Gazpacho – March Of Ghosts

Gazpacho – March Of Ghosts
KSCOPE / Snapper Music (2012)
(10 Stücke, 50:11 Minuten Spielzeit)

Nach zwei Konzeptalben („Tick Tock“ und „Missa Atropos“) legt die aus Norwegen stammende Band Gazpacho schon wieder ein derartiges Werk nach. Im März 2012 erscheint nun „March Of Ghosts“. Die Band, die sich nach einer italienischen Suppe benannt hat, ist seit Jahren konstant. In der Besetzung Jan-Henrik Ohme (Gesang), Jon-Arne Vilbo (Gitarren), Thomas Andersen (Keyboards), Mikael Kromer (Violine, Mandoline, Gitarre), Lars Erik Asp (Schlagzeug, Perkussion) und Kristian Torp (Bass) haben sie das neue Werk eingespielt.


Die Konstanz in der Band hat sich bezahlt gemacht, denn auch auf dem neuesten Output hat das norwegische Sextett den ganz eigenen Stil beibehalten und ein qualitativ hochwertiges Album zustande gebracht. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Konsequenz sie Alben mit gleichartig hoher Qualität immer wieder auf den Markt bringen. Allerdings liegt die Musik auf ihren Werken auch immer sehr nah beieinander, so dass nicht wirklich Neues aus den Boxen quillt, wenn man „March Of Ghosts“ in den Player legt.

Mit „March Of Ghosts“ haben die Norweger erneut ein Konzeptwerk erstellt, denn Keyboarder Thomas Andersen erklärt zum Grundgedanken des Albums, dass es eine Ansammlung von Kurzgeschichten darstellt: „Die Idee war, eine Nacht zu vertonen, in der unserer Hauptfigur verschiedene Geister (tot und lebendig) begegnen und ihm ihre Geschichten erzählen.“

Mir liegt die Version im Bookformat vor, die entgegen der Jewelcase-Fassung den zweiminütigen Opener „Movement“ als Bonusstück enthält. Viel interessanter ist aber das schön gemachte Booklet im Bookformat. Neben dem Intro „Movement“ das symphonisch, orchestral und mystisch instrumental in die CD geleitet, finden sich vier Parts des Stückes „Hell Freezes Over“ sowie sechs weitere Stücke auf dem Album. Das Intro mit seiner weinerlichen Violine erweckt eine unglaublich traurige Stimmung. Ich hab das Gefühl allein auf einem Friedhof in einer Nebeldurchwachsenen Nacht zu sitzen. Dann geht es in den ersten Song „Hell Freezes Over I“ nahtlos über. Auch die anderen Stücke sind atmosphärisch, wenn auch nicht immer durch nahtlose Übergänge miteinander verbunden, so dass musikalisch ein Konzeptfeeling entsteht.

In „Hell Freezes Over I“ wird es nun rockiger und Gazpacho starten ihren atmosphärischen Artrock, für den sie wie keine zweite Band stehen. Sofort fühlt man sich in diesem Soundkosmos zu Hause. Melancholische Klänge vermischen sich mit Folk angehauchte und symphonische Passagen die mit Rockflair dann zu diesem typischen Sound heranwachsen. Ein Verträumtes „Hell Freezes Over II“ schließt sich nun an. Die Stücke sind stilistisch schon recht gleichartig, so dass man die Musik von Gazpacho nur lieben oder hassen kann. Ich für meinen Teil zähle zur ersten Kategorie.

„Gold Star“ bietet durch die Instrumentierung einige Folkelemente, ansonsten bewegt es sich stilistisch im gleichen Fahrwasser. „Hell Freezes Over III“ kommt als Downtemponummer und man hat beim Hören das Gefühl, die Zeit stehe still. „Mary Celest“ sticht – wieder durch die Folkelemente – ein wenig aus dem bisherigen Material heraus. Der Song hat darüber hinaus eine sehr eingängige Melodie und verströmt nicht soviel Melancholie wie die meisten anderen Stücke. Das Gazpacho unter anderem ihre Inspirationsquelle in Marillion haben, zeigt sich in der Downtemponummer „What Did I Do?“, bei dem des Öfteren Klangfarben und Strukturen der Briten auftreten. In „Golem“ lassen Gazpacho dann auch die Gitarren mal etwas lauter sprechen und im abschließenden „Hell Freezes Over IV“ kommt dann eine Spur von Faszination auf, die ihr Album „Tick Tock“ so besonders machte.

Die Norweger Gazpacho haben mit „March Of Ghosts“ einen würdigen Nachfolger von „Missa Atropos“ geschaffen, der ganz in der Tradition ihres Sounds verhaftet ist. Allerdings kommen sie auch mit dem neuen Werk nicht ganz an ihr Überalbum „Tick Tock“ heran. Wer die bisherigen Alben der Norweger mochte, der liegt auch mit diesem Werk goldrichtig. Auch wenn das Werk etwas melancholisch ausgefallen ist, so spricht es doch auch alle anderen Artrockfans an.

Stephan Schelle, März 2012

   

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