Electric Orange
- Misophonia Zwei Jahre nach „Volume 10“ erscheint nun endlich mit „Misophonia“ ein neues Werk der deutschen Formation Electric Orange. Der Albumtitel kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Hass auf Geräusche“ und damit eine verminderte Geräuschtoleranz gegen bestimmte Geräusche. Diesem Thema haben sich Electric Orange bei drei Stücken des Albums („Misophonia I“ bis „Misophonia III“) angenommen. |
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Mit
„Organized Suffering“ beginnt das Album. Psychedlische Sounds machen
sich zu Beginn breit und in dem Gitarren, Schlagzeug, Percussion und zunächst
wabernde Synthies den Ton angeben. Schnell stellt sich eine relaxte,
hypnotische Stimmung ein. Während die Rhythmusgruppe den Unterboden
bereitet, legt Dirk Jan Müller seine elektronischen Flächen, Sounds,
Effekte und atmosphärischen Klangwolken darauf. Das wirkt schon sehr
meditativ. Sehr schöne wechselnde Rhythmus, die zum Ende hin auch ein
wenig Santana-Flair aufkommen lassen, durchziehen dieses erste Stück. Das
folgende fast zwölfminütige „Bottledrone“ zeigt dagegen einige
psychedelische Soundstrukturen, die an die frühen Pink Floyd erinnern.
Der Track hat aber auch etwas Schwebendes und man hat zu Beginn das Gefühl
sich in Zeitlupe zu bewegen. Erst nach gut vier Minuten wird es dann
rhythmischer. Je länger der Track dauert, umso mehr steigert er sich. „Demented“
ist mit seinen fast acht Minuten ein sehr perkussiver Track, auf dem sphärische,
elektronische Klangwolken thronen. Die Gitarre wird hier – wie auch in
den anderen Stücken - eher dazu benutzt, um vereinzelte rhythmische
Akzente zu setzen. Stoisch ziehen Electric Orange den Rhythmus bis zum
Ende durch. Es
folgt der erste Part des Titelstückes. Der gut neunminütige Track zeigt
sich in den ersten mehr als drei Minuten von seiner ambienten Seite. Dann
durchbricht das Schlagzeug diese angenehme Lethargie und es wird etwas
rockiger. Zum Ende hin lassen sie es dann wieder atmosphärischer
auslaufen. In
den psychedelisch/rockigen Sound des Stückes „Shattered“ lassen
Electric Orange dann die Gitarre etwas funkig klingen. „Misophonia II“
stellt mit seinen 1:19 Minuten Spielzeit nur ein kurzes Zwischenspiel dar,
das aus elektronischen Klangmodulationen besteht. Dem schließt sich dann
das 5:25minütige „Opsis“ an, das mit Synthieflächen und
eingestreutem Bassmotiv beginnt. Die Zither sorgt für ein besonderes
Flair in diesem perkussivem Stück. Die Band wandelt hier klanglich
zwischen orientalischen, arabischen und mediterranen Klangmustern, was
wiederum sehr psychedelisch klingt und den Hörer auf eine Reise mitnimmt.
Mit dem 17:36minütien dritten Part des Titelstückes endet dann das
Album. Hier spielt die Band mit Strukturen und der Dynamik. Mit
seiner elektronischen Ausrichtung ist das neue Album sowohl für Freunde
psychedelischer Klänge wie auch für diejenigen, die mehr auf
elektronische Musik stehen geeignet. Die Band wandelt wie bisher auf hohem
Niveau, hat aber den Rockanteil etwas zurückgefahren und präsentiert
sich elektronischer und ruhiger. Der Sound, der manchmal an die 70’er
Jahre erinnert, hat aber nichts von seiner Faszination verloren. Ein
tolles Album. Stephan Schelle, August 2016 |
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