Ginger - Seahorse

Ginger - Seahorse
Ginger & Taliesyn Productions / www.gingerspace.com (2011)
(10 Stücke, 49:16 Minuten Spielzeit)

Nach ihrem letztjährigen Debütalbum „Going Through Arlanda“ und dem Livealbum „From The Road“ kommt im Oktober 2011 nun das zweite Studioalbum der Schweizer Blues-Rock-Psychedelia-Band Ginger auf den Markt. Das LineUp besteht konstant aus Marc Walser (Gitarren, Gesang), Micha Bütikofer (Gesang, Gitarre, Trompete), Ariane „Arie“ Bertogg (Bass, Gesang) und Dominik Jucker (Schlagzeug).


Allerdings haben sich die vier Musiker bei vier Stücken Gastmusiker zur Seite geholt. Das sind Stephanie Kobza (Cello), Benj Hartwig (Hammondorgel) und George Vaine (Gesang). Nach Veröffentlichung des Erstlings, wo sie ihre unbändige Jamlust auch im Studio nicht abgelegt haben, folgt nun das Zweitwerk: „Seahorse“ brilliert mit ausgefeilteren Arrangements, atmosphärischeren Kompositionen und dichter gewebten Songstrukturen.

Die größte musikalische Stärke Gingers ist jedoch nach wie vor ihre unglaublich vielfältige stilistische Bandbreite. Und so geben sich auch auf „Seahorse“ wieder psychedelische Unterwasserabenteuer, kollektive Freejazz-Improvisationen, kompromissloser Riff-Rock, Überschallgeschwindigkeitsreisen und whiskeyschwere Balladen die Klinke in die Hand. Dass das Album trotzdem nicht unzusammenhängend wirkt, ist vor allem den Doppelleadgesängen sowie dem exzellenten atmosphärischen Mix und Mastering zu verdanken, die die Songs zu einer Einheit zusammenschweißen.

Zehn Songs mit Laufzeiten zwischen 2:49 und 8:14 Minuten lässt das Schweizer Quartett auf den Hörer los. Und wie oben schon beschrieben, so sind die Stücke von psychedelsichem Rock durchzogen.

Toll ist gleich der treibende Opener „Yeager“, der ordentlich abgeht. Hier hat man sofort Lust das Tanzbein zu den psychedelischen Rockklängen zu schwingen. Gesang und die Gitarrenwände stehen im Vordergrund, während das Schlagzeug im „Backstage“ seine Arbeit verrichtet. Schon in diesem Stück gehen die Gitarristen an ihren Seiten mit einigen Soli ganz gut ab. In das folgende „The Wheel“ kommt dann eine gehörige Prise Bluesrock hinein.

Hypnotisch geht es dann – wie zu Doors-Zeiten – in „Painful Hours“ zu, dem vor allem das Cello von Stephanie Kobza eine besondere, faszinierende Note verleiht. Das klingt einfach nur fesselnd. Ein schönes, balladeskes Stück folgt mit „200 Horses“, bei dem die Hammondorgel für nostalgisches Flair sorgt. Das folgende „Father“ geht sofort ins Ohr und hat eine gehörige Portion Popappeal. Die Trompete gibt dam Ganzen dann noch die entsprechende exotische Würze. Und auch „I Don’t Know“ bohrt sich mit seiner Instrumentierung und seiner tollen Melodie sofort ins Ohr. Die Kombination von Akustikgitarre und Cello belebt das Stück „No More“, das so mit seiner melancholischen Note für Gänsehaut sorgt. Auch der Rest kann sich wahrlich hören lassen. Neben dem vierseitigen Digipack, das mit einem achtseitige Booklet ausgestattet ist, in dem alle Texte abgedruckt (aber leider kein Bandfoto) sind, wird das Album auch als 180g Vinyl-Ausgabe erhältlich sein.

Ginger haben sich in der Tat seit ihrem Debüt um Längen gesteigert und liefern mit „Seahorse“ ihr ambitioniertestes, strukturiertestes, eingängigstes und bestes Werk ab. Ein tolles Psychedelic-Rock-Album, das durch weitere stilistische Beigaben zu überzeugen weiß. Das Werk kann ich sehr empfehlen.

Stephan Schelle, Oktober 2011

   

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