Ginger – Going Through Arlanda

Ginger – Going Through Arlanda
Eigenvertrieb (2010)
(8 Stücke, 48:21 Minuten Spielzeit)

Ginger nennt sich ein Quartett aus Zürich, das seinen Stil selbst als Blues-Rock-Psychedelia bezeichnet. Drei Jahre existiert die Band, bestehend aus Marc Walser (Gitarren, Gesang), Micha Bütikofer (Gesang, Gitarre, Trompete), Ariane „Arie“ Bertogg (Bass, Gesang) und Dominik Jucker (Schlagzeug) bereits und kann auf mehr als 100 Livekonzerte zurückblicken. Es gibt bereits eine EP und auch Livemitschnitte der Band, doch erst in 2010 erscheint mit „Going Through Arlanda“ ihr erstes Studioalbum.


Klanglich ist die CD sehr transparent und druckvoll ausgesteuert, das ist auch kein Wunder, hat der Soundmagier Eroc doch wieder seine Hände und Ohren im Spiel gehabt und der Musik den nötigen Feinschliff gegeben. Man hat förmlich den Eindruck, zwischen den vier Musikern zu sitzen.

Den Einstieg bekommt der Hörer mit dem elfminütigen Epos „T-10“. Neben Blues, Rock und Psychedelic bringt die von Micha gespielte Trompete eine weitere Komponente ins Soundgefüge, die auch mal jazzig, dann wieder Bigband mäßig oder mit einem leichten südeuropäischen Flair behaftet ist, ins Spiel. Dieser Track ist bereits mit ausufernden Soli belegt. Irgendwie klingen Ginger, als seien sie in den 60’er und 70’er verhaftet und transportieren diesen Spirit – unter anderem auch durch den perfekten Klang (Mastering) – ins neue Jahrtausend.

„Who Are You“ ist eine Akustikgitarrennummer, die schnell ins Ohr geht, dann durch harte Riffs (die mich hier beispielsweise zunächst an The Who’s „Tommy“ erinnern, dann aber wesentlich psychedelischere Anflüge bekommen) aber in rockigere Gefilde abdriften. Hier gehen die E-Gitarren richtig ab. Das neuneinhalbminütige „Flesh And Skin“ beginnt mit Sounds, die ebenso gut in die Krautrockära passen würden. Das eröffnende Gitarrenmotiv kommt mir bekannt vor, ohne dass ich es aber direkt zuordnen kann. Ein sehr schöner atmosphärischer Song.

Der Titel lässt es schon erahnen, „Raja“ hat eindeutig indische Wurzeln, denn Klangbild und Instrumentierung wirken wie aus einer anderen Welt. Mystisch, hypnotisch, meditativ und filigran bohrt sich „Raja“ in die Gehirnwindungen des Hörers. Und nach gut anderthalb Minuten kommen diese unwiderstehliche Gitarre und der Rhythmus hinzu, der einem die Sinne nimmt. Als Kontrapunkt setzt Marc dann noch eine recht hart gespielte und die Stimmung zerschneidende Trompete. Was im ersten Moment störend wirkt, lässt sich aber nach wenigen Momenten sehr gut an.

Mit „Crosstown Bar Blues“ kommt dann noch ein waschechter Blues, mit „Rosie’s“ ein Bluesrocker und mit „Drive Baby“ wieder eine unwiderstehliche Nummer, die alle Stile miteinander verbindet. Vor allem der instrumentale, psychedelisch, spacige Mittelteil ist wieder faszinierend.

„Going Through Arlanda“ ist ein tolles Debütalbum der Züricher Band Ginger. Mit ihrem Sound verschmelzen sie Blues, Rock und Psychedelic in äußerst gekonnter Art. Das Ganze wurde soundtechnisch auch noch von Eroc auf höchstem Niveau umgesetzt. Der Sound der 60’er/70’er Jahre wird von Ginger perfekt ins neue Jahrtausend gebeamt, ohne das er Patina ansetzt.

Stephan Schelle, Oktober 2010

   

CD-Kritiken-Menue