Feed Forward – Barefoot & Naked

Feed Forward – Barefoot & Naked
Rusty Cage Records (2006)
(10 Stücke, 58:49 Minuten Spielzeit)

Feed Forward nennt sich eine Rockformation aus den benachbarten Niederlanden. Bereits im Jahr 2002 gründete sich das Quintett, derzeit bestehend aus Sängerin Biejanka, Gitarrist Mario, Bassist Jan, Schlagzeuger Pi (und Backgroundgesang) und Keyboarder Job. In den sechs Jahren ihres Bestehens haben die fünf ihren eigenen Stil entwickelt, den sie selber als Mischung aus progressivem Rock und melodischem Metal bezeichnen. Ihr Debütalbum „Barefoot & Naked“ ist bereits im Jahr 2006 erschienen und kommt als Rerelease am 13.05.2008 bei Rusty Cage Records erneut auf den Markt.


Das zwölfseitige Booklet, das alle Texte des Albums enthält, ansonsten aber eher schlicht aufgemacht ist, enthält leider keine weiteren Infos zur Band. „Fade Away“, der Eröffnungssong zeigt gleich zu Beginn die melodische und doch druckvolle Weise, in der Feed Forward ihren Progmetal zelebrieren. Auch wenn Gitarren und Schlagzeug sehr stark im Vordergrund stehen und Biejanka’s Stimme eher in den Hintergrund gemixt wurde, zeigt sich doch sofort, welch ausdrucksstarke Stimme sie besitzt. Das Stück kann durch tolle, kraftvolle Soli, wie auch durch eine eingängige Melodie überzeugen. Mit diesem ersten Song können sie bei mir schon punkten.

Bei „Run The Race“ kommt Biejanka’s Stimme – vor allem im Refrain – in das Umfeld einer Lana Lane (die Nähe zu Lana Lane ist auch an anderen Stellen zu hören). Allerdings ist das Stück wesentlich druckvoller, als es bei der Amerikanerin der Fall ist. Dass sie es auch ruhiger können, beweisen Feed Forward mit der sehr einfühlsamen Ballade „Crossing The Line“. Eine traumhafte Melodie ist die Grundlage dieses Stückes. Im späteren Verlauf des mehr als achtminütigen Stückes wird es dann auch druckvoller.

Eine Pianolinie, garniert mit einem Gitarrensolo, lassen das Stück „Innocence“ zunächst auch balladesk erscheinen, doch es wird später poppig/rockig/proggig. In diesem Stück sind wirklich eine Reihe von Stilen auszumachen. Schnelle Gitarrenlicks lassen den Metal in „143“ raus. Pi wandelt dabei am Schlagzeug einwenig auf den Spuren Neil Peart’s von Rush. Und mit „Our Sky (For One Time)“ haben sie dann noch eine Ballade auf der CD, bei der Biejanka nur vom Piano begleitet wird.

Als Kontrast folgen dann harte Metalriffs und stakkatoartige Schlagzeugsalven bei „Before I Leave“. Härtere Parts wechseln dabei mit sanften Passagen ab. Sehr elektronisch beginnt „Silent“, dazu kommen harte Gitarrenriffs, wie bei Rammstein. Dieses Stück ist nicht so ganz mein Fall, da es auf mich wie ein ziemliches Durcheinander wirkt. Hier haben die fünf für meinen Geschmack zu viel in die fünf Minuten packen wollen.

Ein richtiger Ohrenschmaus ist für mich das einzige Instrumental „Moving“, das mit sehr schönen Gitarren beginnt. Das klingt sehr proggig mit einem Hauch fernöstlichem Touch. Ähnlichkeiten zu RPWL’s „Try To Kiss The Sun“ kommen mir in den Sinn. Nach einigen Minuten ergänzen Metalriffs dieses Stück, was aber sehr gut passt. „Stop To Think“ beendet dann dieses gelungene Debüt. Auch dieser Abschlusstitel glänzt durch eine eingängige Melodie und die Soli dürfen ebenfalls nicht fehlen.

„Barefoot & Naked“ ist ein gutes Debütalbum der Niederländer geworden, das sich vor großen Namen wie z. B. Dream Theater nicht verstecken braucht. Freunde von melodischem Progmetal sollten unbedingt in das Album reinhören, es wird ihnen sicher gefallen. Aber auch alle übrigen Rockfans sollten der Band eine Chance geben, denn der Härtegrad hält sich deutlich in Grenzen.

Stephan Schelle, Mai 2008

   

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