FEE - Rezeptfrei
Sireena Records / Broken Slence (1982 / 2020)

(11 Stücke, 40:04 Minuten Spielzeit)

Die aus Braunschweig stammende deutsche Rockband FEE ist aus der 1970 gegründeten Band Holde Fee, die noch mit englischen Texten unterwegs war, hervorgegangen. 1979 änderten sie ihren Namen dann in FEE. Aufnahmen eines Live-Konzertes wurden für eine Radiosendung des NDR produziert und auch gesendet, wodurch kein geringerer als Frank Mille (Ex-Rattles) auf FEE aufmerksam wurde. Mit diesen Stücken arbeitete FEE mit Mille als Produzent für die erste LP - noch mit englischen Texten. Doch das Auftauchen der „deutschen Welle“ mit der Nina Hagen-Band oder auch den Fehlfarben, die alle in Deutsch sangen, gaben den Anlass ab sofort in deutscher Sprache weiterzumachen.


Als Ergebnis erschien 1981 das viel beachtete Debütalbum von FEE unter dem Titel „Notaufnahme“. Sowohl bei Kritikern wie auch bei den Musikfreunden fand das Album großen Anklang. Dieser Erstling wurde von Thomas „Tom“ Ruhstorfer (Gesang), Andreas Becker (Gitarren), Lothar Brandes (Tasteninstrumente), Reinhard „Ralli“ Lewitzki (Schlagzeug), Gerd Reulecke (Bass) und Marlies Borcherding (Gesang) eingespielt. Ein Jahr später erschien das zweite Album „Rezeptfrei“. Für Marlies Borcherding war Martina Knorr als Sängerin zur Band gestoßen. Sie kam vom Punk und lieferte sich mit Co-Sänger Tom Ruhstorfer die gewohnt FEE-typischen Gesangsduelle, einem Markenzeichen der Braunschweiger Klasseband. Musikalisch blieben sie ihrer Stilvielfalt treu. Am 11.12.2020 erscheint das Album - gleichzeitig mit ihrem dritten Werk „SchizoFEEnie“ - erstmals auf CD.

Das Album beginnt mit dem Song „Schweine im Weltall“, nicht zu verwechseln mit Grobschnitt’s gleichnamigen Stück vom „Razzia“-Album, das im gleichen Jahr herauskam. Während Grobschnitt eine lustige Ulk-Nummer produzierten, die oft auf NDW-Samplern zu finden ist (obwohl sie keine NDW spielten), kommt die Version von FEE musikalisch eher in Richtung Extrabreit (der Basslauf erinnert ein wenig an „Polizisten“) daher. Auch thematisch geht es hier nicht um Miss Piggy & Co, die ins All fliegen, sondern um die Mächtigen im Staat. Die bissigen Texte des Debüts finden hier ihre Fortsetzung.

„Mach Kohle, Alter“ ist ein druckvoller Punksong. Während Thomas „Tom“ Ruhstorfer „Ich schieb ´ne ruhige Kugel“ singt, kreischt Martina Knorr in rotziger Form „Mach Kohle Alter!“ ins Mikro. Einen Skarhythmus haben sie dann ins Stück „Ab die Post, Nahost“ eingebaut, während im Refrain wieder punkige Elemente vorherrschen. „Spielzeug“ ist ein knackiger Rocksong, der auch heute noch richtig gut klingt, auch wenn er die typischen Sounds der 80’er aufweist. Vor allem die E-Gitarre kommt gut und Martina erinnert stimmlich ein wenig an Annette Humpe.

„Wenn du keinen Krach machst (dann wirst du nicht gehört)“ baut einige AC/DC-Licks ein und ist ein klasse Rocksong mit Ohrwurmcharakter. „Kein Reiz“ verbindet dann NDW mit Punk, während „Kälte der Nacht“ viel 80’er Popappeal mit elektronischen Wave-Klängen besitzt.

Das zweite Album „Notaufnahme“ von der deutschen Rockband FEE ist ein kleiner Schatz aus dem Anfang der 80’er Jahre, der jetzt von Sireena Records gehoben wurde.

Stephan Schelle, Dezember 2020

   

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