Dreamscape - Everlight

Dreamscape - Everlight
Silverwolf Productions (2012)
(12 Stücke, 62:50 Minuten Spielzeit)

Die süddeutsche Prog-Metal-Band Dreamscape hatte zuletzt im Jahr 2007 ein sehr beachtenswertes Album mit dem Titel „5th Season“ auf dem Markt. Bereits 1997 erschien ihr Debüt „Trance-Like State“, das seinerzeit zu den Meilensteinen der Szene und zu den wichtigsten 10 deutschen Prog Metal-Alben gezählt wurde. Der Nachfolger zu „5th Season“ sollte schon im Jahr 2008 herauskommen, doch bis ins Frühjahr 2012 hat es nun gedauert, das neue Album zu produzieren. Ein Grund dafür mag sein, dass sich das Personalkarussell gedreht hat und von der 2007’er Formation nur noch Gitarrist Wolfgang Kerinnis dabei ist.


Auch die schon seit längerem dazu gehörenden Musiker, Bassist Ralf Schwager und Keyboarder David Bertok gehören nebenbei zur Band Subsignal, die seit 2009 beeindruckende Werke und Konzerte hinlegen. Zum neuen festen LineUp gehört noch Schlagzeuger Danilo Batdorf, der ebenfalls bei Subsignal anheuerte, ist halt ein große musikalische Familie. Für den Hauptgesang hat man den Italiener Francesco Marino gewinnen können, dessen Röhre die Songs sehr gut untestützt.

Neben der Stammband haben sich auch einige Gastmusiker bei der Produktion eingefunden. Dabei sind (auszugsweise) Arno Menses (Subsignal, ex-Sieges Even), Herbie Langhans (Seventh Avenue), Mike Dimeo (ex-Riot, ex-The Lizards, ex-Masterplan), Nando Fernandez (Hangar), Oliver Hartmann (Hartmann, Avantasia) und der ehemalige Dreamscape-Sänger Roland Stoll.

Mit dem voluminösen „Final Dawn“ beginnt die CD sehr eindrucksvoll, denn hier ziehen die Jungs bereits alle Register. Sehr gut gefällt auch der Satzgesang im Refrain während Danilo stakkatoartig seine Trommelfälle zu bearbeiten weiß. Insgesamt zeigt sich hier schon die Ausgewogenheit der Instrumente, denn sie stehen bei Dreamscape im Gleichgewicht nebeneinander. Da kann dann auch mal ein Gitarrensolo von den herrlichen Pianoklängen David Bertok’s begleitet werden ohne dass das Tasteninstrument im Sound untergeht. Mit diesem Opener haben sie schon eine beeindruckende Duftmarke abgegeben.

Stilistisch bewegen sich Dreamscape im Umfeld von Dream Theater & Co., was sicherlich keine schlechte Gesellschaft ist. Das zeigt sich auch im folgenden „Restless“, das sehr druckvoll aus den Boxen kommt. Gitarrengefrickel und Schlagzeuggewitter sind dann zunächst bei „Fortune And Fate“ angesagt. Hier scheint sich Wolfgang Kerinnis selbst überholen zu wollen. Dreamscape schaffen es aber immer die Balance zu halten und nicht in die zu frickeligen Gefilde abzudriften, sondern halten alles auf einem erträglichen Level.

Eine Atempause gibt es dann im bombastischen, balladesken „The Violet Flame Forever“, das vor allem durch herrliche Gitarrenmotive, die auf den Pianolinien Bertok’s liegen, besticht. Diese Kombination ist wirklich sehr gelungen. Mit „A Matter Of Time Transforming“ haben sie dann einen Longtrack von mehr als zehn Minuten Spielzeit im Gepäck, der reichlich Soli sowie Wechsel in Struktur, Rhythmik und Dynamik aufweist.

Sehr gelungen ist auch das symphonisch angelegte Instrumental „The Calm Before The Storm“, das darüber hinaus einige Folkelemente bzw. nach Mittelalter klingende Passagen und im späteren Verlauf gar einen Walzerrhythmus aufweist. David Bertok hat unglaublich viele Ideen in diesen fünfeinhalbminütigen Track gelegt, aus dem manch anderer sechs Songs und mehr machen würde. Eine fast klassische Gitarrenvariante zeigt Wolfgang Kerinnis in dem etwas mehr als einminütigen „Refugium In Db-Major“, das sehr intensiv rüberkommt und gern etwas länger hätte ausfallen dürfen.

Im Song „A Mental Journey“ kommt dann Arno Menses ans Mikro und lässt dadurch gleich eine gewisse Nähe zu Subsignal aufleuchten. Den Abschluss bildet dann die wunderbare Ballade „Everlight“, die dem Album den Titel gab. Dies ist aus meiner Sicht das absolute Highlight des Albums. Der Song hat ungeheures Potenzial und schiebt sich direkt unter die Haut.

Mit „Everlight“ haben sich Dremascape zwar eine Menge Zeit gelassen, doch ist es ein würdiger Nachfolger vom 2007’er Album „5th Season“ geworden. Wer Progmetal der Marke Dream Theater mag, der wird mit diesem Album bestens bedient. Eine sehr gute Platte, bei der erfreulicher Weise die Instrumente gleichberechtigt nebeneinander wirken.

Stephan Schelle, Mai 2012

   

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