EYE 2 EYE - Nowhere Highway
Progressive Promotion Records (2020)

(5 Stücke, 59:30 Minuten Spielzeit)

Mit EYE 2 EYE hat das deutsche Label Progressive Promotion Records einen Neuzugang aus Frankreich - aus der Nähe von Paris – zu verzeichnen, der schon auf eine lange musikalische Karriere zurückblicken kann. Die Band wurde bereits 2003 von Schlagzeuger Didier Pegues und Keyboarder Philippe Benabes gegründet, die die einzigen Konstanten im Bandgefüge darstellen. Seit 2003 haben sie vier Alben herausgebracht, das neue Werk, „Nowhere Highway“, ist ihr fünftes Album. 


Musikalisch sind EYE 2 EYE aktuell im symphonischen Progressive Rock unterwegs. Die fünf Stücke mit Laufzeiten von 6:42 bis 20 Minuten Spielzeit wurden zwischen März 2017 und August 2019 in ihrem eigenen EYE 2 EYE-Studio aufgenommen. Neben Didier Pegues (Schlagzeuger, Keyboards) und Philippe Benabes (Keyboards) gehören zum derzeitigen LineUp noch Jack Daly (Gesang), Bruno Pegues (Gitarren) und Etienne Damin (Bass, Gitarren, Backgroundgesang). Als weitere musikalische Gäste sind noch Michel Cerroni (Backgroundgesang, Sprecher), Claudine Istria (Backgroundgesang ) und Thierry Lalet (Feadog) an Bord.

Das Album erscheint am 04.12.2020 in einem sechsseitigen Digipack mit achtseitigem Booklet. Das Design stammt von Didier Pegues, die Fotos von Didier Pegues und Philippe Benabes. Die Longtracks „The Coice“ und „Nowhere Highway“ sind in sechs bzw. sieben Parts unterteilt, die einzeln angesteuert werden können, so dass der Player 16 Tracks anzeigt.

„Nowhere Highway“ ist ein Konzeptalbum, dessen Thema mit dem Stück „Ghosts (Part 1)“ auf ihrem 2017’er Album „The Light Bearer“ seinen Ursprung hat. Schon zu diesem Zeitpunkt war der Band klar, dass als nächstes ein Konzeptalbum, basierend auf dieser Thematik, folgen sollte. Drei Jahre hat es dann gedauert, bis sie dies realisieren konnten. Die fünf Songs des neuen Albums tragen den Zusatz (Ghosts Pt.2) bis (Ghosts Pt. 6). Es geht bei dem Konzept um einen Musiker, der seine Inspiration verloren hat und diese versucht in einer Whiskyflasche wieder zu finden. Je mehr er trinkt, desto mehr verfällt er in ein Koma, das ihn schließlich auf den „Nowhere Highway“ führt. Das führt dann zu einem Kampf zwischen seinen alten Dämonen und seiner Muse. Es geht um die positive und negative Seite, die einen Künstler antreibt sowie ihn kreativ inspiriert.

Gestartet wird mit dem fast neunminütigen „Behind The Veil“. Proggig mit Pianoklängen und Flächen sowie eingestreuten Sprachsamples beginnt dieser Opener. Dann setzt Michel Cerroni’s Stimme als Sprecher ein und verstärkt damit den Konzeptcharakter. In der ersten Hälfte geht es recht symphonisch zu, während dann nach ca. viereinhalb Minuten druckvollere Drums und Sounds eingefügt werden. Allerdings klingt das ab hier ein wenig blechern. Die Songs gehen ineinander über, so dass sich nahtlos der zweite 6:42minütige Track „The Hidden Muse“ anfügt. Flächen, basslastige Synthiemotive und Vogelgezwitscher sind zu Beginn zu hören. Ein verträumter, proggiger Anfang, der dann im Mittelteil durch ein Break unterbrochen wird, und in einen Neo-Prog-Part wechselt. Komischerweise leidet der Sound erneut bei diesem Bruch ein wenig. Fast so als wenn das Mixing bei den lauten, druckvollen Passagen nicht funktioniert hat. Oder die Band hat dies als gewolltes Stilmittel eingesetzt. Musikalisch kann der Song aber überzeugen.

Danach kommt mit „The Coice“ der erste Longtrack, der es auf fast 17 Minuten Spielzeit bringt. Zu Beginn versprüht der Song eine Spur Wave. In diesem Longtrack wechselt die Band in verschiedenen Stilen und bietet einige Breaks. Das wirkt an einigen Stellen allerdings etwas überladen, behält aber über die Laufzeit einen hohen Spannungsbogen. Gleiches trifft auch auf die restlichen beiden Stücke zu, von denen vor allem das Titelstück überzeugen kann.

Das fünfte Album von EYE 2 EYE kann nicht beim ersten Hördurchgang überzeugen. Ich brauchte einige Durchgänge bis mich die Franzosen mit ihrem symphonischen Prog gepackt haben. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings der einige Male abfallende Klang. Dadurch wirkt das Album nicht clean, sondern unterproduziert. Ich rate auf jeden Fall vorher Probe zu hören.

Stephan Schelle, November 2020

   

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