Hidden Orchestra – To Dream Is To Forget
Lone Figures (2023)
(10 Stücke, 46:02 Minuten Spielzeit)

Multiinstrumentalist Joe Acheson ist der Kopf des Musikprojektes Hidden Orchestra. Am 22.09.2023 ist das neueste Werk mit dem Titel „To Dream Is To Forget“ herausgekommen. Der Titel des Albums ist einer Zeile des portugiesischen Dichters Fernando Pessoa entnommen - „Niemand wird des Träumens müde, denn träumen heißt vergessen, und das Vergessen belastet uns nicht, es ist ein traumloser Schlaf, in dem wir wach bleiben.“


Nach mehreren Alben bei dem angesehenen Independent-Label Tru Thoughts, kontinuierlicher Unterstützung von The Guardian, BBC6Music, FIP, JazzFM, mehreren Auszeichnungen für innovative Soundtrack-Arbeiten in Verbindung mit künstlicher Intelligenz und konsequenten weltweiten Tourneen mit einer energiegeladenen und faszinierenden Live-Show, bei der sich zwei Schlagzeuger duellieren, ist die Reichweite und der Einfluss des Orchesters zu einem der angesehensten Namen in der heutigen Independent-Musik angewachsen und hat sogar zu Kollaborationen außerhalb der Musikwelt geführt: Die British Library, Kew Gardens und der National Trust haben Acheson für einzigartige Installationsprojekte engagiert. Doch unabhängig von der aktuellen Aufgabe, die ihm gestellt wird, bleibt die ursprüngliche Mission bestehen, „elektronische Musik mit akustischen Mitteln zu schaffen“.

Joe Acheson spielt auf dem Album unter anderem Piano, Bass, Doublebass, Zither, Synthesizer, Dulcimer, HAPI Drum. Darüber hinaus wirkten die langjährigen Mitglieder Jamie Graham (Schlagzeug), Tim Lane (Schlagzeug) und Poppy Ackroyd (Violine) mit. Ebenso dabei sind die neueren Mitglieder Jack McNeill (Klarinette) und Rebecca Knight (Cello), die alle dazu beitragen, Achesons musikalische Vision zu verwirklichen.

Acheson lässt sich von fast überall her inspirieren, erklärt er: „Ich werde von allem beeinflusst, was ich je gehört habe. Viele dieser Klänge sind nicht von Natur aus musikalisch, aber ich versuche, etwas zu finden, das eine musikalische Qualität hat. Ich mag auch die Intentionen vieler sakraler Chormusik, Kreationen, die nach oben schauen, das hat einen großen ästhetischen Einfluss auf die Art und Weise, wie ich versuche zu kreieren.“

Das Album „To Dream Is To Forget“ erscheint in einem sechsseitigen Digipak. Es beginnt mit dem Stück „Hammered“ recht perkussiv, verbunden mit elektronischen Sounds. Angereichert wird dies durch Harmonien, die Acheson in die rhythmische Umgebung einpflanzt. Das klingt recht außergewöhnlich, hat aber einen ganz besonderen Reiz.

Weiter geht es mit „Little Buddy Move“, das mit einer Art Schreibmaschinenklang beginnt und dann in einen rhythmisch/dubbigen Part wechselt. Das verbreitet eine sehr relaxte Atmosphäre mit außergewöhnlichen Klängen. Flirrende und wabernde Klänge verbindet Acheson dann zunächst im Stück „Skylarks“, dass dann mit Harmonien und elektronischen Rhythmusmustern eine ganz besondere Note bekommt, die man kaum beschreiben kann. Das klingt sehr modern.

Getragener und von einer Pianomelodie bestimmt, zu denen einige Vögel singen, zeigt sich dann das Stück „Nightfall“, das so einen leichten klassischen Touch bekommt. Nach etwas mehr als einer Minute kommt dann Schlagzeugrhythmus auf, der das Ganze auf eine neue Ebene bringt.

Der Titeltrack lehnt sich an das übergreifende Konzept und die Natur von Träumen an, die alltägliche Erfahrungen in neue unterbewusste Geschichten umwandeln. Der Abschlusstrack wirkt durch seine Streichersounds recht klassisch und besitzt darüber hinaus einen ambienten Charakter.

Das Musikprojekt Hidden Orchestra des Multiinstrumentalisten Joe Acheson bietet auf „To Dream Is To Forget“ sehr atmosphärische Sounds in modernem Klanggewand. Dabei geht es immer etwas rhythmisch zur Sache, wobei Acheson aber den Fokus auf einen harmonischen Unterboden legt.

Stephan Schelle, Mai 2024

   

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