Eamonn McCormack - Eamonn McCormack
Independent (2023)
(10 Stücke, 49:20 Minuten Spielzeit)

Der irische Blues-Rock-Gitarrist Eamonn McCormack veröffentlicht am 03.02.2023 sein mittlerweile achtes Studioalbum. Ungewöhnlich dabei ist, dass er ihm keinen expliziten Titel verpasst hat. Nur sein Namenszug ist auf dem Cover abgedruckt. Es ist der Nachfolger seines 2020’er Albums „Storyteller“. Seine Musik stellt eine Mischung aus intensivem Blues-Rock, zeitgenössischem Americana und keltischem Folk dar.


McCormack, der für einen eher linken Ansatz in seinem Songwriting bekannt ist, weicht von den üblichen Blues-Stereotypen ab und spricht stattdessen relevantere und aktuellere Themen an, wie z. B. in „Living Hell“, das die zunehmende Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen, Waffen in den Händen von Jugendlichen auf unseren Straßen, Kindersoldaten oder die unerträgliche Angst vor der Auslöschung der Menschheit per Knopfdruck in „Angel Of Love“ thematisiert.

Am anderen Ende des Spektrums steht die Freude, das Leben in vollen Zügen zu genießen, mit dem Tanzflächen-Kracher „Rock’n’Roll Boogie Shoes“. Mit „Hats Off To Lemmy“ (für Lemmy von Motörhead) und „Lady Lindy“, einer Ode an die große Fliegerin und Pionierin Amelia Earhart, zollt McCormack auch einigen der größten Visionäre der Musik Respekt.

Zehn Stücke mit Laufzeiten von 3:10 bis 7:59 Minuten Spielzeit finden sich auf dem Album, auf dem Eamonn einen breiten Stilmix bietet.

Gestartet wird mit dem längsten Stück des Albums, dem 7:59minütigen „Living Hell“. Hier verlässt Eamonn die Bluesrock-Pfade. Mit sanften, atmosphärischen Klängen von Gitarre und Keyboards startet das Stück und wirkt nach wenigen Momenten, wenn der Gesang einsetzt, wie ein Singer-Songwriter-Song. Doch schon kurz darauf entwickelt sich das Stück zu einem Rocksong mit fetten, schweren Gitarrenlicks. Damit bewegt sich seine Musik ein wenig in Richtung Artrock, bei dem auch ein leicht floydiger Akzent auszumachen ist. Das passt aber alles sehr gut zueinander und ist eines der Highlights des Albums.

Richtig rockig, mit treibendem Schlagwerk wird es dann im folgenden Song „Hats Off To Lemmy“, bei dem unschwer zu erkennen ist, wem er diesen Song gewidmet hat. Der Song wirkt wie eine Mischung aus zahlreichen bekannten Acts der 70’er Jahre wie Deep Puple, Kiss etc. Mit fettem Basslauf beginnt dann das 3:10minütige „Rock’n’Roll Boogie Shoes“. Und der Titel ist Programm, liefert Eamonn doch einen bluesgetränkten Rock’n’Roll mit Boogie-Rhythmus. Auch das 6:07minütige „Lady Lindy“ bietet besten Bluesrock, bei dem mir Bands wie Thin Lizzy oder auch Wishbone Ash in den Sinn kommen.

Pink Floyd-Atmo mit Mundharmonika kommt dann im 4:58minütigen „Living In The Now“ auf. Vor allem die Akustikgitarre wirkt hier wie eine Mischung aus Floyd und Bon Jovi’s „Wanted Dead Or Alive“. Der Song ist eine sehr schöne Akustikballade. Richtig bluesig wird es dann in „Letter To My Son“, das einen schweren, rockigen Slowblues darstellt. Eamonn zeigt dabei, das er seine Stimme dem jeweiligen Song anpassen kann. Folkige Elemente kommen dann - auch durch den Einsatz der Mundharmonika - im abschließenden „The Magic Of Slieve League“ auf. Das erinnert auch in einigen Momenten an Jethro Tull.

Das selbst betitelte Album des irischen Gitarristen und Sängers Eamonn McCormack ist ein sehr abwechslungsreiches geworden, bei dem nicht nur Bluesrock geboten wird, sondern das darüber hinaus auch einige proggige und folkige Elemente aufweist. Höhepunkt des Albums ist das eröffnende „Living Hell“.

Stephan Schelle, Februar 2023

   

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