Gary Moore - A
Different Beat Der nordirische Sänger und Gitarrist Gary Moore hat mit „Run For Cover“ und „Wild Frontier“ zwei grandiose Rockalben und mit „Still Got The Blues“ dann im Jahr 1990 ein herausragendes Bluesalbum eingespielt, das seine Bluesphase startete. Im Jahr 1999 erfand sich Moore dann neu und brachte in sein 12. Soloalbum „A Different Beat“ aktuelle Musikeinflüsse, die vor allem aus damals modernen Drumbeats bestanden, mit in seine Musik ein. Auch wenn es nicht zu seinen besseren Alben zählt und Moore sich im Nachgang unzufrieden damit fühlte, so hat es doch einige wunderbare, unverwechselbare Momente. |
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Gary
Moore begeisterte sowohl als Blues- als auch als Rock-Musiker mit seinem
virtuosen Gitarrenspiel und seiner gefühlvollen Stimme. Während er in
seiner Zeit mit Thin Lizzy und in den 1980er Jahren Hardrockalben
einspielte, änderte Moore um 1990 seine Stilistik hin zum Blues- und
Bluesrock. Mit dem 1999 veröffentlichten Album „A Different Beat“ veränderte
Moore seinen Sound, indem er sein charakteristisches Gitarrenspiel in
einigen Songs mit zeitgenössischen Tanzbeats kombinierte. Demgegenüber
stand seine Interpretation des Jimi Hendrix-Klassikers „Fire“, die
eher an seine Hardrock-Vergangenheit erinnerte. „Fire“ ist die einzige
Fremdkomposition des Albums, ansonsten wurden alle Songs von Gary Moore
geschrieben. Die
CD-Version, die mir zur Besprechung vorlag, kommt in einem vierseitigen
Papersleece mit zwölfseitigem Booklet daher, das Linernotes von Dave
Everley enthält. Die ersten zehn Songs haben Laufzeiten von 2:51 bis 9:39
Minuten Länge. Abgeschlossen wird das Album mit dem 12:18minütigen
Bonusstück „Can’t Help Myself (E-Z Rollers Remix)“. Wer
das Album erstmals in den Player legte bzw. legt und auf „Start“ drückt,
der traut seinen Ohren nicht und fragt sich, ob er eine falsches Album
erhalten hat. Was da aus den Boxen kommt, das klingt nun wahrlich nicht
nach dem begnadeten nordirischen Blues- und Rock-Musiker mit seinem
virtuosen Gitarrenspiel und seiner gefühlvollen Stimme. Der Opener „Go
On Home“ startet mit sägenden Gitarren und Rhythmen, die an The
Prodigys „Firestarter“ erinnern. Da muss man dann erstmal schlucken.
Dann setzt Garys Gesang ein, den man in diesem Stück noch nicht wirklich
erkennt. Aber nach wenigen Momenten kommen hier schon erste Licks auf, bei
denen man Moores Gitarrenspiel erkennt, in dem er bluesige Elemente mit
einbringt. Der Song hat nach mehrfachem Hören eine besondere Faszination. In
„Lost In Your Love“ fährt Moore dann die Beats etwas zurück und man
erkennt ihn nun an seiner Gesangsstimme. Die Gitarre wandelt zwischen
seinem eigenen und Carols Santanas Stil. Das passt aber meiner Meinung
nach gut zusammen und besitzt eine sehr schöne, eingängige Melodie. Im
Mittelteil wird es dann gar atmosphärisch mit sanften, chilligen
Keyboardklängen. Zum Ende hin zeigt Moore dann in einem ausufernden
Gitarrensolo wie einzigartig sein Gitarrenspiel ist. „Worry
No More“ bietet eine Mischung aus industriellen Beats mit
Hardrockelementen. Das kurze 2:51minütige „Fire“ ist eine
Coverversion eines Jimi Hendrix-Klassikers. Hier hat Moore dubartige Beats
hinzugefügt, die das Stück einzigartig machen. Das muss man aber mögen. Mit
dem 9:39minütigen Song „Surrender“ hat Moore dann ein wunderbar
balladeskes und ambientes Stück auf dem Album. Das ist einfach wunderbar
gemacht. Garys sanfte Stimme kommt hier voll zur Geltung und auch seine
Gitarrenlicks und -soli sind vom Feinsten. Da kommt der Bluesrockfreund
dann wieder auf seine Kosten. In „House Full Of Blues“ verbindet Moore
dann dubartige Beats mit bluesig/rockigen Gitarren und einen Gesang, der
so richtig dreckig wirkt und an einigen Stellen an Roger Chapman erinnert. Bluegrass-Blues
und stampfende Beats sind dann eine ungewöhnliche Mischung in „Bring My
Baby Back“, die aber nach mehrfachem Hören einen ganz besonderen Reiz
verströmt. Ein fetter Basslauf zieht sich dann durch das dubartige
„Can’t Help Myself“. Der Song klingt sehr rau und dreckig. Sehr
elektronisch mit verfremdeter Stimme und gesampeltem Publikumsjubel zeigt
sich dann „Fatboy“. Der Song ist aus meiner Sicht der Schlechteste des
Albums. Auch „We Want Love“ hat einen fetten Bassrhythmus. Der Track
ist aber ein eher ruhiger Bluessong mit elektronischen Spielereien. Den
Abschluss bildet dann das 12:18minütige „Can’t Help Myself (E-Z
Rollers Remix)“, in das Moore dann auch noch nach etwas mehr als acht
Minuten als Hidden Track eine weitere Version von „Surrender“ anfügt.
Ob das nun wirklich sein musste, ist fraglich. Gary
Moore hätte für sein 12. Soloalbum keinen besseren Titel als „A
Different Beat“ wählen können, denn er sagt genau das aus, was der
Musikfreund bekommt. Moore hat haufenweise Drumbeats benutzt, die oft ins
Technoartige gehen und diese dann mit seinem Gitarrenspiel und teils
herrlichen Soli versehen. Dabei klingt er mal nach Carlos Santana, dann überzeugt
er wieder durch seinen ganz persönlichen Stil. Kritiker haben das Album
oft in die Kategorie Fehlkauf einsortiert. Doch soweit würde ich nicht
gehen, denn wer sich Zeit nimmt und sich auf die Beats einlassen kann, der
bekommt dann doch einige sehr tolle und für Gary Moore ungewöhnliche Stücke.
Ich empfehle das Album mehrfach zu hören, denn nur so entwickelt es seine
Qualität. Stephan Schelle, November 2022 |
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