Eyesberg - Masquerade
Progressive Promotion Records (2016)

(7 Stücke, 51:06 Minuten Spielzeit)

Nachdem sich das deutsch/britische Trio Eyesberg gut 30 Jahre für ihr Debütalbum Zeit gelassen hat, haben sie die Freunde des NeoProg nun nicht so lange bis zum zweiten Album warten lassen. Ganze zwei Jahre sind seit ihrem Debüt „Blue“ vergangen, da schicken sie im November 2016 einen Nachfolger unter dem Titel „Masquerade“ ins Rennen. Georg Alfter (Gitarren, Bass), Norbert Podien (Keyboards) und Malcolm Shuttleworth (Gesang) stellen wie gehabt das Grundgerüst dar und haben sich darüber hinaus mit Spock’s Beard Schlagzeuger Jimmy Keegan (er hat kürzlich die Bärte verlassen) einen namhaften Gastmusiker zur Seite gestellt.


Als weiteren Gast haben sie dann noch den Inhaber des Labels Progressive Promotion Records an den Cowbells in ihren Sound integriert.

„Masquerade“ schließt nahtlos an den Vorgänger „Blue“ an, macht aber deutlich, dass die Band einen Schritt nach vorn gemacht hat, denn die Songs und die Produktion klingt noch eine Spur besser als das Debüt. Da scheint dem Trio plus Schlagzeuger Keegan die kürzere Produktionsphase gut getan zu haben.

Wie schon auf dem Erstling bewegen sich Eyesberg im Umfeld des Neoprog. Ihre Inspirationsquellen bei Bands der Marke Genesis, Marillion, IQ, Pendragon & Co. sind zwar herauszuhören, doch haben sie bereits einiges an eigenen Elementen, so dass ihr Sound und die Songs eigenständig klingen.

Mit fetter Orgel und Schlagwerk geht es dann auch gleich im 70’er Jahre Stil im Opener „Joke On You“ los. Hier sind die Riffs und das Schlagwerk zunächst doch recht heavy geraten. Nach etwas mehr als einer Minute schälen sich dann aber die Neoprog-Elemente heraus und Freunde dieses Genres kommen ab jetzt auf ihre Kosten. Immer wieder unterbrechen sie diese durch härtere Rhythmen, was den Opener druckvoll macht.

„Come And Take A Look At My Life“ ist ein schöner ruhiger Song, der sehr starke Genesis-Einflüsse aufweist. Das trifft auch auf den Gesang zu, der von Malcolm leicht kehlig intoniert wird. Die Instrumentalteile sind hier sehr schön ausgearbeitet. Sehr eingängig präsentiert sich auch „Faceless“, bei dem Norbert Podien Flötenklänge aus seinen Keyboards zaubert, die sehr natürlich klingen.

Eines der Highlights steht dann mit dem viereinhalbminütigen „Here And Now“ an. Auch hier kommen Erinnerungen an Genesis auf. Wunderschön sind auch in diesem Stück die Passagen, die nach Querflöte klingen. Nach dem sechsminütigen Instrumental „Storm Flood“ und dem wunderbaren „Steal Your Thunder“ beschließt dann mit dem fünfteiligen „Wait And See“ ein Longtrack das Album. Über die volle Länge von gut 18 Minuten Spielzeit kann dieses Stück überzeugen und gehört zu den Highlights des Albums. Wie es sich für einen guten Longtrack gehört, haben sie reichlich Breaks und Strukturwechsel in den Song eingebaut.

Eyesberg haben sich zum Glück nicht wieder 30 Jahre Zeit bis zu einer Albumveröffentlichung gelassen sondern zwei Jahre nach ihrem Debüt mit „Masquerade“ ein sehr schönes Werk veröffentlicht, das ich jedem Neoprog-Fan wärmstens ans Herz legen kann. Die Band macht sich auf den Weg den Gipfel der deutschen Neoprog-Szene zu erklimmen.

Stephan Schelle, November 2016

   

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