Erja Lyytinen - Waiting For The Daylight
Tuohi Records / inAkustik (2022)
(9 Stücke, 48:42 Minuten Spielzeit)

Die finnische Gitarristin und Sängerin Erja Lyytinen, die bereits mit dem European Blues Award ausgezeichnet wurde, veröffentlicht am 21.10.2022 ihr neues Album „Waiting For The Daylight“. Die Musikerin wurde im Player Magazin (US) zu einer der „10 Gitarristen gewählt, die den Blues für eine neue Generation von Spielern am Leben erhalten“.


„The Queen oft the Slide Guitar“ begann während des Lockdowns mit der Arbeit an ihrem neuen Studioalbum. „Ich habe während der Pandemie angefangen, Songs zu schreiben und dabei jede Menge Gefühle in die Songs gesteckt, die ich in den letzten zwei Jahren hatte. Ich habe das Gefühl, dass das neue Songmaterial ziemlich einzigartig und anders ist als die vorherigen“ sagt Erja. „In gewisser Weise ist dies wahrscheinlich mein einfachstes Album. Ich habe viel Vorproduktion gemacht, bevor wir ins Studio gingen. Allerdings nahm ich mir die Zeit, konzentrierte mich auf die Arbeit an den Overdubs in meinem eigenen Studio und verbrachte dort viele Stunden. Das war schon sehr hart, aber eine coole Zeit, und ich muss sagen, dass ich mit den Ergebnissen noch nie so zufrieden war wie jetzt“, erklärt Lyytinen.

„Mit diesem Album wollte ich die Musik der 60er-70erjahre ehren. Bands mit großen Gitarrensoli und schweren progressiven und rockigen Sounds. Seit meiner Kindheit höre ich Bands wie Black Sabbath, Led Zeppelin und Deep Purple. Endlich hatte ich die Chance, ein Album zu machen, auf dem ich mich mehr denn je als Blues/Rock-Gitarristin ausdrücken konnte. Die Songs wurden auch schwerer, die Texte tiefgründiger, mit Hinweisen auf die Missstände im Alltag und den Verlust der Liebe. Es könnte die Pandemie gewesen sein, die mich dazu gebracht hat, all die Wut, Frustration und tiefen Gefühle herauszuschreien. Aber ich hatte auch das Gefühl, dass ich jetzt ausdrücke, was und wie ich mich als Gitarristin und Sängerin wirklich fühle, was ja eigentlich sehr schön und erleichternd ist“, bestätigt Erja.

Zu ihrem neuen Album erklärt Lyytinen, dass sie ein „Bandalbum“ machen wollte. „Mein Schlagzeuger Iiro Laitinen und mein Bassist Tatu Back machen einen fantastischen Job. Wir haben die Songs viel geübt, bevor wir ins Studio gegangen sind, was man auf den Tracks wirklich hören kann. Mein langjähriger Keyboarder Harri Taittonen kam bei den Aufnahmen hinzu, das war ein echter Leckerbissen“, sagt sie. „Ich wollte mein Gitarrenspiel und meine Gitarrenfähigkeiten verbessern, also habe ich viel geübt und verschiedene Gitarristen und ihre Technik erkundet. Ich wollte ein Gitarrenalbum machen, mit vielen Soli und interessanten Gitarrenparts und natürlich mit viel Slide-Gitarre. In einigen Songs habe ich über zwanzig verschiedene Gitarrentracks gespielt, und das ganze Album klingt riesig.“

Neun tolle Songs mit Laufzeiten von 3:58 bis 6:55 Minuten Spielzeit bietet die CD, die in einem vierseitigen Papersleeve sitzt und ein zwölfseitiges Booklet enthält.

Man muss schon sagen, dass derzeit eine Menge gute Acts aus Skandinavien kommen, die den Spirit der 70’er Jahre aufnehmen und ihn ins Hier und Jetzt transformieren. Dazu gehört auch die Gitarristin und Sängerin Erjy Lyytinen.

Das Album beginnt mit dem klasse Bluesrock-Song „Bad Seed“. Das geht richtig gut ab, vor allem durch Erja’s wunderbare Stimme und der Gitarrenarbeit. Gleiches gilt auch für den nächsten Song „Last Girl“. Hier zeigt sich schon die Wandlungsfähigkeit in Erja’s ausdrucksstarkem Gesang. Die Finnin versteht es jedem Song durch unterschiedliche Timbre und Betonungen einen eigenen Stempel aufzusetzen. Sie klingt in diesem Song unglaublich cool.

„Run Away“ ist ein herrlicher Song bei dem Eyrja zwischen ruhigen, atmosphärischen und druckvollen Passagen wechselt. Dabei geht ihre intensive Gesangsstimme direkt unter die Haut. Deep Purple-Feeling gepaart mit Black Sabbath-Riffs bietet dann zunächst das Titelstück um in einen atmosphärischen Song überzugehen. Im Refrain wird es dann wieder härter im Stile der 70’er Jahre-Bands.

Das ihre Stimme besonders in ruhigen und balladesken Momenten richtig zur Geltung kommt, zeigt sie dann in „Never Really Had You“, das darüber hinaus von herrlichen Soli in einer Mischung aus Carlos Santana und Gary Moore durchzogen ist. „You Talk Dirty“ erinnert mich dann an die Band Heart der Geschwister Wilson.

Das Album „Waiting For The Daylight“ der finnischen Sängerin und Gitarristin Erjy Lyytinen bietet herrlichen Rock mit 70’er-Jahre Appeal, ist aber im Hier und Jetzt verortet. Es gibt keinen einzigen Ausfall auf dem Album das von Erja’s markanter, variabler Gesangsstimme und tollen Gitarrenlicks und -soli durchzogen ist. Ein klasse Werk.

Stephan Schelle, Oktober 2022

   

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