Godzilla In The Kitchen - Same
Eigenvertrieb (2015)
(10 Stücke, 62:33 Minuten Spielzeit)

Die aus Jena stammende Band mit dem ungewöhnlichen Namen Godzilla In The Kitchen (hier müssen Filmfans am Werk sein) hat sich die Frage gestellt, „was wohl dabei herauskommt, wenn man harten, erdigen Rock mit den typisch progressiven, psychedelischen Elementen vermischt, die einen in ihren Bann ziehen und kaum mehr loslassen wollen?“ Bei diesen Jungs handelt es sich um eine dreiköpfige Band junger Musiker, die sich bereits im Jahr 2011 gefunden haben. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum stammt bereits aus dem Jahr 2015 und wurde mir vor kurzem zugeschickt.


Das Erste, was auffällt, ist das tolle Cover, auf dem der Titelname sehr gut umgesetzt wurde, zeigt es doch eine erschreckte Frau in einer Küche, aus den Augen Godzillas betrachtet. Das nenne ich mal Humor.

Das Thüringische Dreigestirn ist stilistisch im instrumentalen psychedelischen Postrock mit Metal, Progressive- und Artrock-Anteilen unterwegs. Diese Mischung ist wohl nicht zuletzt ein Ergebnis der schon früh einsetzenden musikalischen Prägung vor allem durch Progressive und Alternative Größen wie Pink Floyd, Marillion, Tool, Faith No More und Helmet, um nur einige wenige zu nennen.

Zehn Stücke mit Laufzeiten von 3:13 bis 11:12 Minuten Spielzeit haben Felix Rambach (Schlagzeug), Eric Patzschke (Gitarre) und Simon Ulm (Bass) auf den Silberling gepackt, der in einem Digipack mit vierseitigem Booklet daherkommt. Nach drei Jahren im Proberaum und bei Konzerten wollten sie es wissen und haben die zehn Stücke für ihr Debüt eingespielt.

Die CD beginnt mit dem siebenminütigen „Up The River“, das die Marschrichtung des restlichen Albums schon mal vorgibt. Schlagzeuger Felix startet mit seinem Gerät den Rhythmus wie ein perfektes Uhrwerk, auf das dann Simon seinen Bass legt. Nach wenigen Momenten kommt dann Eric’s Gitarre ins Spiel, die mal als Lead-, dann wieder als Rhythmusgitarre fungiert. Sehr eingängig zeigt sich der Opener, auch wenn mal die Gitarren sägen und keine Melodielinie auszumachen sind. Felix und Simon treiben das Stück ungebremst voran. In die zweite Hälfte bauen die Drei dann einen psychedelisch/atmosphärischen Part ein, bei dem der Bass hervorsticht, während die E-Gitarre nicht minder intensiv im Hintergrund mysteriöse Sounds zaubert und das Schlagzeug filigran bearbeitet wird, um zum Ende hin in gar in Black Sabbath artiger Weise zu enden.

„Broken Dance“ geht es etwas ruhiger an. In den druckvollen Passagen erinnern die Jungs an Bands wie My Sleeping Karma oder Long Distance Calling & Co. (ohne aber deren Klasse zu erreichen), haben aber auch einige sehr schöne weitere Klangfarben in ihren Sound eingebaut. Es macht immer wieder Spaß auf das nächste Break oder das nächste Solo zu warten. Sehr atmosphärisch mit seinen akzentuiert gesetzten Klangtupfern kommt „Elis Speech“ daher, denen teilweise sägende Gitarren gegenüber stehen.

„Population Of Violence“ vermengt Metalanteile mit atmosphärischen Sounds und baut dahinein gar jazzige Motive. Zwar ist der Stil in den Songs relativ identisch, doch zeigt das Trio, das es durch verschiedene Elemente den Spannungsbogen hochhalten kann, so auch im elfminütigen „Stick To Your Daily Routine“. Der Fokus liegt immer auf der Kombination von harten und weicheren Klängen. Im teils harten Brett „The Universe Is Yours“, das von Metalriffs bestimmt wird, kommen dann das einzige Mal Stimmsamples in der ansonsten instrumentalen Musik auf.

In Thüringen haben sich drei junge Musiker zu einer vielversprechenden Band zusammengetan, um Instrumentalrock zu spielen, der sich im Umfeld des Postrock mit Metal, Psychedelic-, Art- und Progressiverock bewegt. Ein gutes Debüt, das aber zeigt, dass die Jungs noch Luft nach oben haben. Man darf gespannt sein, wie sich die Band weiterentwickelt.

Stephan Schelle, September 2016

   

CD-Kritiken-Menue