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     Flying
    Circus – The Eternal Moment Die aus Grevenbroich stammende Rockband Flying Circus ist schon ein Phänomen. Da gibt es sie bereits seit 35 Jahren, doch erst vor gut fünf Jahren haben sie so langsam in der Szene Fuß gefasst und sind bekannter geworden. Vielleicht liegt es auch an ihrer Internetpräsenz, ihren Auftritten u. a. mit Chandelier und an ihrem Angebot ihre Livealben quasi zu verschenken bzw. gegen eine Spende zu versenden. Verdient haben sie allemal den Erfolg, denn sie bieten einen straighten, ehrlichen Rock. Am 07.11.2025 erscheint offiziell ihr neuestes Album, das den Titel „The Eternal Moment“ trägt. Es kann aber jetzt schon auf der Bandseite vorbestellt werden.  | 
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	 Mir lag zur Besprechung
      die reguläre CD vor, die in einem vierseitigen Papersleeve mit zwölfseitigem
      Booklet erscheint. Das schön gemachte Booklet enthält zwar keine
      Songtexte, hat dafür aber eine Sammlung zahlreicher Fotos im
      Polaroid-Stil zu bieten. Das neue Album
      „Eternal Moment“ ist wieder ein Konzeptalbum. Michael Dorp erklärt: Alle
      Stücke kreisen um das Thema Vergänglichkeit und dem paradoxen Phänomen,
      dass trotz dieses Faktums, dem wir alle als Menschen unterworfen sind,
      bestimmte Momente dauerhaft oder gar ewig erscheinen. Das soll der
      paradoxe Albumtitel ausdrücken, und die einzelnen Stücke versuchen
      verschiedene Arten dieser „ewigen Momenten“ einzufangen und
      darzulegen, „was bleibt“ - von uns selbst als Menschen über unseren
      Tod hinaus oder auch von anderen Menschen, die uns geprägt haben und in
      uns nachwirken. Also eher ein offenes Konzept wie bei „Dark Side Of The
      Moon“ im Gegensatz zu einer stringenten „Handlung“ wie bei „The
      Wall“. Aufgenommen wurden die
      Stücke ganz klassisch live im Dierks-Studio. Einige Overdubs an einer
      echten Kirchenorgel und an einem Flügel wurden zusätzlich aufgenommen.
      Wie schon auf ihren vorangegangenen Alben bieten Flying Circus (der Name
      wurde an Monty Python’s Flying Circus angelehnt) eine Mischung aus
      Hardrock und Progressive Rock. Das LineUp ist seit Jahren konstant und
      besteht aus Michael Dorp (Gesang, Perkussion), Michael Rick (Gitarre), Rüdiger
      Blömer (Keyboards, Geige), Roger Weitz (Bass) und Ande Roderigo
      (Schlagzeug, Gesang). Gestartet wird mit dem
      achteinhalbminütigen „A Talk With The Dead“, das zugleich auch der längste
      Song des Albums ist. Es beginnt mit knackigen Basssounds, die zunächst an
      Black Sabbath & Co. erinnern. Sobald dann aber die E-Gitarre einsetzt
      kommen proggige Elemente auf. Rüdiger Blömer streut gleich ein paar
      jazzige Klänge ein, die schnell wieder in Richtung Prog weisen. Das ist
      zunächst auch etwas vertrackt. Dann setzt Michaels markanter Gesang ein,
      der einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Auch die Geige von Rüdiger
      kommt in diesem ersten Stück schon zum Einsatz, der im Mittelteil ein
      ausuferndes Solo bietet. Die Band wechselt im Verlauf Struktur, Rhythmus
      und Melodie, so dass ein abwechslungsreiches Stück entstanden ist. Etwas direkter kommt
      dann „Green“, dessen Rhythmus zu Beginn ein wenig an „The Shouter“
      von Hölderlin erinnert. Der proggige Song mit leichten jazzigen Einschüben
      ist nicht so vertrackt wie der Opener und geht gut ins Ohr. In der zweiten
      Hälfte geht die Band ganz schön druckvoll zur Sache und Michaels Stimme
      erhebt sich in ungeahnte Höhen. Das folgende „A Sweet
      Thing Called Desire“ hat dann Hardrock zu bieten. Der Song besitzt einen
      guten Groove und zeigt die typischen Merkmale von Flying Circus, die man
      an der Band so liebt. In der zweiten Hälfte wird es dann eine Spur
      proggiger um in einem ekstatischen Finale zu enden. Sicherlich ist das ein
      Stück, das in die Setliste der Livekonzerte Einzug halten wird. „And You Run“ ist
      eine zarte Ballade, die zunächst von Akustikgitarre und sanftem Gesang
      getragen wird. Nach gut zwei Minuten wird dann der Progfaktor angezogen
      und mit leichten Folkelementen vermischt. Das Stück mit dem ungewöhnlichen
      Namen „Pilikua Akajai“ startet mit einer Pianopassage und wechselt
      nach wenigen Momenten in einen proggigen Part, der unter anderem einen
      Rhythmus enthält, der kurz an den Alan Parsons-Stil andockt, dann aber
      doch eine andere Wendung nimmt. Auch Xylophonklänge hat die Band mit
      eingebaut. Das Instrumentalstück ist äußerst filigran ausgearbeitet und
      abwechslungsreich gestaltet. Danach rockt die Band in
      „What Remains“ richtig los. Nach einer Minute spielt sich dann Rüdiger
      Blömer an der Geige fast in Ekstase, in dem er sein Instrument zum
      flirren bringt. Und auch Michael Rick soliert am Sechssaiter. Ein
      knackiger Rocksong mit viel Esprit. Akustisch geht es dann
      im zweiten Instrumental „And You Rest“ weiter. Akustikgitarre und
      Geige gehen hier eine wunderbare Liaison ein. In „Movie Moments“
      mischen Flying Circus dann wieder verschiedene musikalische Elemente. Der
      gut achtminütige Song wird durch Struktur, Melodie- und Rhythmuswechsel
      sowie Soli spannend gehalten. Hier kommt dann auch die Kirchenorgel an
      einigen Stellen dezent zum Einsatz. „The Time Machine“
      wechselt zwischen atmosphärisch/druckvollen und sanften Passagen und
      bietet im Mittelteil herrliche Soli. Ein fetter Kirchenorgelsound beendet
      dann dieses Stück. Mit dem rockigen „The Dancing Stone“, das als
      Bonustrack auf der CD zu finden ist, endet das Album. Flying Circus haben auf
      ihrem neuen Album „The Eternal Moment“ den hohen Standard, den ihre
      letzten Alben besaßen, bestätigt. Das neue Werk ist ein kompaktes Werk
      geworden, das in sich sehr stimmig ist und Hardrock mit Progressive Rock
      vermischt. Es ist zu hoffen, dass sie damit noch mehr Beachtung in der
      Rockszene finden werden. Stephan Schelle, Oktober 2025  | 
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