Half Past Four – Rabbit In The Vestibule

Half Past Four – Rabbit In The Vestibule
Half Past Four / Just For Kicks Music (2010)
(13 Stücke, 63:25 Minuten Spielzeit)

Schritte in einem Flur und das öffnen einer Tür, durch die der Protagonist schreitet und die Tür danach wieder verschließt, so beginnt die aktuelle CD der aus dem kanadischen Toronto stammenden Progressive- / Art-Rockband Half Past Four. Sie trägt den Namen „Rabbit In The Vestibule“ und ist das Debüt der fünfköpfigen Formation.


Die Band besteht aus Kyree Vibrant (Gesang), Constantin Necrasov (Gitarren, Mandoline, Gesang), Dmitry Lesov (Bass, Akustikgitarre Gesang), Igor Kurtzman (Keyboards) und Ann Brody (Schlagzeug). 13 Stücke sind auf dem Album enthalten, die Laufzeiten zwischen 2:37 und 8:14 Minuten aufweisen. Aber lediglich vier Stücke schaffen es über die sechs Minuten-Grenze, so dass hier weniger Longtracks als kurze Songs im Vordergrund stehen.

Neben Progressive-Elementen mixt das Quintett auch andere Musikzutaten in ihren Soundkosmos, so dass etwas Vertrautes und doch neues entsteht. So beginnt beispielsweise „Missing Sevenths“ mit typischen Yes-Gitarren. Doch die weibliche Stimme von Kyree hat eine Menge an Eigenheiten, die einen aus der normalen Prog-Lethargie reißt. Schon in diesem Opener geht es auch jazzig und mit einer Spur Hardrock zur Sache.

Und so verspielt, wie sie anfingen geht es auch gleich im Folgenden „Johnny“ weiter. Mal blitzen Sounds durch, die an Spock’s Beard erinnern, dann weht der Wind wieder aus einer ganz anderen Richtung. Damit schippern sie im Fahrwasser von Bands wie The Tangent etc.

Ein Piano eröffnet das fast achtminütige „Poisoned Tune“ und führt durch den Gesang in eine Mischung aus Musical und einem Sound, der an die Südstaaten der USA (Slide-Guitar) erinnert. Die detaillierte Saitenarbeit bietet dabei wieder einen proggigen Ansatz. Zum Ende hin spielen Keyboards und Gitarren einen eher rockigen Stiefel.

„Southern Boogie“ zeigt erneut andere Klangmuster. Allerdings ist das nicht einfach ein Boogie, sondern durch unterschiedliche Rhythmen und Klangfarben wirkt der Song recht poppig/proggig. Das geht gut ins Ohr, auch wenn ein jazziges Saxophon noch einen stilistischen Tupfer setzt. Aber genau diese Stilvielfalt ist es, die die Musik von Half Past Four ausmacht.

Südamerikanische Rhythmen (Sind wir hier auf Kuba? Kommt mir fast so vor.) und leicht sägende Gitarren, die die Atmosphäre etwas konterkarieren, zeigen sich in „Twelve Little Words“. Ein Echolot und psychedelische Sounds, die zunächst an die Beatles erinnern, eröffnen „Underwater“ um schon nach wenigen Momenten in einen Barsound der Marke Sade abzudriften, ohne aber in Belanglosigkeit zu versinken. Das ist soundtechnisch auch gut umgesetzt, denn es gibt einige tolle Stereoeffekte. Auch führen die Wege immer wieder in den Prog-Artrock-Hafen zurück.

Half Past Four bieten auf diesem Album eine Menge Abwechslung. Ob sie sich noch nicht gefunden haben oder einfach nur die verschiedensten Stile perfekt miteinander verquicken, sollte man für sich selbst entscheiden. Jedenfalls macht das Debüt der Kanadier schon mal Spaß. Ein Antesten lohnt allemal.

Stephan Schelle, Juni 2010

   

CD-Kritiken-Menue