Galahad - Empires Never Last

Galahad – Empires Never Last
Galahad/Avalon Records (2007)
(7 Stücke, 61:41 Minuten Spielzeit)

Hier jetzt das aktuelle Album der britischen Prog-Rocker um Sänger Stuart Nicholls, Gitarrist Roy Keyworth, Keyboarder Dean Baker, Bassist Lee Abraham und Schlagzeuger Spencer Luckman. Wer guten Prog mag, der wird dieses Album verschlingen und sich darin verlieren. So ist es zumindest mir gegangen.

Die meisten Stücke hatte ich bereits in Bünde beim pROCKfest live erlebt und so war ich gespannt, wie sie in den heimischen vier Wänden wirken würden. Sieben Tracks mit Laufzeiten zwischen 4:07 und 14:00 Minuten Länge umfasst die CD.


Sie beginnt mit dem ungewöhnlichen Stück „De-Fi-Ance“. Ungewöhnlich deshalb, weil eine lieblich, weibliche Gesangsstimme eine folkloristische Stimmung aufbaut, nur untermalt von einer Synthiefläche, die sich ganz weit im Hintergrund hält. In diese Stimmung setzt dann auch Stuart mit ein. Nach gut zwei Minuten schreit er den Titel des Songs heraus und eine flirrende Gitarrenwand schiebt sich vor dem Hörer nach oben wie eine Mauer. Dann kommen typische Neo-Prog-Klänge mit herrlichen Keyboardpassagen zum Tragen, wie wir sie z. B. von Arena kennen. Ein fulminanter Einstieg in das Album, das nach 5:46 Minuten abrupt endet.

Mit dem folgenden siebenminütigen „Termination“ kommt dann das erste Highlight des Albums, ein Prog-Song aus einem Guss mit unterschiedlichen Härtegraden, wunderbaren Synthies, die mal pulsierend, dann wieder zerbrechlich klingen sowie Rhythmus- und Melodiewechseln. Ein absolut fesselnder Song.

Doch die Steigerung dessen folgt im nächsten Song „I Could Be God“, der für mich der Prog-Song des Jahres 2007 ist, was für ein Hammer. Schon diese Synthiesequenz am Anfang ist hypnotisch und wenn dann noch das Schlagzeug und die Gitarren einsetzten, gibt es kein halten mehr. Stuart singt wieder in seiner ganz eigenen Art, die sofort gefangen nimmt. Obwohl hier der Härtegrad recht moderat ist, versprüht dieser Song doch eine ganze Menge an Energie, der man sich nicht entziehen kann und bei der man unweigerlich mitsingen muss. Mit 14 Minuten ist dieses Stück auch gleich das längste des Albums. Es wartet über die volle Länge mit unterschiedlichen Melodien auf und ist vom ersten bis zum letzten Ton intensiv und spannungsgeladen. Nach dem druckvollen ersten Part wechselt das Stück nach mehr als fünf Minuten in eine unter die Haut gehende Passage, die zunächst mit arabisch anmutenden Klängen den Weg für die Gänsehauttreibende Sequenz ebnet, die mit dem Text „Sanity, insanity ….“ beginnt und in einem pulsierenden Elektronikpart mündet der mit der berühmten Rede von Martin Luther King unterlegt ist. Dieses Sample ist sehr gut in die Musik eingebettet. Dann folgt eine mitreißende Instrumentalpassage. Wow, was für ein Stück!!!!

Das elfminütige „Sidewinder“ schließt direkt an den Hammer-Song an. Auch in diesem Stück bieten sie eine Menge an Sounds, Melodie-, Rhythmuswechsel und Spannung. In dieses Stück haben sie ebenfalls Sprachfetzen eingebaut, dieses Mal von George W. Bush. Dieser Track hat die gleiche Güte wie schon „Termination“ und bietet darüber hinaus einen Refrain zum mitgröhlen.

„Memories From An African Twin“ ist zweifellos der ungewöhnlichste Track auf diesem Album. Die Textpassage besteht nur aus „ba, ba, ba“ und erinnert mich zunächst so ein bisschen an Gary Moore, dann wechselt aber die Stimmung und zum Ende wirkt das ganze etwas skurril (wenn die Gesangsstimmen einsetzen), denn es erinnert mich an Soundtracks alter Luis de Funes Filme.

Mit dem neunminütigen Titelstück kommt noch mal so ein richtig kraftvoller Song, der mit einer sehr schönen Bassline von Lee beginnt und der zunächst von Dean Baker mit Synthiesounds verziert wird, die mich an Produktionen des englischen Elektronikers Andy Pickford erinnern. Der Song steigert sich von Sekunde zu Sekunde, bis er sich in Metalriffs entlädt. Wow, noch so ein Hammerteil. Sobald Stuart dann seinen Text singt wird das Stück aber wieder etwas runter gefahren. Tolle Melodie, toller Gesang, tolle Soli.

Ein knirschen, wie man es von alten Vinylplatten kennt, dazu eine langsame Pianolinie und ein zerbrechlicher Stuart, so beginnt das abschließende zehnminütige „This Life Could Be My Last …“. Und noch einmal ist Gänsehaut angesagt, denn die Melodie geht unter die Haut. Und wieder würzt Dean mit Sequenzen aus seinen Synthies diesen Track und macht ihn zu etwas ganz Besonderem. Ich beobachte mich abermals dabei, wie ich den Refrain lauthals mitsinge, ich kann mich da einfach nicht zurückhalten.

„Empires Never Last“ ist für mich das beste Progalbum des Jahres 2007. Ähnlich wie „Following Ghosts“ läuft dieses Album bei mir derzeit ständig im Player oder im I-Pod, zu Hause oder unterwegs im Auto. Galahad schaffen es mit diesem Album ihren Neo-Prog durch Folk und einer Elektronikmixtur aus „Berliner Schule“ und Sounds á la Prodigy/Faithless zu verfeinern um so einen ganz eigenen Sound zu kreieren. Wer auf gute Prog- / Rockmusik steht, der kommt meines Erachtens um dieses Album nicht herum.

Stephan Schelle, Dezember 2007

   

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