Elleven - Transfiction
Progressive Promotion Records (2015)
(8 Stücke, 61:19 Minuten Spielzeit)

Elleven nennt sich eine deutsche Rockformation, die sich im Jahr 2001 aus Musikern der deutschen Rockband Chandelier formierte. Im Jahr 2007 veröffentlichte die Band aus Grevenbroich ihr Debütalbum „Insight“. Seither sind acht Jahre vergangenen und der bisherige Chandelier-Schlagzeuger Tom Jarzina (hatte mit Chandelier das letzte Album „Timecode“ eingespielt) gehört auch nicht mehr zur Stammbesetzung, dafür ist Ur-Chandelier-Mitglied Herry Rubarth ans Schlagzeug gerückt.


Unverändert gehören anno 2015 Julia Graff (Gesang, Gitarre), Carsten Hütter (Gitarren), Armin Riemer (Keyboards) und Roger Weitz (Bass) zur Band. Neu hinzugekommen ist Herry Rubarth am Schlagzeug.

Auf dem neuesten Album mit dem Titel „Transfiction“ bieten die fünf Musiker eine Mischung aus melodischem Progressive Rock und New Artrock. Acht Songs mit Laufzeiten von 4:54 bis 11:11 Minuten Länge finden sich auf dem neuesten Longplayer, der im vierseitigen Digipack mit zwölfseitigem Booklet erschienen ist.

Schon auf dem Debütalbum haben Elleven NeoProg mit Artrock verbunden und in eingängige Songs verpackt. Und genau das machen sie auch anno 2015, was sich bereits im Opener „Try“ zeigt. Der achtminütige Song startet mit Sequenzern, die an Tangerine Dream der 00’er Jahre erinnern und switchet dann nach etwa einer Minute in Prog/Artrock (klingt später gar nach Marillion der h-Ära) um. Julia setzt dann auch gesanglich ein, während ihre Mitstreiter den Song druckvoll nach vorne treiben. Leichte Ähnlichkeiten zu Marianne Faithfull sind zwar auszumachen, doch ist Julia’s Stimme wesentlich höher und klarer angelegt (nicht so rau wie bei Faithfull). Musikalisch zeigen sich Elleven aber schon zu diesem frühen Zeitpunkt auf hohem Niveau.

Einen leicht melancholischen Touch weist „Not The One“ auf, das durch herrliche Keyboardpassagen glänzt. Julia scheint in diesem Song allerdings ein ums andere Mal an ihre Grenzen zu stoßen, da die gesungenen Passagen etwas neben dem Gesamtsound der Band liegt. Das kann aber durchaus gewollt sein.

Japanische Klänge kommen dann im Stück „Sakura Tree“ auf, das den Opfern der Fukushima-Katastrophe gewidmet ist. Es ist schon komisch, dass dieser katastrophale Atomkraftwerkunfall durch viele weitere schlimme Nachrichten der letzten Zeit völlig in Vergessenheit geraten ist. Da ist es lobenswert, dass eine Band wie Elleven mit diesem sehr eindringlichen Song dieses schreckliche Ereignis aus der Vergessenheit holt.

Das achtminütige „Blurry Road“ zeigt sich von seiner NeoProg-Seite (gar mit leicht Yes- und Marillion-artigen Gitarreneinschüben). Im Mittelteil positionieren Elleven dann noch einen psychedelischen Part, der von härteren Gitarrenriffs unterbrochen wird. Sehr gut gefallen mir auch die Gitarrenriffs in „Anyway“.

Mit der Schnapszahl von 11:11 Minuten ist „Dust And Light“ der längste Track des Albums. Zunächst beginnt das Stück als balladeske, atmosphärische Midtemponummer, die im weiteren Verlauf die Eigenschaften eines Proglongtracks ausreizt, in dem sich Struktur, Melodie und Rhythmus verändern. Elleven lassen den Track dann ambient ausklingen. Das zerbrechlich wirkende „Losing Tracks“, das sich unter die Haut schiebt, beschließt dann das Album.

Mit „Transfiction“ ist der deutschen Band Elleven ein musikalisch gutes Zweitwerk gelungen, das an ihr Debüt und auch an den Stil von Chandelier anschließt. Allerdings habe ich in einigen Passagen das Gefühl, das Julia’s Stimme nicht hundertprozentig zur Musik passt. Hier sollte die Band noch besser auf die Stimmlage ihrer Sängerin eingehen. Ansonsten Top.

Stephan Schelle, November 2015

   

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