Enigma – The Platinum Collection

Enigma – The Platinum Collection
EMI (2009)
(40 Stücke, 180:08 Minuten Spielzeit)

Als im Jahr 1990 erstmals Gregorianische Chöre und Popmusik miteinander verbunden wurden, schlug diese Kombination in der Musikwelt wie eine Bombe ein. Auslöser war das Musikprojekt Enigma, das für diese faszinierende, mystische Mischung, die später öfter kopiert, aber nie erreicht wurde, auf dem Debütalbum „MCMXC a. D.“ und der dazugehörigen Single „Sadness“ verantwortlich war. Damals wusste zunächst niemand, wer hinter dem Projekt stand.


Musiker und Produzent Michael Cretu der zuvor Ende der 70’er mit „Moon, Light & Flowers“ und in den 80'ern mit den Album „Legionäre“ und „Die Chinesische Mauer“ (deutschsprachiger Rock/Pop) in Erscheinung trat, war für diesen neuen, Stil prägenden Sound verantwortlich. Diese ersten Werke sind aber nicht vergleichbar mit dem, was Cretu dann später unter dem Namen Enigma veröffentlichte.

Zahlreiche Hits im In- und Ausland konnte er mit dem Projekt verzeichnen, das neben den Gregorianischen Chören im weiteren Verlauf auch ethnische Sounds in die Musik integrierte. Das erstaunliche an Enigma ist, dass die Musik – ähnlich wie heute bei Schiller – die Musikfreunde der unterschiedlichsten Musikrichtungen anspricht. Vielleicht liegt das vor allem daran, dass die Musik mit viel Herz komponiert und voller Emotionen ist, ohne dabei kitschig zu wirken.

Am 20.11.2009 erscheint nun eine Best Of-Box mit drei CDs, die 17 Hits von Enigma (insgesamt 69 Minuten) in bester Soundqualität präsentiert. Da die 17 Titel auf dem ersten Silberling Platz fanden, wurden der zweiten CD zwölf Remixe von unterschiedlichen Künstlern spendiert (mehr als 75 Minuten). Und als besonderes Bonbon für die Fans finden sich auf der dritten CD elf bisher unveröffentlichte Stücke bzw. Fragmente, die in „Lost One“ bis „Lost Eleven“ betitelt sind. CD Nummer 3 ist insgesamt ca. 36 Minuten lang und enthält kurze Impressionen von noch unfertigen Stücken (alle Instrumental) mit Laufzeiten zwischen 2:13 und 4:12 Minuten Länge.

Man kann auf der ersten CD sehr schön erkennen, wie sich Cretu im Laufe der Zeit entwickelt hat. Von „Sadness“ aus dem Jahr 1990 bis zum 2008’er Song „La Puerta Del Cielo“ ist alles enthalten, was es an Tophits gegeben hat. Die zweite CD besticht durch stark abgewandelte Remixe der Originale. Die sind nicht nur wesentlich länger als die Originale sondern auch durch – wenn auch wie in den 80’ern üblich – sehr tanzbare Elemente (wie zum Beispiel in „Sadness“ und „Age Of Loneliness“) oder wie in „Return To Innocent“ gar durch Sitarklänge ergänzt worden, was den Stücken eine neue Note verleiht.

Thereminartig schwillt der Synthiesound in „Lost One“ an und schwebt, nur durch einen Rhythmus unterlegt durch den Raum. Dieser erste Track zeigt sich als Demo, die noch recht unfertig klingt, während „Lost Two“ schon fast so bleiben könnte, denn der Track enthält bereits eine eingängige Melodie und klingt auch recht voluminös, wenn auch noch weitere Sounds – eventuell sogar eine Gesangslinie – dem Ganzen noch mehr Tiefe verleihen würden. „Lost Three“ scheint dagegen schon im Endstadion zu sein, denn hier stimmt bereits alles – oder das meiste. Und so wandeln die weiteren Lost-Tracks zwischen Skizzen und fast finalen Produktionen hin und her. Ein Fest für jeden Fan, aber auch gut anzuhören für all diejenigen, die elektronische Popmusik mögen.

Diese CD-Box ist hervorragend für alle (neben den Fans natürlich) geeignet, die Enigma mögen und alle Hits auf einem Album haben möchten. Ein Album das zeigt, dass man Cretu’s Projekt nicht nur als reine Hitmaschine abstempeln kann, auch wenn hier die kommerziellen Tracks vorherrschen. Kommerzielle Musik muss ja nicht immer schlecht sein.

Stephan Schelle, November 2009

   

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