Gavin Harrison & 05Ric – The Man Who Sold Himself

Gavin Harrison & 05Ric – The Man Who Sold Himself
kscope (2013)
(10 Stücke, 42:00 Minuten Spielzeit)

Bereits im Jahr 2012 erschien das dritte Album der beiden Musiker Gavin Harrison und 05Ric. Der Gitarrist 05Ric und Porcupine Tree-Schlagzeuger Gavin Harrison, der in den letzten vier Jahren hintereinander von den Lesern des Modern Drummer-Magazins den Titel „Bester Progressiver Drummer“ abräumte, bilden seit nunmehr sechs Jahren ein musikalisches Duo, das mit „Drop“ (2007), „Circles“ (2009) und jetzt „The Man Who Sold Himself“ (2012) ihre Zusammenarbeit dokumentiert. Im Herbst 2013 gehen sie auf Europatournee, bei der sie auch fünf Deutschlandtermine eingebaut haben.


Die Mischung von 05Rics charakteristischem Style und Gavins außergewöhnlichem Drumming mündete in äußerst komplexen Produktionen. Gavin Harrison kommentiert beispielsweise ihre gemeinsame Arbeit an „The Man Who Sold Himself“ so: „Wir haben weiter daran gearbeitet die Grenzen unserer rhythmischen und harmonischen Möglichkeiten auszuloten und zu sprengen. Ich glaube, das sind einige der kompliziertesten Rhythmuskonstrukte, die ich je gezaubert habe, und 05Ric hat seinen Bass drumherum gesponnen.“ 05Ric erklärt weiter, dass das neueste Album textlich die Habgier der globalen, finanziellen Krise, die Oberflächlichkeit der zwanghaften Produktivität ohne Leidenschaft und die destruktive Kraft, die durch egoistisches Verhalten entsteht, behandelt. „Dabei entdeckt der wahre Charakter durch erhöhte Aufmerksamkeit seine echte, ursprüngliche Bestimmung.“

Und einfach sind die Songs nun wirklich nicht, denn ihre Komplexität macht eine genaue Beschäftigung mit dem Werk unumgänglich. So startet das eröffnende „Prize“ beispielsweise mit einem Stakkato aus Bass und Schlagzeug, um dann nach gut 20 Sekunden in einen atmosphärischen und durch den Gesang recht jazzigen Part überzugehen. Im Stück selbst kommen dann wieder vertrackte Schlagzeugrhythmen ans Licht, die den Song etwas sperrig machen.

In „Identitas“ geht Gavin hinter seiner Schießbude akzentuierter zu Werke. Jetzt kommt auch ein Hauch Worldmusic mit in die Musik. Dem steht als Kontrast dann 05Ric’s Gesang gegenüber. Irgendwie klingt das nicht von dieser Welt. So ein bisschen hat das auch was von David Bowie oder Frank Zappa, was den Gesang angeht. Das Titelstück schlägt dann in die gleiche Kerbe. Es ist fast unmöglich diese Musik zu beschreiben. Und so führen sie diese Kombination aus Artrock und Jazz munter auf dem Album fort. Die Eckpfeiler dieser Musik sind dann aber immer wieder das ausgefeilte Schlagzeugspiel von Gavin Harrison sowie das markante Bassspiel und der außergewöhnliche Gesang von 05Ric.

Neben der CD ist auch noch eine DVD im Package enthalten, die das Album in den Formaten Dolby Digital 5.1 und DTS 5.1 enthält. Vor allem in der DTS 5.1-Version bekommt die Musik eine gehörige Portion Tiefe und Volumen. Verpackt sind beide Silberlinge ein einem herrlichen Digibook, in dem sich ein 24seitiges, bebildertes Booklet befindet.

Seit Mitte 2012 hat sich das Duo in eine vierköpfige Band verwandelt, so dass sie das Songmaterial nun auch live präsentieren können. Nach einer erfolgreichen UK Tour im Juni 2012 und Europa Tour im März 2013 ist die Band jetzt bereit, ihre aufregende und bunte Progressive-Show vor dem Rest der Welt aufzuführen. (Anmerkung: Mitte November bis Anfang Dezember 2013 bei acht Terminen in Deutschland und dem nahen Ausland).

Gavin Harrison und 05Ric gehen den gemeinsamen Weg, den sie auf „Drop“ und „Circles“ eingeschlagen haben, konsequent weiter. Jenseits der üblichen Hörgewohnheiten haben sie Artrock mit Jazz verbunden und erschaffen so ganz neue Klangwelten. Das ist hochgradig spannend, wenn man sich auf diese Musikform einlässt.

Stephan Schelle, August 2013

   

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