Electric Mud - Quiet Days On Earth
Electric Mud / Timezone (2020)
(15 Stücke, 79:13 Minuten Spielzeit)

Während des diesjährigen Lockdowns haben einige Musiker die Zeit genutzt und neues Material komponiert und eingespielt. So auch das Duo Electric Mud aus Hannover, bestehend aus Hagen Bretschneider (musikalisches Konzept, Bass, Videoeditierung) und Nico Walser (u. a. Gitarren Keyboards, Fretless Bass, Schlagzeugprogrammierung). 


Das Ergebnis findet sich auf dem in 2020 erschienenen Album „Quiet Days On Earth“. Es ist, wenn ich das auf ihrer Webseite (https://electricmud.jimdofree.com) richtige gesehen habe, ihr mittlerweile fünftes Album seit 2015. Das Projekt existiert bereits seit dem Jahr 2011 und ist eher durch einen Zufall entstanden.

Musikalisch bieten Electric Mud auf dem neuesten Album eine Mischung aus elektronischer Musik und atmosphärischem Rock. 15 Instrumentaltracks finden sich auf dem Silberling. Die Laufzeiten der einzelnen Stücke variieren zwischen 2:06 und 7:21 Minuten Länge.

Sanfte Pianoklänge eröffnen das erste, siebenminütige Stück „Aurora Moon“, zu dem sich nach wenigen Momenten im Hintergrund einige elektronische Flächen gesellen. Nach gut anderthalb Minuten wird es dann etwas spacig und sobald das Schlagzeug und die Gitarre einsetzen, weht eine leichte Rocknote mit einem Hauch von Jazz durch den Raum. Erst nach etwas mehr als fünf Minuten kommen dann wunderbare Harmonien und ein druckvollerer Rhythmus auf, die dem Stück noch mal einen ganz besonderen Reiz verleihen.

Recht melancholisch geht es dann in dem Stück „Silhouettes Floating Down A Rain-Slicked Street“ zu. Hier werden dann auch noch Windgeräusche und Spieluhr artige Klänge eingebunden. Nach gut einer Minute sorgen dann Gitarrenklänge und ein Sequenzerrhythmus für hellere Klangfarben. Auch variieren die beiden die Dynamik, was ebenfalls den Spannungsbogen aufrecht erhält und das Ganze zu einem Soundtrack artigen Stück macht.

Spieluhr-Klänge bestimmen dann im nur zweiminütigen „Mer De Glace“ das Bild. Ein sehr schöner melodischer Track. Dem folgt mit dem Titelstück der längste Track des Albums. Hier treffen Akustikgitarre mit einem leicht mediterranen Flair und elektronische Sounds aufeinander. Das Stück entwickelt aber einen ganz eigenen Charakter, dem man sich nicht entziehen kann. Nach einer Orgel klingende Sounds sorgen darüber hinaus für eine leicht nostalgische Stimmung. Ein klasse Track, in dem sich Strukturen und Rhythmen verändern und teilweise eine hypnotische Wirkung erzeugen. Oftmals verwandeln sich die Stücke und mutieren durch veränderte Klangfarben, Strukturen und Rhythmen so dass das Kopfkino unweigerlich angestoßen wird und sich ein Soundtrack zu einem imaginären Film entwickelt.

Proggige Sounds und Melodielinien sowie Klänge die an die deutschen Rockbands der 70’er Jahre erinnern sind auch zu finden etwa in Stücken wie „The Echoes Of Acheron“ oder „Into The Great Unknown“. Letzteres sorgt mit Mellotronklängen für einen Sound wie bei den frühen Genesis. „The Loneliness Of The Sonambulist“ startet mit Sprachsamples, ist aber in weiten Teilen von schwebenden, elektronischen Klanglandschaften durchzogen.

Das Stück „The Space Between The Shadows“ beginnt mit Synthieklängen, die mich an The Who’s „Babba O’Reily“ erinnern. Im weiteren Verlauf ändert sich aber das Bild und Akustik- sowie E-Gitarre nehmen dann das Heft in die Hand. Da klingt einiges auch nach Sitar und bekommt wieder so einen leichten 70’er Jahre Touch. Gitarre und Klavier-Part haben dann wiederum etwas von Genesis & Co. „Adventures In A Liquid World“ wandelt zwischen Michael Rother und atmosphärischem Westcoast-Sound um dann im Mittelteil in eine Gitarrenpassage zu wechseln, die Westernflair besitzt und auch an Akustiknummern von Bon Jovi & Co. erinnert. So schnell wie diese Stimmung aufgekommen ist, wird sie dann nach einigen Momenten verändert und es kommen nach einem symphonischen Übergang wieder die sehr schönen Akustikgitarrenparts auf.

Futuristisch zeigt sich dagegen das Stück „The Blinding Absence Of Light“ in dem harte elektronische Rhythmen auf Piano und Flächen treffen. Orgelsounds sind dann die Hauptzutat in „Eyes Watching Skies“, die teilweise gar sakral anmuten. Eine leichte Rocknote kommt dann aber nach einer Minute auf wenn die Gitarre wieder in den Vordergrund tritt. Mit dem wunderbaren „Sleeping Under A Green Desert Tree“ endet dann das prall gefüllte Album.

Den Hannoveranern Bretschneider/Walser aka Electric Mud ist mit „Quiet Days On Eart“ ein sehr schönes atmosphärisches Instrumentalalbum gelungen. Die Beiden verbinden darauf elektronische Musik mit rockigen Elementen. Mal wieder Musik zum Abtauchen und Entspannen.

Stephan Schelle, August 2020

   

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