Donner - The Van Gennep Gap
Apollon Records (2024)

(12 Stücke, 40:28 Minuten Spielzeit)

Donner ist ein musikalisches Projekt von Jacob Holm-Lupo, der sich um Synthesizer, Keyboards, Bass, Gitarre, Programmierung und Perkussion kümmert. Er hat mit einigen musikalischen Gästen das neue, zweite Album „The Van Gennep Gap“ eingespielt, das am 08.11.2024 erschienen ist. Der Gitarrenvirtuose Stian Larsen, der mit Jacob auch in der Jazz-Funk-Gruppe Solstein spielt, übernahm die Leadgitarre bei zwei Stücken. Der Trompeter Jonas Vemork Kilmøy (Maridalen, Helene Bøksle) spielt auf „Grey Skies Over Stridsklev“, einer liebevollen Hommage an den ECM-Jazz der 1980er Jahre, während Kristoffer Momrak (Tusmørke, Alwanzatar) auf „Rose Clouds of Hærøya“ seine unnachahmlich schlängelnde Flöte spielt.


„The Van Gennep Gap“ ist nach dem niederländisch-deutsch-französischen Ethnographen Arnold Van Gennep benannt, dem „Vater der Liminalität“. Das Wort beschreibt einen Schwellenzustand, in dem sich Individuen oder Gruppen befinden, nachdem sie sich rituell von der herrschenden Sozialordnung gelöst haben. Das Album ist eine Reihe von Vignetten, die Eindrücke von verschiedenen Orten und Gegenden in der Region Grenland im Südosten Norwegens festhalten, wo der Multiinstrumentalist und Songwriter Jacob Holm-Lupo lebt.

Jacob erklärt: „Grenland wird im Allgemeinen nicht als schöner Ort angesehen, obwohl es zur Provinz Telemark gehört, die für ihre natürliche Schönheit berühmt ist. Aber Grenland wird eher von mehreren kleinen Städten dominiert, die nach dem von den Stadtplanern so genannten Modell der „multiplen Kerne“ miteinander verbunden sind, mit den dazugehörigen Vorstädten und dem größten Industriepark Norwegens, Hærøya. Aber ich persönlich finde die Gegend ziemlich magisch und schön. Mit der Musik auf diesem Album versuche ich, die flüchtigen, aber oft kraftvollen Erfahrungen von Schönheit und Magie festzuhalten, die ich auf meinen Reisen durch die Gegend immer wieder mache. Das kann etwas so Vergängliches sein wie die Art und Weise, wie das Sonnenlicht auf den Beton an einer Straßenecke trifft, oder etwas so Monumentales wie eine der großen Fabriken auf Hærøya, die blaue Flammen aus ihren hohen Schornsteinen in den Abendhimmel bläst. „The Van Gennep Gap“ sind für mich die unscheinbaren Zwischenräume und Zeiten, in denen sich dieses kleine bisschen Magie des Alltags offenbart, und genau das wollte ich musikalisch wiedergeben.“

Mit dem sehr schwer auszusprechenden Titel „Soliloquy“ starten Donner in das neue Album. Schwere Pianoklänge, die recht theatralisch klingen, bestimmen dieses Stück. Der zweite Track „Downtown After Dark“ beginnt sehr elektronisch. Nach gut der Hälfte bekommt das Stück dann einen unwiderstehlichen Groove. Das hat auch was von Soundtrackmusik und steigert sich von der Dynamik bis zum Ende hin.

Fetzig und rhythmisch mit einem funkigen Groove sorgt „The 7-11 Ice Cream Trek“ für Abwechslung. Vor allem das herrliche Gitarrensolo kann überzeugen. Sehr klassisch und atmosphärisch wirkt dagegen „Grey Skies Over Stridsklev“, das vor allem durch den Einsatz einer Trompete ein besonderes Flair sowie eine jazzige Note bekommt.

Mit düsteren Basslastigen Rhythmen und einem Sequenzerrhythmus startet dann „I Saw Bright Lights Above the Hills“, auf das sich dann eine Melodielinie legt. Das kommt wieder recht Soundtrackartig daher. Hat von der Stimmungslage auch etwas von John Carpenter Soundtracks, auch wenn hier die Synthesizerstimmen ein wenig anders angelegt sind.

Auch „Truly!“ beginnt mit etwas düsteren Sounds. Diese sind zunächst mit Effekten unterlegt. Nach wenigen Momenten kommt aber ein hinreißender Beat auf, der von Harmonien begleitet wird. Das klingt sehr frisch und wird dann auch mit einigen eingestreuten Stimmsamples unterlegt. Vor allem die zweite Hälfte glänzt mit einer herrlichen Keyboardmelodie und klasse Gitarrensounds. Ein insgesamt recht elektronischer Track.

Leicht orientalische Klänge kommen dann in „Kebab Kowboys“ auf. Tropfenklänge und elektronische Sounds sind zu Beginn von „Kattøya In Rain“ zu hören. Die Klangfarbe der Keyboards hat dann zunächst auch eine leicht japanische Note. Im Verlauf setzt dann aber ein Sequenzer ein und es wird auch melodischer.

Mehr in Richtung Progressive Rock geht es dann bei „Starring Wings Hauser“ zu. Hier sorgen vor allem Rhythmus und E-Gitarre für proggige Klänge. Atmosphärischer geht es dann in „Mists Of Frierfjorden“ zu. Mit „Rose Clouds of Hærøya“ und „Soliloquy Reprise“ endet dann das Album.

Donner, das Projekt des Norwegers Jacob Holm-Lupo, hat mit „The Van Gennep Gap“ ein recht elektronisches Instrumentalalbum herausgebracht, bei dem auch einige rockige Elemente mit eingebunden wurden. Das klingt sehr abwechslungsreich und ist hochgradig spannend gemacht. Jacob Holm-Lupo hat herrliche Rhythmen mit eingängigen Melodien verbunden. Eine sehr schöne Mischung.

Stephan Schelle, Januar 2025

   

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