gesorgt haben. Am 22. Mai 2009 erscheint mit „Frequency“ das lang erwartete Folgealbum. Zwischen den beiden Veröffentlichungen, in denen die Band zwei sehr schöne DVD’s veröffentlichte, hat sich aber so einiges im Umfeld der Band ereignet.


Im Jahr 2005 verließ der seit Gründung der Band zu IQ gehörende Schlagzeuger Paul Cook – von den Fans liebevoll Cookie genannt – die Gruppe. Für ihn nahm Andy Edwards (Ex Robert Plant Band) hinter der Schießbude platz. Im Jahr 2007 verließ dann auch noch das Gründungsmitglied Martin Orford (Keyboards) die Band und wurde durch den jungen Musiker Mark Westworth, der zuvor bei Darwin’s Radio in die Tasten griff, ersetzt.

Eingespielt wurde das Material also in der neuen Besetzung Peter Nicholls (Gesang), Michael Holmes (Gitarren), John Jowitt (Bass), Mark Westworth (Keyboards) und Andy Edwards (Schlagzeug). Anzumerken ist, dass bei den diesjährigen Livekonzerten wieder Paul Cook hinter dem Schlagzeug platz genommen hat, da Andy keine Zeit für die Tour hatte. Es ist zu vermuten, dass Paul auch danach wieder zur Gruppe gehören wird, wenn man seinen Aussagen nach dem Konzert in Essen Glauben schenken darf.

Kommen wir aber zur Musik. Zwar hat das obige LineUp die Platte eingespielt, doch war das Material bereits schon vorher (noch zu Zeiten von Martin Orford) fertig. Den Titeltrack konnte man beispielsweise bereits seit 2006 bei Auftritten der Band genießen und auch das Stück „Stronger Than Friction“ tauchte 2007 schon im Liveset auf. Damals allerdings noch unter dem Titel „Crashed And Burned“.

Und wie machen sich die sieben Stücke des Albums im Vergleich zum wirklich hervorragenden Vorgänger „Dark Matter“? Ich kann nur sagen, dass sie von gleicher vorzüglicher Qualität sind. Seit mir die neue Scheibe vorliegt, hat sie schon reichlich Umdrehungen im meinem CD-Player machen müssen, was klar für Qualität der Songs spricht.

Schon der Opener, das Titelstück des Albums, das mit Morsezeichen und Sprachfetzen sowie Störgeräuschen, wie aus einem Funkgerät aufgenommen, beginnt, geht mit seinem typischen IQ-Sound, der von herrlichen Gitarrenriffs und warmen Mellotron-Sounds getragen wird, direkt unter die Haut. Damit haben die Briten gleich einen echten Knaller an den Anfang dieses umwerfenden Albums gestellt. Sanfte Pianolinien mit dem charismatischen Gesang von Peter Nicholls schieben sich dabei unter die Hirnrinde und lassen den Hörer nicht mehr los (zumindest diejenigen, die auf sanften Neo-Prog stehen). Auch wenn das Album einige kernige Riffs bereit hält, ist es in sich doch sehr geschlossen und eher sanftmütig und träumerisch angelegt. Die von Michael Holmes gespielte Gitarre erinnert dabei doch sehr stark an das Gitarrenspiel von Steve Hackett, dass so manches Genesis-Album veredelt hat.

Das folgende „Life Support“ ist eine sehr schöne, melodische Ballade, die vom Piano getragen wird. Die Melodie setzt sich, ebenso wie das Titelstück, sofort im Gedächtnis fest. Mit dem ersten Longtrack des Albums, „Stronger Than Friction“, er bringt es auf mehr als zehn Minuten Länge, kommt dann das wohl ungewöhnlichste Stück des Albums, denn hier gehen IQ sehr abwechslungsreich zu Werke, was sich in einigen Breaks und Strukturwechseln bemerkbar macht. Vor allem im letzten Drittel kommen Sounds zu Gehör, die eine Mischung aus Krautrock und späteren Genesis darstellen. Das Stück klingt aber über weite Strecken auch sehr stark nach ihrem „Subterranea“-Album aus dem Jahr 1997. Und das ist ja wahrlich nicht das Schlechteste. Ein faszinierendes Stück Musik.

Mit „One Fatal Mistake“ folgt eine wunderbare Ballade, „Ryker Skies“, erinnert wieder an die 70’er-Jahre-Phase von Genesis und hält ebenfalls einige Struktur- und Melodiewechsel bereit. Dann kommt mit „The Province“ der längste Titel des Albums, der es auf fast 14 Minuten bringt. Auch hier sind, wie bei einem guten Longtrack üblich, Melodiewechsel und Breaks vorhanden. Gleich zu Beginn unterstreichen Akustikgitarre und flächige Synthies den Gesang von Peter. An einigen Stellen klingen IQ gar wie Alan Parsons zu seinen besten Zeiten (das sind aber nur kurze Zitate). Was für ein Stück!!! „Closer“ beendet dann die CD sehr sehnsuchtsvoll mit einer wieder unter die Haut gehenden Melodie. Ein gelungener Abschluss eines ausgezeichneten Albums.

Das Jahr 2009 scheint ein sehr gutes Jahr für den Prog zu sein, denn nach einigen bereits erschienenen hervorragenden Alben setzt „Frequency“ einen weiteren Höhepunkt in dieser Musiksparte. Wer sich in diesem Genre zu Hause fühlt, für den ist dieses Album ein Pflichtkauf. Da es neben der normalen Version auch noch eine Special Edition gibt, die neben dem Album eine DVD mit einem kompletten Konzert aus dem Jahr 2007 bereit hält, kann ich letztere nur wärmstens ans Herz legen. Kategorie: Pflichtkauf !!!!!

Stephan Schelle, Mai 2009

   

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