Frequency Drift – Personal Effects (Part Two)

Frequency Drift – Personal Effects (Part Two)
Cyclops Records / Just For Kicks Music (2010)
(9 Stücke, 64:20 Minuten Spielzeit)

Die deutsche Art-/Progformation Frequency Drift legt im Frühjahr 2010 den zweiten Teil ihres Konzeptalbums „Personal Effects” vor. Gleichzeitig ist es auch das zweite Album der Band. Zwar ist mir der erste Teil nicht bekannt, aber Uwe Zickel hat eine Rezension zu dem 2006 erschienenen Werk geschrieben, die ebenfalls im Musikzirkus-Magazin online zu lesen ist. Man muss den ersten Teil auch nicht unbedingt kennen, um das neue Werk um die Protagonistin River genießen zu können.


Das 12seitige Booklet enthält Zeichnungen im Comicstil (s. auch Zeichnung auf dem Cover) zu jedem einzelnen Stück. Texte und weitergehende Infos zur Story fehlen leider, was ich bei einem Konzeptalbum sehr schade finde. Lediglich die beteiligten elf Musiker sowie ein Gastmusiker (White Willow-Gitarrist Jacob Holm-Lupo, der bei „Inside“ in die Saiten greift) sind im Booklet genannt.

Die CD deckt einen Zeitraum von 24 Stunden ab, folglich sind die neun Stücke mit Uhrzeiten und entsprechenden Titeln versehen. Mit einer Geräuschkulisse wie in einem Hafen, beginnt das erste Stück, das den Titel „6:13 a.m. Message“ trägt. Mit 2:24 Minuten stellt es ein kurzes Intro des Werkes dar. Aus den Hafengeräuschen schälen sich Synthieflächen heraus und eine männliche Stimme bittet mit den Worten „Attention“ um Aufmerksam und berichtet, dass eine neue Nachricht angekommen ist. Das klingt alles etwas futuristisch, da die Stimmen elektronisch verfremdet wurden.

Mit perlenden Synthieklängen, gefolgt von Streichersounds geht es zunächst sehr sanft in den mit fast zwölf Minuten ersten Longtrack „6.16 a.m. Deceit“ über. Nach nicht ganz einer Minute folgt ein stilistischer Wechsel in Richtung Art-/Progressive-Rock. Erstmals kommen die Sängerinnen Nicole Scharnagl (River), Christine Mettner (Romance) und Kerstrin Leidner (CEO DF) am Mikro zum Einsatz, die hier drei Charaktere (siehe Klammer) spielen bzw. singen. Wer jedoch welchen Part singt, ist für mich nicht auszumachen

Von anderen Progbands kennt man die druckvollen, teils bombastischen Soundorgien die mit Konzeptalben über die Hörer ausgeschüttet werden. Frequency Drift gehen hier aber wesentlich subtiler ans Werk und erschaffen so ihren ganz persönlichen ScienceFiction-Soundtrack, der mal rockig, dann wieder sehr orchestral oder auch elektronisch aus den Lautsprechern kommt. Das hat auf mich eine hohe Anziehungskraft und fesselt mich vor den Boxen. Während ich das Album höre stelle ich mir vor, wie das Werk wohl live auf der Bühne – mit entsprechendem Filmmaterial oder mit agierenden Figuren – wirken wird. Meines Erachtens ist der Stoff, den Frequnecy Drift da auf den Silberling gebannt haben, wie gemacht für die Bühnenpräsentation.

Zwischen den atmosphärisch dichten Stücken platziert die Band immer wieder Geräuschsamples und gesprochene Passagen (meist zum Ende der Stücke), die zur Unterstützung der Geschichte beitragen. Ein einzelnes Stück hervorzuheben ist nicht möglich, da man das ganze Album auf sich wirken lassen sollte. Am besten ist die Band, wenn sie sich in den instrumentalen Passagen entfalten kann (ohne das ich die Gesangsqualitäten der Sängerinnen schmälern will), wofür es eine Menge Platz auf dem Album gibt. Hierzu tragen vor allem die sehr schönen Soli, Melodiebögen und das akzentuierte Spiel der Instrumente bei.

Mit „Personal Effects (Part Two)“ legt die bayrische Formation Frequency Drift ein gelungenes Art-/Progrock-Werk vor, das fast doppelt so lang ist wie das 2006’er Debüt und die Geschichte von River weitererzählt. Auch ohne den Vorgänger zu kennen, entwickelt das Album durch seine dichte Atmosphäre eine eigene Strahlkraft. Es macht gar neugierig auf Part 1.

Stephan Schelle, März 2010

   

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