Filter – The Algorithm
Golden Robot Records (2023)

(11 Stücke, 43:45 Minuten Spielzeit)

Die Alternative-Industrial-Rockband Filter gibt es bereits seit 30 Jahren. Sieben Jahre sind seit der letzten Veröffentlichung vergangen. „The Algorithm“ ist bereits am 25.08.2023 erschienen. Kopf hinter dem Musikprojekt ist Richard Patrick. Aufgenommen wurde das Album in der Besetzung Richard Patrick (Gesang, Gitarre), Rob Patterson (Gitarre), Phil Buckman (Bass) und Mika Fineo (Schlagzeug).


Die Vielfalt der Texte auf „The Algorithm“ zeigt, dass es sich um die frischeste Ansammlung von Songs handelt, die Patrick unter dem Namen Filter in einem einzigen Longplayer veröffentlicht hat. Dies kann auf Patricks lange Liste von Kollaborateuren zurückgeführt werden - Zack Munowitz, Brian Liesegang, Sam Tinnesz, Mark Jackson, Ian Scott und Seth Mosely - wobei verschiedene Schreibpartnerschaften zu einem insgesamt farbenfrohen und kreativen Patchwork beitragen, das alle unter der Vision von Patrick vereint sind.

Richard Patrick, der kreative Kopf hinter Filter, hat über 30 Jahre damit verbracht, die Grenzen des musikalischen Ausdrucks zu verschieben. Seine Zeit als Tour-Gitarrist von Nine Inch Nails und seine Beteiligung an den kultigen Musikvideos der Band haben seinen Platz in der Rockgeschichte zementiert. Patrick verließ NIN 1993 und gründete Filter. Ihr explosives Debütalbum „Short Bus“ erreichte Platinstatus, angetrieben von der bahnbrechenden Single „Hey Man Nice Shot“. Der Erfolg setzte sich mit dem Folgealbum „Title Of Record“ fort, das dank des Crossover-Hits „Take A Picture“ ebenfalls Platinstatus erreichte.

Trotz Suchtproblemen und einem Aufenthalt in der Reha führte Patricks Entschlossenheit 2006 zur Gründung der Supergruppe Army Of Anyone an der Seite von Dean und Robert DeLeo von den Stone Temple Pilots und Ray Luzier von Korn, bevor er sich wieder auf die später gelobten Alben „Anthems For The Damned“ (2008), „The Trouble With Angels“ (2010), „The Sun Comes Out Tonight“ (2013) und „Crazy Eyes“ (2016) konzentrierte.

Das Album beginnt mit dem 3:51minütigen „The Drowing“, das zunächst mit leicht atmosphärisch/sanften und proggigen Sounds an Acts wie Porcupine Tree oder Steven Wilson erinnert. Eruptiv wird diese Stimmung immer wieder von heftigen, Industrial/metalartigen Passagen durchbrochen. Das klingt schon mal ganz gut.

Wie in Zeitlupe, bei denen die Basssaiten fett gezupft werden, geht es in dem nächsten Song „Up Against The Wall“ weiter. Es wechselt immer wieder von diesen langgezogenen und den kraftvollen Passagen auf denen Patrick seinen Gesang legt. Das kommt dann aber sehr kraftvoll rüber. In „For The Beaten“ werden einem zunächst Industrial-Synthsounds um die Ohren gehauen, um dann in einen sanften Gesangspart überzugehen. Diese heftigen Keyboardsounds durchbrechen immer wieder die Stimmung und mischen sich mit den eingängigen Parts.

Ein klasse Rocksong ist das 3:37minütige „Obliteration“, das kraftvoll aus den Boxen zieht. Ein Gitarrenrocksong mit viel Druck. Harte Riffs, trockenes Metalschlagwerk und ein fetter Bass sind die Zutaten des 3:53minütigen „Say It Again“, das einen eingängigen Refrain besitzt. Ein pumpender Beat bestimmt dann das 3:39minütige „Face Down“, das Popappeal besitzt. Industrial kommt dann im Song „Be Careful What You Wish For“ auf, bei dem Keyboards und Schlagzeugrhythmen eine perfekte Liaison eingehen. Ein Song der Spaß macht. Dem folgt dann das sanfte, akustische „Burn Out The Sun“, das damit ein wenig aus dem Gesamtkonzept heraussticht.

Den Abschluss des Albums stellt dann das 4:19minütige „Command Z“ dar. Mit diesem Popsong scheint Mastermind Richard Patrick auf den kommerziellen Markt abzuzielen. Der Song weicht ebenfalls stark vom Rest des Albums ab, hat aber eine sehr eingängige Melodie. Dabei brennt sich die Textfolge „High As A Motherfucker“ förmlich in die Gehirnwindungen ein.

Filter ist mit „The Algorithm“ ein gutes Album mit kraftvollen Rhythmen, die oft in Industrial abdriften, gelungen.

Stephan Schelle, April 2024

   

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