Flaming Row - The Pure Shine
Progressive Promotion Records (2019)
(12 Stücke, 144:14 Minuten Spielzeit)

Flaming Row, das Musikprojekt von Martin Schnella veröffentlichte am 10.12.2019 ihr drittes Album. Diesmal haben sich Martin Schnella und Melanie Mau sowie Niklas Kahl und Marek Arnold, die zur Stammbesetzung gehören, etwas mehr Zeit gelassen, denn während zwischen dem Debütalbum und dem Zweitwerk drei Jahre ins Land gingen, hat es bis zur Veröffentlichung des dritten Albums, das den Titel „The Pure Shine“ trägt, satte sechs Jahre gedauert. Wer die Musiker aber kennt, der weiß, dass sie nicht untätig waren, was sich in zahlreichen anderen Produktionen widerspiegelt.


Martin Schnella & Co. haben sich für „The Pure Shine“ erneut eine große Anzahl an Gastmusikern an Bord geholt. Darunter finden sich Glynn Morgan (Thershold), Johan Hallgren (Pain Of Salvation), Alexander Weyland (Traumhaus), Ossy Pfeiffer (Ignore The Sign), Siobhán Kennedy (Iontach) und Mathias Ruck, die die gesanglichen Parts übernommen haben. Aber auch weitere bekannte Namen aus der Progszene sind dabei wie zum Beispiel Jimmy Keegan (Ex Spocks Beard, Pattern Seeking Animals), Dave Meros (Spocks Beard) oder Lars Lehmann.

Wie schon auf den Vorgängeralben so haben sich Flaming Row auch dieses Mal wieder eines Konzeptes bedient. Dieses Mal haben sie sich am Stephen King-Roman „Der dunkle Turm“ orientiert, der – für King eher untypisch - im Fantasy-Bereich angesiedelt ist. Die CD erscheint in einem sechsseitigen Digipack und enthält neben der „normalen“ CD noch das Gesamtwerk auf einer zweiten CD als Instrumentalversion. Darüber hinaus wurde noch ein 16seitiges Booklet mit allen Songtexten beigefügt.

Die CD enthält sechs Haupttracks, von denen wiederum vier in drei bzw. sogar vier weitere Parts unterteilt sind, die aber nicht einzeln angewählt werden können. Allerdings gehen alle Stücke nahtlos ineinander über, so dass ein kompaktes, mehr als 70minütiges Werk entstanden ist, das ich mal als Progressive Rock-Oper bezeichnen würde. Musikalisch bieten Flaming Row eine Mixtur aus bombastischem Sound, ProgRock, Soundtrack und Folk.

Soundtrackartig, mit leicht klassischem Einschlag und einem für Marek Arnold typischen Saxophon, beginnt das Album mit dem Intro „A Tower In The Clouds“. Melanie Mau spricht zunächst einen Text, dem dann ein bombastischer Sound folgt und nach dreieihalb Minuten ein mehrstimmiger Gesang einsetzt, der an mittelalterliche Gesänge erinnert. Ein gelungener Einstieg in dieses neue Epos. Sehr gut gefällt mir auch, dass auf dem Album echte Streicher zu hören sind, was den symphonischen Charakter noch verstärkt.

Dem schließt sich dann nahtlos das fast zwölfminütige „The Last Living Member“ an, das in drei Parts unterteilt ist. Schon früh wird deutlich, dass die große Anzahl der Sänger den erzählerischen Charakter der Story unterstreicht. So bieten Melanie Mau und Alexander Weyland im ersten Teil „A Mystical Structure“ eine sehr schöne Symbiose. Sobald das Stück dann in den zweiten Part „Roland Of Gilead“ wechselt, haben auch schon weitere Protagonisten das Mikro in die Hand genommen. Eine sehr schöne Basslinie unterlegt diesen Part, in dem auch noch ein wunderbares E-Gitarren-Solo zu finden ist. Einen leicht folkigen Anstrich bekommt dann das Stück im dritten Part „Maerlyn’s Rainbow“ durch den Einsatz der Akustikgitarre. Ruhige Parts wechseln sich immer wieder mit druckvollen und teils auch metallischen ab.

Dieser erste Longtrack soll als Beispiel für das komplette Album dienen, das in sich sehr kompakt wirkt. Da haben Martin Schnella und seine Mitstreiter ein wahres Mammut-Projekt aus der Taufe gehoben. Auch die instrumentale Version auf der zweiten CD macht Sinn und funktioniert erstaunlich gut auch ohne Gesang.

Mit „The Pure Shine“ hat das deutsche Musikprojekt um Mastermind Martin Schnella ein umfangreiches Konzeptalbum rund um den Bestseller „Der dunkle Turm“ von Stephen King in ein musikalisches Gewand gekleidet. Wer die Vorgängeralben von Flaming Row mochte, der wird sich auch mit diesem Werk schnell anfreunden. Bei mir punktet dieses bombastische Album auf ganzer Länge.

Stephan Schelle, Januar 2020

   

CD-Kritiken-Menue