Downquark - Urknall

Downquark - Urknall
Eigenvertrieb (2013)
(11 Stücke, 60:36 Minuten Spielzeit)

Downquark nennt sich die neue Band des deutschen Musikers Markus Kröger, der auch durch sein Projekt Inyaka bekannt ist. Markus Kröger spielt bei Downquark Saxophon. Daneben wirken noch Axel Zajac (Gitarre), Art Gillung (Bass) und Markus Daßau (Schlagzeug) bei dem Jazzquartett mit. Die CD „Urknall“ ist in Eigenregie entstanden und wird lediglich über Email-Nachfragen oder bei Konzerten erhältlich sein.


Die Band beschreibt ihre Musik selbst als: Es handelt sich hierbei um eine Art Jazz-Sinfonie, die auch Elemente von Grindcore, Avantgarde, Reggae, Punk und Meditations-Musik hat. Im Großen und Ganzen aber als Jazz-CD zu verstehen ist. Wir stellen auf spielerische Art und Weise den dramatischen Werdegang vom Urknall, über das dunkle Zeitalter (welche wohl als eine Hymne mit Wiedererkennungswert in die Herzen der Menschen eingehen könnte) zu der Entstehung der Sterne bis hin zu Ausdehnung und Abkühlung des Raums.

Und in der Tat bewegen sich Downquark im Umfeld des Freejazz. Das bedeutet, dass hier die Melodien und Harmonien nicht im Vordergrund stehen, sondern mit den Instrumenten eher Stimmungen erzeugt werden. Da ist es dann auch kein Wunder, wenn beim ersten Track „Urknall/Inflation“ alles durcheinander geht und das pure Chaos herrscht. Und doch ist auch für mein ungeübtes Ohr zu hören, dass dieses Chaos wohl strukturiert ist. Da flimmert das Saxophon und das Schlagzeug sowie die Gitarre überschlagen sich förmlich. Nach einer Minute wird es dann ein wenig strukturierter, aber immer noch wirbeln die Instrumente wild durcheinander um dann am Ende des viereinhalbminütigen Stückes in eine ruhige Phase abzudriften. Das ist dann auch beruhigend für den Hörer.

Eine schnelle Basslinie und ein akzentuiertes, leicht treibendes Schlagzeug führen dann in „Dark Energy“ ein. Hier kommt dann wieder ein flirrendes Saxophon zum Tragen. Ehrlich gesagt ist mir das zu extrem, wird aber Freejazz-Freunden sicherlich munden. Danach kommt dann das von der Band als Hymne bezeichnete Stück, das den Menschen ins Herz gehen soll. „The Dark Age“ präsentiert sich in seinen 8:53 Minuten über weite Strecken sichtlich harmonischer, was auch gleich zu Beginn erkennbar ist. Gerade in den ersten Minuten wirkt es erhaben, was vor allem durch das Saxophon und die E-Gitarre hervorgerufen wird. Sobald die Gitarre einsetzt und die Oberhand gewinnt, warte ich auf eine Melodie, doch die kommt dann leider nicht, obwohl das Stück nicht in die bisherige Disharmonie verfällt. Leider erreicht mich dieses Stück auch nicht wirklich.

Sehr perkussiv beginnt dann „Dance Of Matter“. Das ist ein wirklich spannender Beginn und auch die dann einsetzende Melodie weiß zu gefallen. Hier fällt mir zum Beispiel der Begriff Zirkusmusik ein, was aber nicht auf eine mäßige Qualität, sondern auf die Dramaturgie im Stück hinweisen soll. Dieses Stück gefällt mir bis jetzt am besten. Und auch der nächste Track geht direkt ins Ohr, denn - oh Wunder - „Birth Of The Light I“ entpuppt sich als ein harmonisch/melodischer Reggae. Sehr variantenreich gehen die vier Musiker in diesem Stück vor und streuen immer mal wieder ihre jazzigen Motive und Passagen ein. Beim folgenden „Birth Of The Light II“ wechselt die Band dann plötzliche in rockige Gefilde, die mit einem sehr jazzigen Saxophon bestückt wurden. Das geht ab, als wäre die Band auf der Flucht.

„Intergalactic Traffic/Zeitwirbel“ zeigt sich dann von seiner atmosphärisch/spacigen Seite. Auch hier sind Harmonien reichlich vorhanden. So langsam schleicht sich bei mir der Eindruck ein, das Downquark die heftigsten Tracks an den Anfang gestellt haben und nach drei Stücken eingängiger werden. Das macht aber bei einer Sinfonie die beim Urknall beginn Sinn.

Das Stück „Cool Expansion“ beginnt mit einem Basssolo, das hier recht düster wirkt. Nach anderthalb Minuten kommen dann auch Saxophon und E-Gitarre hinzu. Das klingt anfangs aber, als würden die Musiker ihre Instrumente stimmen. Erst nach drei Minuten, wenn auch das Schlagzeug mitspielen darf, kristallisieren sich harmonische Passagen heraus. Downquark erzeugen hier eine ganz eigenwillige Atmosphäre, schräg und doch spannend zugleich. Und auch die restlichen drei Stücke wandeln zwischen schrägen und spannend, harmonischen Passagen.

Die Vertonung des „Urknall“ der deutschen Gruppe Downquark ist kein leichter Stoff. Sehr viele Passagen bewegen sich im Freejazz-Bereich und wirken daher auf „normale“ Ohren verstörend. Zwischendurch hat die Band aber einige harmonische Teile platziert, die auch für Normalhörer genießbar, aber anstrengend sind. Die Musik auf dem Album will erschlossen werden und das braucht seine Zeit. Vor dem Kauf sollte man unbedingt erst antesten.

Die in Eigenregie produzierte CD kann unter der Emailadresse downquark@web.de bestellt werden.

Stephan Schelle, Oktober 2013

   

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