Diagonal - Same

Diagonal - Same
Rise Above Records (2008)
(5 Stücke, 46:32 Minuten Spielzeit)

Diagonal nennt sich eine neue siebenköpfige Progband aus Großbritannien. Die Plattenfirma findet für dieses Projekt überschwängliche Worte wie „… Musik im Sinne von echter Kreativität. Grenzenlos und schubladenignorierend. Sie versprühen inmitten der gleichgeschalteten „Indie“-Sounds der Jetztzeit eine Frische, die fast an den Punk-Aufbruch erinnert, der vor 30 Jahren Bubble-Gum-Pop und Arena-Rock den Garaus machte“. Nun, das sind starke Worte, die die Erwartungen sehr hoch schrauben. Können diese Erwartungen auch erfüllt werden? Gleich vorweg gesagt, sie treffen aus meiner Sicht nicht zu.


Fünf Tracks mit Laufzeiten zwischen 5:32 und 14:00 Minuten bietet die Debüt-CD. Damit sind die Songs, die alle, bis auf einen, jenseits der sieben Minuten-Marke liegen, nicht gerade radiotauglich. Somit entziehen sich Diagonal damit schon mal dem Mainstream.

Los geht es mit dem Stück „Semi Permeable Men-brain“, das den Hörer zu Beginn in die tiefsten psychedelischen 60’er zurückbeamt. Die Keyboards haben so beispielsweise bei Tangerine Dream und Pink Floyd in ihren Anfangstagen geklungen. Insgesamt scheint die Musik von Diagonal sehr in den frühren Psychedelic-Tagen verhaftet. Neben den Melodien sind auch Instrumentierung und Sound sehr retromäßig gehalten, was statt einer besonderen Frische eher eine traditionelle Spielart widerspiegelt.

In dem sehr ruhigen Stück „Deathwatch“ kommt der Gesang für meinen Geschmack leider etwas deplaziert rüber. Auch einige Instrumentalpassagen klingen etwas schräg. Ob das so gewollt ist, kann ich nicht sagen, aber das klingt, als seien die Musiker beim Einspielen auf einem Trip gewesen. Und doch hat der Song auch einige gute Passagen, vor allem dann, wenn der Gesang fehlt.

Auch die restlichen drei Stücke schlagen in die Retro-Ecke, teils mit jazzigen Passagen, wie in „Cannon Misfire“, was mich letztendlich aber nicht vom Hocker haut. Und im abschließenden 14minütigen „Pact“ ist ein sehr langatmiger elektronischer Part enthalten, der zwar Freunde der elektronischen Spacemusik gefallen könnte, aber im Album etwas Fehl am Platze scheint.

Würde nicht im Pressetext stehen, dass es sich bei Diagonal um eine neue Band handelt, so hätte ich geglaubt, dass es sich bei dem Album um eine Wiederveröffentlichung aus den späten 60’ern bzw. frühen 70’ern handelt. Somit kann die CD nicht das halten, was der vollmundige Text verspricht. Für Freunde dieser frühen Psychedelic-Rock-Richtung sicherlich eine CD, die man sich gönnen kann. Allerdings wird man nicht bahnbrechend Neues auf ihr finden. Für mich ein Album, das ich nicht oft hören werde. Mein Tipp daher: Vorher Probehören.

Stephan Schelle, Oktober 2008

   

CD-Kritiken-Menue