Emerson, Lake & Palmer - Trilogy
Legacy / Sony Music (1972 / 2015)

(19 Stücke, 89:09 Minuten Spielzeit)

Nachdem vor gut einem Jahr Emerson, Lake & Palmer’s (kurz ELP) Meisterwerk „Brian Salad Surgery“ in einer Deluxe Edition wiederveröffentlicht wurde, legt Sony Music am 24.04.2015 mit dem 1972’er Album „Trilogy“ nach. Mit diesem Album veröffentlichten ELP nach ihrem Livealbum „Pictures At An Exhibition“, bei dem sie mit Modest Mussorgski’s gleichnamigen Klavierzyklus sowie mit einer Interpretation von Tschaikowski’s „Der Nussknacker“ zeigten, wie Rock- und klassische Musik miteinander verbunden werden können, ihr drittes Studioalbum. 


Die hohen Erwartungen, die durch die beiden vorangegangenen Studioalben, sowie durch „Pictures At An Exhibition“ gestellt wurden, konnten ELP auch mit ihrem 72’er Werk scheinbar mühelos erfüllen. So ist es nicht verwunderlich, dass das Trio, das sich auf dem Zenit ihres Schaffens befand, als Supergroup bezeichnet wurde. Das Album stürmte dann auch erwartungsgemäß die Albumcharts und konnte sich in England gar auf dem zweiten Platz behaupten.

Greg Lake dazu: „Wenn wir ein Album aus unserem Katalog hervorheben müssten, dann wäre es vermutlich ‚Trilogy’. Die Platte entstand zu einer Zeit, als Inspiration und Motivation der Band auf ihrem absoluten Höhepunkt waren und wir gleichzeitig lange genug zusammen waren, um bereits eine eigene musikalische Identität zu haben.“

Carl Palmer ergänzt: „Wir wollten ein Album machen, das so gut wie nur irgend möglich sein sollte. Die Begeisterung im Studio war elektrisierend, als wir uns die erweiterten Backingtracks anhörten. Mir persönlich haben die Aufnahmen zu diesem Album riesigen Spaß gemacht. Das war eine extrem denkwürdige Phase meiner Karriere und ich bin sicher, dass das auch für alle anderen gilt, die darin involviert waren.“

Und Keith Emerson fügt hinzu: „Es war eine sehr experimentelle Zeit und wir alle haben uns gefragt, wo das hinführen würde ... ganz zu schweigen von unserem Publikum. Aber wir wussten, dass die Leute auf unserer Seite waren, also gingen wir gemeinsam auf die Reise.“

Mit einem Herzschlagrhythmus beginnt der Opener „The Endless Enigma“. Die ersten Sounds, die Keith Emerson aus seinen Keyboards herausholt, wirken sehr futuristisch und spannungsgeladen, so als wäre die Musik als Soundtrack für einen Science Fiction-Film oder Thriller gedacht. Dem stehen die Klavierparts und die Perkussion gegenüber. Dann heben die Drei das Stück in rockige Gefilde und der typische ELP-Sound, an dem sich auch andere Bands wie die Deutschen Triumvirat orientierten, tritt zu Tage. Opulent und majestätisch entfaltet sich der Song, dessen zweiter Part durch das klassisch wirkende „Fugue“ unterbrochen und gleichzeitig zusammengehalten wird. Eine wagemutige aber eindrucksvolle Kombination, die zeigte, welch innovative Kraft die drei Musiker damals entfachten.

In dem Folgenden „In The Beginning“ präsentierten ELP eine herrliche Akustiknummer, bei der Greg Lake durch sein Gitarrenspiel glänzte, während Carl Palmer dezent Perkussion beisteuert. Eine wunderbar verträumte Nummer. „The Sheriff“, das ihren Sinn für Humor belegt, ist dann wieder typischer ELP-Sound den sie mit einem leichten Saloon-Einschlag versahen. Vor allem die Ragtime-/Saloon-Klavier-Passage erinnert nicht nur an Stumm- oder Westernfilme, sondern zeigt auch das Keith Emerson die gleiche Virtuosität an den Tag legte, wie es der wieselflinke Rick Wakeman vollbrachte.

Darauf folgt mit „Hoedown“, eine Version eines Aaron Coplands-Stückes, bei dem Keith Emerson an den Tasten seines Keyboards ein wahres Feuerwerk abbrennt. Von Lake und Palmer getrieben vollführte er einen wahren Parforceritt, der auch experimentelle Passagen enthält. Die Mischung aus Klassik und Rock vollführte die Band dann im abwechslungsreichen, fast neunminütigen Titelstück. Nach dem rockigen „Living Sun“ schließt dann das sich stetig steigernde „Abaddon’s Bolero“ das Album ab.

Das Album erscheint in der Deluxe Edition als DoppelCD plus DVD in einem achtseitigen Digipack, das darüber hinaus mit einem 16seitigen Booklet aufwartet, in dem sich neben Linernotes von Chris Welch auch Aussagen der drei Musiker sowie zahlreiche Fotos befinden.

Auf der ersten CD befindet sich das Originalalbum, während ein neuer Stereomix sowie eine alternative Version von „In The Beginning“ die zweite CD krönt. Die DVD enthält Audio-Dateien mit verschiedenen 5.1 und Stereomixen, die vom King Crimson Musiker Jakko Jakszyk abgemischt wurden.

Zweifellos gehört „Trilogy“ in jede gute Rocksammlung. Die neue Version macht vor allem durch die herrlichen 5.1-Mixe Sinn, denn in dieser Form kann man das Album gänzlich neu für sich entdecken. Hohe Empfehlungsstufe.

Stephan Schelle, März 2015

   

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