Harlis – Night Meets The Day

Harlis – Night Meets The Day
Sireena Records / Broken Silence Distribution (1977/2009)
(7 Stücke, 41:16 Minuten Spielzeit)

Gut zwei Monate sind ins Land gegangen, dass das deutsche Label Sireena Records die ersten drei Alben im Rahmen der Wiederveröffentlichungen von Alben des erfolgreichen deutschen Sky-Labels herausbrachte, da kommt am 25.09.2009 auch schon der nächste Teil. In der ersten Runde war auch das Debütalbum der deutschen Formation Harlis enthalten. Jetzt, im zweiten Teil der Serie gehört das zweite Album von Harlis, das den Namen „Night Meets The Day“ trägt, zum aktuellen Repertoire.


Ein Jahr nach dem erfolgreichen Debüt legten Harlis in unverändertem LineUp Charly Maucher (Bass, Gesang), Wolfgang Krantz (Gitarre, Keyboards), Werner Löhr (Schlagzeuger) und Arndt Schulz (Gitarre) ihr zweites Album nach. Dieses Mal hatten sie sich ein Konzept ausgedacht, denn „Night Meets The Day“ ist eine Piratengeschichte, fast schon in Form einer Rockoper, rund um einen Seemann, der seinen Leuchtturm benutzt, um Schiffe stranden zu lassen und ihre Fracht zu rauben.

Das Ganze wurde damals schon grafisch schön in Szene gesetzt, denn nicht nur das Cover zierte eine Piratenszene (Man beachte auch die Feuerkugel auf dem Leuchtturm, sie ist dem Cover des Debütalbums entnommen), auch in der Plattenhülle war ein Faltblatt beigefügt, das neben den Texten sehr schöne Zeichnungen zur Geschichte zeigte. Zwar fehlen die Songtexte in der CD-Veröffentlichung, doch hat das 12seitige Booklet neben neuen Linernotes und raren Fotos auch die Zeichnungen zu bieten.

Harlis hatten sich bei ihren Aufnahmen im Winter 1976/1977 viel vorgenommen, denn die Band nutzte das damals recht angesagte, aber bis heute selten verwendete Kunstkopf-Verfahren. Dabei werden Mikrofone zur Aufnahme der Musik an einem Kopf-Dummy angebracht, um den Sound so aufzunehmen, wie ihn der Mensch wahrnimmt. Das erstaunliche war dabei, dass ein unglaublich räumlicher Klang entstand. Das Verfahren setzte sich aber nicht durch, da die größten Effekte beim Hören mit Kopfhörer zu erzielen waren, was jedoch kaum genutzt wurde. Heute, im Zeitalter des MP3-Players haben sich die Hörgewohnheiten jedoch radikal geändert, vielleicht eine Möglichkeit diese vergessene Technik wieder zu entdecken. Für die CD wurden jedenfalls die Kunstkopf-Aufnahmen genutzt, so dass vor allem unter dem Kopfhörer ein sehr transparenter, räumlicher Klang zu genießen ist.

Stilistisch machen Harlis da weiter, wo sie mit ihrem Debüt aufgehört haben und ergänzen ihre Songs durch Geräusche und unterschiedliche Stimmlagen, was den Eindruck der Geschichte noch verstärkt. Natürlich können Maucher und Krantz ihre Jane-Wurzeln nicht verbergen und so rückt auch dieses Album in den musikalischen Dunstkreis von Jane’s früheren Alben. Tolle Melodien, straighter Rock, herrliche Soli, die auch mal an Pink Floyd erinnern und ein klasse Sound, dank Kunstkopf-Technik, machen dieses Album aus.

„Night Meets The Day“ bestätigte die guten Kritiken des Debüts bzw. übertraf sie noch, denn die Fachpresse mit Vertretern wie SOUNDS und MUSIKEXPRESS lobte die Produktion in höchsten Tönen. Normalerweise ist das der Grundstein für eine zukünftige Karriere, doch wie so oft scheiterten die Musiker an sich selbst und die Band löste sich bereits Anfang 1978 wieder auf. Als Vermächtnis beleiben zwei eindrucksvolle Alben zurück, die in keiner guten Rocksammlung fehlen dürfen. Damit die Musik nun auch im Digitalzeitalter nicht verloren geht, hat Sireena Records wieder mit viel Liebe dieses Werk ins neue Jahrtausend gerettet. Absolute Kaufempfehlung!

Stephan Schelle, September 2009

   

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