Foreigner - Acoustique

Foreigner - Acoustique
earMusic / Edel (2011)
(14 Stücke, 55:35 Minuten Spielzeit)

Die angloamerikanische Band Foreigner muss wohl niemandem mehr vorgestellt werden, denn mit ihrem eingängigen Melodic-Rock haben sie in der mehr als 35jährigen Bandgeschichte zahlreiche Hits geschrieben, die wahre Klassiker geworden sind. Dass die Band um Mastermind Mick Jones noch lange nicht an Ruhestand denkt und überhaupt nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat, davon konnte man sich in diesem Jahr bei zahlreichen Konzerten im Rahmen der „Rock The Nation“-Festivals überzeugen. Vor allem der Einstieg des Sängers Kelly Hansen hat der Formation sehr gut getan, liegt er doch stimmlich in der Nähe des jungen Lou Gramm.


Die Musik von Foreigner besteht deshalb so lange, da sie eine Menge Substanz besitzt. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann sich Mick Jones dazu entschließen würde, auch mal Akustikversionen zu veröffentlichen. Am 23.09.2011 ist es soweit, mit „Acoustique“ kommt eine CD auf den Markt, die zehn eigene und eine Coverversion in akustischen Versionen präsentiert. Dabei hat es die Band aber verstanden nicht nur unplugged-Nummern aufzunehmen. Durch den Einsatz von mehreren Streichern und Perkussionisten bekommen einige der Songs eine weitere Tiefe.

Das Repertoire von Foreigner ist so umfangreich, das es schwer fällt, die richtige Zusammenstellung für eine solche Akustikproduktion zu erarbeiten. Mick Jones hat sich glücklicherweise nicht nur auf seine größten Hits beschränkt, sondern auch Nummern wie „Long, Long Way From Home“, „The Flame Still Burns“ oder „Fool For You Anyway“ mit berücksichtigt.

Los geht es mit der sehr schönen Version von „Long, Long Way From Home“, die in dieser komprimierten Form einen gewissen Folk-Touch bekommt und mit einem kurzen Beatles-Riff auf der Akustikgitarre verfeinert wurde. „Cold As Ice“ kann ich mir in dieser Form gut in einer Bar vorstellen. Sehr schön hier auch der mehrstimmige Satzgesang.

Eine jazzige Note mit südamerikanischer Perkussion wurde „Double Vision“ spendiert. Mit einer Spur Blues/Soul kommt die sehr verträumte Version von „Fool For You Anyway“ daher. Zu den Highlights des Albums zählt aber „Say You Will“, das so frisch, wie an einem sommerlichen Strand gespielt, klingt. Und auch „Starrider“, eines der psychedelischsten Stücke von Foreigner, bekommt in der Akustikfassung, die durch die Querflöte wieder recht folkartig wirkt und an Jethro Tull erinnert, eine neue Facette, die ihr gut zu Gesicht steht. Der Song gehört ebenfalls zu den Highlights dieses Albums.

Auch „Waiting For A Girl Like You“ kommt wie eine zarte Sommerbrise aus den Boxen geweht. Der Song ist aber auch für eine Akustikversion prädestiniert. Bei „Feels Like The First Time“ fehlt mir so eine wenig der Bums, hat aber als Akustikversion trotzdem seinen Reiz. „Juke Box Hero“ ist dann aber wieder ein weiteres Highlight, das auch in der reduzierteren Version Spaß macht. Auf die Coverversion von „That’s All Right“ von Arthur „Big Boy“ Crudup, das Elvis Presley zum Hit machte, hätte man aber meines Erachtens gut verzichten können und stattdessen noch einen weiteren Foreigner-Song umarrangieren können.

Außer den elf Akustiknummern sind noch „I Want To Know What Love Is“ (neue, von Kelly Hansen eingesungene Version aus 2011, die sich aber stark am Original orientiert), „When It Comes To Love“ (vom letzten Album „Can’t Slow Down“) und der brandneue Song „Save Me“ enthalten.

Neben der EinzelCD erscheint unter dem Titel „Acoustique & More“ eine Spezialedition, die neben der oben erwähnten CD eine weitere enthält, auf der eine Best Of-Zusammenstellung zu finden ist, die vom aktuellen Sänger Kelly Hansen eingesungen wurde. Außerdem bietet die Spezialedition noch eine DVD mit 13 Songs, die live im März 2011 in Chicago mitgeschnitten wurden sowie zahlreiches Bonusmaterial.

Die CD „Acoustique“ mit Akustikversionen von Foreigner-Stücken macht eine Menge Spaß. Es ist eigentlich verwunderlich, dass die Band nicht schon früher auf diese Idee gekommen ist. Das Album kann ich sehr empfehlen, allerdings sollte der geneigte Fan – vor allem wegen des 2011’er Konzertes – zu der Special Edition greifen.

Stephan Schelle, September 2011

   

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