Harp - Albion
Bella Union (2023)

(12 Stücke, 40:34 Minuten Spielzeit)

Harp ist das gemeinsame Projekt von Tim Smith (ehemaliger Sänger und Songwriter von Midlake) und seiner Frau Kathi Zung. Ihr Debütalbum „Albion“ ist am 01.12.2023 bei Bella Union herausgekommen. Laut Wikipadia wird der Begriff Albion wie folgt beschrieben: Albion (bei Claudius Ptolemäus λουίων, Alouion) ist ein antiker Name für Großbritannien, obwohl der Begriff meist auf England bezogen wird. Der Begriff wird auch neuzeitlich vor allem dichterisch für England benutzt.


Im Pressetext ist zu dem Album folgendes zu lesen: „Es ist nicht das Ziel, es ist die Reise”, schrieb schon der amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson. Doch bei Smith scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Der Weg zu „Albion” mag lang und kurvenreich gewesen sein, und holprig obendrein, aber die Musik, die Harp geschaffen hat, ist voller schöner Melodien, Dramatik und Details. Die zehn Songs und zwei zur Stimmung passende Instrumentals werden umrahmt von akustischen und elektrischen Gitarren, sanften Keyboardtönen und Smiths besonderer Stimme; mit anderen Worten, die Quintessenz dessen, was die Leute in erster Linie zu seiner Arbeit mit Midlake hingezogen hat.

Auf dem Album ist alles in etwas dunkleren Tönen gehalten. Es sind Lieder über den Zustand des Menschen, von verlorener und gefundener Liebe, von Angst bis Freude, von Furcht bis Akzeptanz, alles in einer sehr eigenen poetischen Sprache verpackt. „Albion” wurde von Smith größtenteils allein zu Hause aufgenommen, mit Gastbeiträgen des ehemaligen Midlake-Bassisten Paul Alexander bei „Silver Wings” und „Throne Of Amber”, E-Gitarren von Max Kinghorn-Mills von der Band Hollow Hand bei „Seven Long Suns” und eben auch Tims Frau Kathi Zung, die sich für alle Drums verantwortlich zeigt.

Das Album beginnt mit dem 1:49minütigen „The Pleasant Grey“. Der Rhythmus erinnert mich dabei zunächst ein wenig an Porcupine Trees „Radioactive Toy“. Sobald dann aber Akustikgitarre und Keyboardsounds einsetzen besitzt das Stück eine eigene Handschrift. Das klingt leicht folkig und soundtrackartig. Nahtlos geht es dann in das 3:37minütige „I Am The Seed“ über, das jetzt eine Spur sanftem Popappeal mit leicht proggigen Elementen (hat etwas von Anthony Phillips) verbindet. Smiths Gesang verfeinert diesen atmosphärisch dichten Song. Und in diesem leicht balladesken Stil geht es dann auch im Song „A Fountain“ weiter. Sanft und verträumt zieht dieser Track seine Runden.

Mit seinen Songs verbinden Harp den Sound der 70’er mit dem Hier und Jetzt. Das zeigt sich auch in dem sanften Song „Daughters Of Albion“. Man hat das Gefühl einen Song aus den 70’ern zu hören, der mit den technischen Mitteln der Jetzt-Zeit aufgenommen wurde und wird in eine relaxte Stimmung versetzt, in der die Gedanken dahinschweben. Das 5:06minütige „Country Cathedral Drive“ bekommt zusätzlich eine symphonische Note und erinnert damit ein wenig an Bands der Marke Barclay James Harvest. Und so geht es dann auch auf dem Rest des Albums weiter.

„Albion“ von Harp ist ein sehr atmosphärisches Album mit sanften Klängen. Dabei werden die Gitarren von sanften Keyboardsounds, unaufgeregtem Schlagwerk und Smiths markanter Stimme durchzogen. Manches kommt dabei Bands der Marke Barclay James Harvest (vor allem in den symphonischen Parts) oder auch Singer/Songwritern der 70’er Jahre nahe und wird mit einer Spur Folk gewürzt.

Stephan Schelle, April 2024

   

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