Heart Of Cygnus – Over Mountain, Under Hill

Heart Of Cygnus – Over Mountain, Under Hill
Eigenproduktion / Just For Kicks (2009)
(9 Stücke, 51:33 Minuten Spielzeit)

Heart Of Cygnus ist eine Prog-Metal-Band aus den Vereinigten Staaten. Die Band besteht lediglich aus den beiden Musikern Jeff Lane (Gesang, Bass, Keyboards) und Jim Nahikian (Schlagzeug). Wenn man ihren breiten Sound hört, kann man das allerdings kaum glauben. „Over The Mountain, Under Hill“ ist nach dem Debüt „Utopia“ erst das zweite Album dieses Duos, das sie wieder im Eigenvertrieb herausbringen. In Europa hat sich Just For Kicks als Distributer diesem Powerduo angenommen, was den Jungs auf unserem Kontinent mehr Gehör verschaffen sollte, denn die beiden haben es wahrlich verdient.


Stilistisch bewegen sich Heart Of Cygnus im Prog-Metal-Bereich von Rush, Kings X oder Iron Maiden. Der Titel des Albums und das Cover verweisen bereits auf eine Phantasiewelt. Und tatsächlich haben sie sich einen Fantasy-Stoff vorgenommen und zwar keinen geringeren als J.R.R. Tolkien’s „Der Herr der Ringe“.

Für mich ist „Over The Mountain, Under Hill“ die erste Begegnung mit der amerikanischen Band, so dass ich keine Vergleiche zum Debüt ziehen kann. Für meinen Geschmack (Metal ist nicht meine favorisierte Spielwiese) finden die beiden aber genau die richtige Dosis zwischen harten Metal- bzw. Hardrockriffs und proggigen Elementen. Das hier der Prog auch zu seinem Recht kommt, zeigt sich an einigen Stellen des Albums, so weist der Titel „Under Hill“ beispielsweise in seinem Mittelteil eine Passage auf, die Gitarrenriffs aus dem Metal mit dem Prog á la Yes „Heart Of The Sunrise“ vom „Fragile“-Album verknüpft. Dieser Ansatz wird aber nur zart angedeutet.

Mit einem Donnerschlag eröffnet die CD auf dem Opener „Over Mountain“, begleitet von schnellen Gitarrenriffs. Sobald der Gesang von Jeff einsetzt, erinnert er auch gleich recht stark an Geddy Lee von Rush. Allerdings schafft es Jeff seine Stimme, nicht so penetrant wie es der Kanadier Geddy Lee oft vollführt, einzusetzen. Die Stimme passt sich vielmehr sehr gut dem Song an. Und auch in den folgenden Stücken werden die Gesangslinien ein ums andere Mal an Rush erinnern, ohne jedoch das Heart Of Cygnus zu einer Kopie des kanadischen Powertrios werden.

Das folgende „Black Riders“ geht zwar ordentlich ab, besticht aber durch eine gute Melodieführung. Darauf folgt ein treibendes Instrumental mit dem Titel „The King And His Steed“, das von Schlagzeug und E-Gitarren bestimmt ist. „Lost At The Sea“ beginnt im Minnestil, wie eine Folkweise aus dem Mittelalter, allerdings ist dieser Part nur sehr kurz und die Gitarren leiten in einen tollen Prog-Metaltrack über, der mitreißt. Fette Gitarren bestimmen „Erik“. Bei diesem kraftvollen Song kann ich mir gut bärtige Wikinger aus dem hohen Norden vorstellen. Gesanglich erinnert mich Jeff hier ein wenig an Boston.

Mit „The Mountain King“ haben die beiden dann noch einen sehr epischen Song auf dem Album, der mir ausgesprochen gut gefällt, weil der Metalteil hier eher in den Hintergrund tritt. Als Abschluss findet sich dann noch eine Coverversion von Iron Maiden’s Song „Revelations“ auf der wirklich tollen CD.

„Over Mountain, Under Hill“ ist ein klasse Prog-Metal-Album, so richtig nach meinem Geschmack. Hier stimmen die Proportionen. Es ist zu hoffen, dass sich Jeff und Jim auch in Europa etablieren. Mit diesem Album sollte das kein Problem sein.

Stephan Schelle, April 2009

   

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