Farfarello – Glück !

Farfarello – Glück !
farfarello records / AMA (2011)
(12 Stücke, 50:10 Minuten Spielzeit)

Die deutsche Formation Farfarello um den Ausnahmegeiger Mani Neumann besteht schon seit fast 30 Jahren und bringt im Januar 2011 mit „Glück!“ ihr mittlerweile achtes Album auf den Markt. Das Projekt hat sich nach dem aus dem Balkan stammenden kleinen Kobold „farfarello“ benannt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Menschen glücklicher zu machen. Farfarello veröffentlichen in wechselnder Besetzung ihre Musik bzw. absolvieren in unterschiedlicher Konstellation Konzerte, von denen sie in den vergangenen 30 Jahren schon mehr als 3.500 gegeben haben.


Neben dem Teufelsgeiger Mani Neumann, der auch noch Flöte spielt, wirken auf diesem Album Ulli Brand (Gitarre, Bass-Mundharmonika), DIA (Gesang), und Joschi Kappl (Bass, Keyboards, Programmierung, Perkussion, Tambourin) sowie bei einzelnen Stücken Marcin Wyrostek (Akkordeon), Nippy Noya (Perkussion), Ulf Stricker (Schlagzeug) und Christina Starke (Cello) mit.

Elf neue Stücke sowie zusätzlich „Wiege meine Seele“ als Single Edit bietet die neue CD, die seit langer Zeit auch wieder Gesang aufzuweisen hat. Und DIA’s Stimme geht bei den vier Gesangsnummer wirklich unter die Haut, das kann man hier schon mal sagen. Stilistisch bewegen sich Farfarello in der Schnittmenge aus Folk, Zigeunermusik, Pop, Rock und Klassik. Hier zeigt sich die ganze Bandbreite der Musiker. Neben Stücken voller Melancholie finden sich auch locker leichte und sogar rockige Stücke auf dem Album.

Den Einstig gibt es mit dem Instrumental „Kämpferherz“, das in der romanischen Kirche von Schwerte seinen Ursprung hat. Unter dem Eindruck des Gemäuers, das in den Illuminationen des Lichtkünstlers Jörg Rost entstand, wurde das Stück komponiert. Der erhabene Beginn (mit Akustikgitarre und Geige) entwickelt sich schnell zu einem mitreißenden, rockigen Stück. Es folgt mit „Wiege meine Seele“ die Singleauskopplung, hier in der Albumversion. Ein herrlich balladeskes Stück, das neben der wunderbaren, leicht melancholischen Melodie vor allem durch DIA’s Stimme glänzt. Das geht schon unter die Haut.

Recht klassisch geht es mit „Sturmfrei“ weiter, bei dem das Streicherensemble des Jugendsymphonieorchesters Europera aus Zwickau für den klassischen Unterbau sorgt. Ein sehr erhabenes Stück, das in bester „Herr der Ringe“-Soundtrackmanier daher kommt. „Jovano“ basiert auf einem mazedonischen Traditional, bei dem neben der Geige vor allem das sehr akzentuierte Akkordeonspiel und im späteren Verlauf die Perkussion in den Fokus treten. Fremdartig, berauschend, mitreißend und einfühlsam zugleich.

Das folgende Stück trägt den eher unspektakulären Titel „Felix“ und doch ist es etwas besonderes, handelt es sich doch um die Interpretation des berühmten Violinenkonzertes in e-moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. Wer nun aber eine rein klassische Nummer erwartet, der irrt, denn Farfarello verleihen diesem Stück eine rockige Note, was sich schon zu Beginn am Schlagzeug und den Gitarren zeigt. Das hat schon was von Rock meets Classic. Mani & Co. beweisen hier, wie modern die klassischen Werke auch heute noch sein können.

Mit „Seit dieser Nacht“ kommt der zweite Song des Albums. Eine traumhafte Nummer, die schnell ins Ohr geht. Nach dem mitreißenden „Feuer und Flamme“ steht Ulli Brand dann bei „Sehnsucht nach Cassis“ im Vordergrund. Auf diesem 2:12minütigen Instrumental agiert er an der Akustikgitarre wie Anthony Phillips (ex-Genesis) und bietet ein wunderbares melancholisches Klanggebilde, in das man sich hineinfallen lassen kann. Das Titelstück ist ein treibender und schwungvoller Song. „Schwerelos“ ist ein kleiner Walzer, der mich – vor allem durch das Akkordeon – auch ein wenig an Eroc’s eingängige Stücke erinnert. Und mit dem Lied „Ein Freund“ machen Farfarello deutlich, das man sich selbst ein guter Freund sein soll, sich seine Fehler verzeiht und zu sich selbst stehen soll. So ist es sicherlich einfacher, das Glück für sich zu finden. DIA wird dabei zunächst nur von der Akustikgitarre begleitet, was den Song sehr eindringlich macht. Auch das von Christiane Starke gespielte Cello unterstreicht diesen balladesken Charakter im zweiten Teil des Songs. Als Bonus beschließt dann der Single Edit von „Wiege meine Seele“ das Album. Spätestens jetzt setzt sich dieser Song im Gehörgang fest und man ist schon nach weinigen Momenten geneigt den Refrain mitzusingen.

„Glück!“ ist eine klasse CD, die verschiedene Stilelemente miteinander verbindet und deren feste Komponente Geige und Akustikgitarren sind. Klanglich ist das Werk ebenfalls auf höchstem Niveau, was kein Wunder ist, hat doch Eroc (ex-Grobschnitt) Hand an das Mastering gelegt. Ein tolles Album, das nicht nur Fans der Band begeistern wird. Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie diese Stücke live wirken, wovon man sich im Februar 2011 bei einigen Gigs überzeugen kann.

Stephan Schelle, Januar 2011

   

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