Gate – The
Brain Years – Live & Red Light Sister Gate war eine Band, die zwischen 1974 und 1981 existierte. In dieser Zeit haben sie drei Alben veröffentlicht, von denen bei MIG music zum ersten Mal die ersten beiden ab dem 28.07.2023 digital und auf CD erhältlich sein werden. Nachdem die Band 1975 ein Demoband im Studio von keinem geringeren als Conny Plank in Eigenregie aufgenommen hatte, war man euphorisch und überzeugt es zu schaffen. Doch die Plattenlabels bissen zunächst nicht an. Da die Band aber live auf der Bühne ein ganz anderes Gesicht zeigte, von dem Conny Plank mehr überzeugt war, schnitt er bei zwei Konzerten im Juli 1976 in der Börse in Wuppertal mit. |
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Die
beiden Alben erscheinen in einem Jewelcase auf zwei CDs mit einem
16seitigem Booklet, in dem sich neben zahlreichen Fotos auch Linernotes
von Gitarrist und Bassist Manfred Schröpfer befinden. Die
erste CD enthält die acht Stücke, die 1977 auf dem Album „Live“
enthalten waren. Darüber hinaus spendierte man der CD noch zwei
Aufnahmen, die beim Brain-Festival am 24.02.1978 in der Essener Grugahalle
mitgeschnitten wurden. Das
Livealbum wurde in der Besetzung Manos Tsangaris (Schlagzeug, Percussion),
Martin Köhmstedt (Gitarre), Angelos Tsangaris (Bass Keyboards), Manfred
Schröpfer (Gitarre, Bass, Gesang) und Horst Kamp (Gesang, Percussion)
eingespielt. Die
Band spielte weniger Krautrock sondern mehr am amerikanischen Rock
orientierte Musik. Das zeigt sich schon im eröffnenden Instrumentalstück
„Nicht Peter“. Das Instrumental „Lieber Wilhelm“ spielt mit
sanften Klängen zu Beginn, die auch eine Spur proggig wirken sowoe mit
straightem Rock. „Step In Love“ zeigt neben der Rockattitüde auch
einen leichten Einschlag in Richtung von Bands wie Talking Heads, The
Tubes & Co. Atmosphärisch zeigt sich in der ersten Hälfte das
7:49minütige „Friedrichstrasse 18“, mit leichtem
Singer/Songwriter-Einschlag. Im zweiten Teil kommt dann ein Rhythmus auf,
der an Pink Floyds „Time“ erinnert, aber wesentlich skurriler und
psychedelischer wirkt. Damit läutet die Band dann in einen weiteren
Instrumentalpart ein, der wieder rockiger angelegt ist. Einen Hang zu
skurrilen Titeln hatte die Band auch, so nannte sie ein Stück „Hans Krümmel
Boogie Woogie“ und ein anderes „Die Platzanweiserin“. Die
beiden Bonusstücke „Heart“ und „Herrenwies“ vom Brain-Festival fügen
sich perfekt in die Albumtitel ein. Das
Studioalbum „Red Light Sister“ wurde vom gleichen Quintett
eingespielt. Darüber hinaus waren aber noch Lothar Krell (Keyboard bei
„Shared Love und „Frankfurt“), Stefan Lang (Congas bei
„Frankfurt“) und Oliver Petry (Synthesizersolo bei „Frankfurt“)
als Gastmusiker beteiligt. Das
Studioalbum liegt in besserer Soundqualität vor und bietet sieben Stücke.
Los geht es mit dem vierminütigen „Jerry’s Mary“, das gesanglich an
Steve Miller erinnert und für damalige Zeiten moderne Sounds bietet. Ein
eingängiger Song, der allerdings ein wenig hallig klingt. Dem folgen die
beiden Parts von „Time Is Gone“. Das 6:15minütige „Part 1“
startet mit flächigen Keyboardsounds und Gitarre, was zunächst in
Richtung Grobschnitt und proggige Genesis (mit Anthony Phillips) weist.
Sobald der Gesang aber einsetzt zeigt sich ein eigenes Bild. Der zweite
Part ist mehr von amerikanischen Bands bestimmt und hat darüber hinaus
auch eine funkige Gitarre zu bieten. Im
9:36minütigen „Happy Buddah“ spielt die Band mit eingängigem Rock
und atmosphärischen, spacig/psychedelischen Sounds. Nach dem rockigen
Titelstück wird es dann im 6:14minütigen „Shared Love“ sehr ruhig
und beschaulich mit wieder leichtem Progeinschlag. Das Album endet mit dem
sehr perkussiven „Frankfurt“. Das
Doppelalbum „The Brain Years“, das die beiden Alben „Live“ und
„Red Light Sister“ vereint, zeigt zwei Gesichter der deutschen Band
Gate. Der rockige Charakter wird auf „Live“ präsentiert, während das
Studioalbum „Red Light Sister“ einen mehr proggigen Einschlag besitzt.
Ein sehr schönes Zeitdokument, das MIG da zur Neu- oder Wiederentdeckung
veröffentlicht hat. Stephan Schelle, Juli 2023 |
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