Harry Marte & Big Pit – A Blue Line

Harry Marte & Big Pit – A Blue Line
Boomslang Records / Broken Silence (2014)
(12 Stücke, 50:18 Minuten Spielzeit)

Da ich Harry Marte nicht kenne, hier zunächst einige Informationen aus dem Pressetext: Harry Marte & Big Pit spielen Americana-Folk, Blues und Country mit einer Prise Rock´n´Roll. Wohlgemerkt aus Österreich und der Schweiz (Alpenland!!!) stammen die vier Musiker, und nicht aus Arizona, Tennessee, Texas oder Colorado. Und trotzdem klingen sie so sehr nach Wildem Westen, dass man meinen könnte, sie hätten zu viel Speck mit Bohnen gegessen. Es gibt gute Gründe dafür.


Der 1956 geborne Harry Marte interessierte sich vor allem für die Musik und die Filme der US-Amerikaner. Als musikalische Vorlieben sind es vor allem Bob Dylan, Johnny Cash und später John Hiatt und Chris Whitley, die seine Musik beeinflusst haben. Filme wie Easy Rider oder Literatur von Cormac McCarthy waren es auch, die seinen Durst und die Sehnsucht nach Freiheit, die in diesen Werken propagiert wurden, in ihm weckten. Auch dies fand Einzug in seine Musik.

Die Musiker, die sich nun um Harry Marte scheren, sind allesamt eine Generation jünger, aber gleichermaßen beeinflusst von der Musik des Westens, vom Blues, Bluegrass, Jazz und den legendären Songwritern. Wesentlich kritischer ist der Blick dieser Männer in den Westen und die Träume der Generation Martes, die Inspiration der Musik ist dieselbe. Die Interpretation ist eine andere. Kreativ und unkonventionell gehen BIG PIT an Martes starke Geschichten und formen farbige Bilder des Lebens über Einsamkeit, Liebe, Tod und Teufel. Sie allesamt schauen auf zu Marte, die gestandenen Musiker, mit allen Wassern gewaschen, zu ihrem Häuptling, Schamanen, Geschichtenerzähler, der schon einigen Vorsprung im Fluss des Lebens hat.

Das diese Einflüsse zutreffen, das hört man vom ersten Ton an. Das eröffnende „Driftwood“ ist so amerikanisch, wie es nur sein kann. Und Harry singt darüber mit einer äußerst näselnden Stimme, die diesen Eindruck weiter verstärkt. „Driftwood“ ist eine schöne Bluesrocknummer mit Country- und Westcoasteinflüssen.

Noch mehr Country mit einer jaulenden Gitarre und dem typischen Americana-Folk-Rhythmus sowie eine Stimme die zwischen Bob Dylan und Johnny Cash wandelt, lassen die Gedanken weitab von den Alpen in den tiefsten Süden Amerikas (USA) driften. „Nasty Friend“ ist ein intensiver, spärlich instrumentierter Song, bei dem Blues, Americana, Country, Bluegrass und sogar jazzige Klänge eine Verbindung eingehen. „Crack Jack“ klingt dann wiederum wie eine Johnny Cash-Nummer. Im gleichen Stil sind die weiteren Songs auf dem Album gehalten.

Das 19seitige Booklet ist fest im sechsseitigen Digipack verklebt. Es enthält neben einigen Fotos auch Infos zu Harry Marte sowie alle Liedtexte.

Wer die Musik des US-Amerikanischen Westens mag, der bekommt mit „A Blue Line“ von Harry Marte & Big Pit genau das Richtige aufs Ohr. Wenn man bedenkt das die Musiker aus den Nachbarländern Österreich und Schweiz stammen, mag man es kaum glauben, so sehr drücken sie den Spirit des amerikanischen Westens mit Country, Americana-Folk, Blues und Bluegrass aus. Das Cover des Albums mit seinen weiten Graslandschaften ist bestens gewählt, sagt es doch sehr viel über das Feeling aus, das dieses Album verströmt.

Stephan Schelle, Februar 2014

   

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