Frequency Drift - … Laid To Rest

Frequency Drift - … Laid To Rest
Gentle Art Of Music / Soulfood Music (2012)
(6 Stücke, 69:49 Minuten Spielzeit)

Erst im Herbst 2011 kam das dritte Album der deutschen Prog-/Artrock-Formation Frequency Drift unter dem Titel „Ghosts ...“ heraus, da legen sie im Frühsommer 2012 mit „... Laid To Rest“ gleich den Nachfolger nach. Kurz vor ihrem Auftritt auf der Loreley beim Night Of The Prog-Festival war das Album erschienen. Musikalisch haben sich die Süddeutschen Musiker weiterentwickelt, denn sie führen ihren Stil von „Ghosts ...“ perfekt weiter.


Eingespielt wurde das Album von Antje Auer (Gesang), Christian Hack (Gitarre, Flöte, Klarinette), Jürgen Rennecke (Bass), Jasper Jöris (Schlagzeug, Gemshorn), Andreas Hack (Keyboards) und Nerisse Schwarz (Harfe). Neben der Stammmannschaft aus der sich mittlerweile Sängerin Antje Auer zurückgezogen hat wirkten noch als Gäste Barbara Jöris (Gemshorn, verschiedene mittelalterliche Instrumente), Thomas Epp (Klarinette), Alexander Galimbis (Gitarre) und Martin Schnella (Gitarre) mit.

Mit dem neuen, vierten Album, auf dem sie sich immer noch in ihrem selbst betitelten Stil „Cinematic Prog“ bewegen, haben sie mit Gentle Art Of Music auch ein neues Label gefunden.

Schaut man sich die Instrumente an, die für die Produktion verwendet wurden, dann wird schon klar, das Frequency Drift einen ganz eigenen, außergewöhnlichen Stil besitzen. Die Musik auf dem neuen Album hat noch mehr ethnische Elemente bekommen, als es die bisherigen Werke besaßen. Das zeigt sich gleich beim Opener „Dead“, der mit orientalisch anmutenden Violinenklängen eine ganz eigenartige Atmosphäre hervorruft. Melodie, Gesang und weitere Instrumentierung schmiegen sich perfekt aneinander. Dieser erste, fast zehnminütige Track verzaubert den Hörer von Beginn an, was vor allem durch die zarte Stimmung, die mit härteren Gitarrenlicks unterlegt und mit orientalischen Elementen gewürzt ist, erzeugt wird. Der Longtrack lässt auch viel Spielraum für herrliche Instrumentalpassagen. Schnell ist man im Musikkosmos von Frequency Drift gefangen und man fragt sich, warum die Band bisher noch nicht die entsprechende Resonanz bekommen hat. Da wird der diesjährige Auftritt auf der Loreley hoffentlich einiges bewirken.

Es folgt mit „Parted“ ein wirklich traumhafter Song, der unter die Haut geht. Herrlich sind die Harfenklänge am Anfang des Songs und Antjes fast verletzlich wirkender und Sehnsüchte erweckender Gesang. Und auch die Violine wird sehr ansprechend eingebaut (geht im Mittelteil in ein Zwiegespräch mit dem Piano ein).

Mit „Cold“ kommt dann das mit 15:24 Minuten Spielzeit zweitlängste Stück des Albums. Eine Flöte zu Beginn des Stückes vermittelt zunächst eine keltische Atmosphäre. Man wähnt sich förmlich in den Highlands der britischen Insel. Dann setzt eine Pianomelodie ein und Antje singt ihren Text in einer Gänsehaut treibenden Form. Gerade diese reduzierte Form wirkt zu Beginn sehr intensiv und leitet in einen Track, der immer rhythmischer und druckvoller, ja sogar mit funkigen Gitarren und floydiesken Keyboardpassagen aufwarten kann. Die Violine und die Trommel bringen dann aber wieder folkloristische Motive mit in die Musik. Ein tolles Stück, das den Spannungsbogen hochhält.

Es folgt dann „Wish“ das es auf 15:25 Minuten Spielzeit bringt. Der Beginn ist recht experimentell und klingt surrealistisch, so wie Theatermusik. Doch schnell entwickelt sich auch hier wieder ein mitreißender Longtrack der recht rocklastig rüberkommt. Auch dieses Stück weist Struktur- und Rhythmuswechsel auf, die den Track eindringlich machen. Mit Windgeräuschen und Regentropfen beginnt „Ice“ etwas unterkühlt. Auch die Instrumentierung aus E-Gitarre (klingt schon eine Spur nach Pink Floyd) und Flächen unterstützen dieses Feeling. Dann setzt die Violine ein und eine Melodie schält sich aus den Klanggebilden heraus. Ab jetzt wird es wieder eindringlich. Mit dem fesselnden, mehr als zwölfminütigen „Copper“ endet dann die CD und ich bin geneigt sofort auf die Wiederholungstaste zu drücken.

Frequency Drift sollten spätestens mit diesem Werk mehr Beachtung finden, denn sie sind zweifellos zu den führenden Bands des Genres in Deutschland aufgestiegen. Das neue Album enthält wunderbare Longtracks mit teils ausufernden Instrumentalteilen, die einfach nur Spaß machen und gut uns Ohr gehen. „... Laid To Rest“ ist aus meiner Sicht mehr als ein Geheimtipp der Szene. Mich haben Frequency Drift zwar schon mit „Ghosts ...“ gepackt, mit dem neuen Album haben sie mich aber fest in ihrem Griff. Hohe Empfehlungsstufe!!!

Stephan Schelle, Juli 2012

   

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