Fields Of The Nephilim - Mourning Sun
 

Fields Of The Nephilim - Mourning Sun
SPV (2005)
(8 Stücke)

Mourning Sun heißt die aktuelle CD der britischen Gothic-Rock-Band Fields of the Nephilim. Es ist die zweite Veröffentlichung unter dem Bandnamen Fields of the Nephilim nach dem Ende der Band 1991, als ihr Sänger Carl McCoy und der Rest der Band getrennte Wege gingen. Die „neuen“ Fields of the Nephilim stellen allerdings keine Reunion dar, sondern sind das Projekt von Carl McCoy. „Fallen“, der Vorgänger von „Mourning Sun“, ist nicht weiter erwähnenswert, da es sich um eine unautorisierte Veröffentlichung des damaligen Labels handelt. Es sind lediglich Demos und keine endgültigen Fassungen. Entsprechend uninspiriert wirkt das Werk und war dem Ruf von Fields of the Nephilim eher abträglich. Umso gespannter, allerdings auch skeptischer, konnte man bezüglich der vorliegenden Scheibe sein.


Mit „Shroud“ geht es sphärisch und recht melodisch los. Es herrscht eine bedrohliche Stimmung, welche über das gesamte Album nicht aufhören wird. Auffällig ist sofort, dass die Stimme McCoys im Gegensatz zu den früheren Aufnahmen stärker in den Vordergrund tritt (wobei er ja auch damals nicht zu überhören war). Auch wird sie bisweilen elektronisch verfremdet und verzerrt wiedergegeben. Im zweiten Stück „Straight of the Light“ wird der Pegel deutlich nach oben geschraubt. Ein Wall of Sound rollt auf den Hörer zu, eine komplexe Soundorgie. Von diesem Level wird der Rest der Platte nicht runtergehen.

„New Gold Dawn“ ist für mich ein erstes Highlight. Die Sound-Wand löst sich streckenweise etwas auf, wird transparenter, die Gitarre schafft sich etwas Raum, und es klingt ein bisschen wie zu alten Zeiten. „Requiem“ ist ein getragenes, rhythmusloses Lied mit einem wabernden Keyboard-Teppich unter dem tieffrequentes Gedonner entfernter Explosionen, so scheint es, zu hören ist. Sehr schön! Was man vom nächsten Song nicht behaupten kann. „Xiberia“ ist ein matschiger Soundbrei, der erst zum Schuss etwas Kontur gewinnt. Klarer Tiefpunkt des Albums.

Glücklicherweise geht es weiter mit dem sechsten Track „She“, welches in einem Atemzug mit dem anschließendem Titelstück „Mourning Sun“ genannt werden muss. „She“ hat, ähnlich wie „Shroud“, einen melodischen Anfang.  Im Hintergrund können pathetische Orgelklänge ausgemacht werden. Diese dringen mit Fortdauer des Stückes immer weiter in den Vordergrund bis ein Sound geschaffen wurde, in dem man baden kann. Durch endlose Wiederholung des Grundthemas, welches sich in „Mourning Sun“ fortsetzen wird, wird eine hypnotisierende Wirkung erzielt. Nach über neun Minuten läuft der Track langsam aus, nur um übergangslos in „Mourning Sun“ zu münden, wo es sofort energiegeladen weitergeht bis ein bombastisches Klanggemälde den Raum erfüllt. Nach fast zehn Minuten ist auch hier Schluss. „She/Mourning Sun“ sind der klare Höhepunkt des Albums und begründen eine Kaufempfehlung auch an die Fans der „alten“ Fields of the Nephilim. Mir persönlich gefielen die wärmeren, transparenteren, gitarren-orientierteren Darbietungen frühere Tage besser, als die heutigen, welche mir etwas zu sehr mit Synthesizereffekten zugekleistert sind. Aber spannend sind die aktuellen Songs allemal.

Ach ja: Auf der CD ist auch noch ein Bonusstück drauf. Eine Cover-Version von „In the Year 2525“. Was das Wort Bonus schon andeutet: Geschenkt.

Holger Fischer, Juni 2007

   

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