Ellesmere – Stranger Skies
AMS / BTF (2024)
(6 Stück, 47:04 Minuten Spielzeit)

Ellesmere ist das Musikprojekt des italienischen Multiinstrumentalisten Roberto Vitelli. Für sein mittlerweile viertes Album „Stranger Skies“, das gut drei Jahre nach dem Vorgängeralbum „Wyrd“ im Februar 2024 herausgekommen ist, hat er sich zahlreiche Gastmusiker an die Seite gestellt. Darunter so bekannte Namen der Prog-/Neo-Progszene wie David Jackson, John Hackett, Clive Nolan und Tomas Bodin. Am Mikro agiert John Wilkinson, der in einigen Passagen eine leichte Phil Collins-Note aufweist.


„Stranger Skies“ befasst sich einmal mehr mit dem Thema des Reisens und der Entdeckung neuer, unerforschter Welten, dem eigentlichen Merkmal aller Ellesmere-Platten.

Musikalisch schließt Ellesmere an das Vorgängeralbum „Wyrd“ an und bietet energiegeladenen, symphonischen Progressive-Rock. Die Hauptinspirationsquellen für dieses Album sind laut Presseangaben Genesis’ „A Trick Of The Tail“ und Rushs „Moving Pictures“. Und in der Tat kommen einem an einigen Stellen Genesis in den Sinn - nicht nur wegen John Wilkinsons Stimme.

Das Album beginnt mit vier kurzen Tracks mit Laufzeiten bis zu 6:50 Minuten und hat dann in der zweiten Hälfte zwei Longtracks jenseits der Zehn-Minuten-Marke zu bieten.

Symphonisch geht es gleich im Opener „Northwards“ zu, das in den ersten zwei Minuten wie ein Soundtrack zu einem Abenteuerfilm wirkt. Dann kommen aber Neoprogsounds wie in den 80’er Jahren auf. Keyboards und das druckvolle Schlagzeug sowie John Wilkinsons Stimme bestimmen hier das Bild. Das klingt in der Tat auch nach Genesis der Collins-Ära.

Das 6:43minütige „Tundra“ beginnt mit Gitarren, die ein leichtes Rush-Flair besitzen. Sobald der Gesang einsetzt werden Genesis-Elemente mit typischem 80’er Rock/Wave vermischt. In der zweiten Hälfte kommt dann Satzgesang auf.

Die Akustikgitarren zu Beginn des 5:12minütigen Instrumentals „Crystallized“ erinnern ebenfalls an Genesis & Co. Nach zwei Minuten wird es dann aber abstrakter (auch durch das Saxophon) und rockiger, was sich mit herrlich melodischen Parts verbindet. Das 4:17minütige „Arctica“ verbindet Neo-Prog mit komplexeren Parts, die wiederum vor allem durch David Jackson Saxophonspiel hervorgerufen werden.

Die dann folgenden beiden Longtracks „Stranger Skies“ (12:18 Minuten) und „Another World“ (11:43 Minuten) steigern dann aber die Qualität des Albums, denn nun bewegen sich Ellesmere mehr im Progrock der 70’er Jahre. Die Longtracks haben zahlreiche Struktur-, Melodie- und Rhythmuswechsel und an einigen Stellen wird auch schon mal gefrickelt, was sich aber zum Glück in Grenzen hält. In „Another World“ wird dann auch melodisch auf „Northwards“ verwiesen, was den Kreis des Albums schließt.

„Stranger Skies“ von Ellesmere ist ein Album auf dem Roberto Vitelli und seine Mitstreiter eine Mischung aus 70’er und 80’er Prog servieren. Einige Passagen und Teile des Gesangs von John Wilkinson erinnern dabei an Genesis der Collins-Ära. Ein gelungenes Werk.

Stephan Schelle, April 2024

   

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