Detlev Schmidtchen - Blaze The Trail

Detlev Schmidtchen - Blaze The Trail
made in germany music / mig (2011)
(11 Stücke, 54:20 Minuten Spielzeit)

Der Name Detlev Schmidtchen sollte in der Deutschrock- bzw. Krautrockszene kein unbekannter sein, denn von 1976 bis 1979 gehörte Schmidtchen zur erfolgreichen deutschen Rockband Eloy. Mit ihm an den Tasteninstrumenten entstanden Alben wie „Dawn“, „Ocean“, „Live“ und „Silent Cries And Mighty Echoes“. Aber auch Solo ist er bereits mehrfach in Erscheinung getreten.


Mit dem Verve eines „godfather of keyboard“, als Komponist, Produzent, als Zauberer auch an der Gitarre und unermüdlicher Ideen-Motor bewegte er sich stets in dem weit gespannten Spektrum einer schillernden Klangwelt. Die konsequente, aber abwechslungsreiche Weiterführung seines musikalischen Weges unternahm der umtriebige Musiker mit der Vertonung unzähliger Videofilme, die er im Auftrag verschiedener Industriefirmen kreierte.

Fernab ausgetrampelter Retro-Pfade und unter der Devise „Eloy war gestern – heute ist Detsmi“ wollte Schmidtchen etwas Eigenes schaffen, was ihm auch gelungen ist. Soweit der Pressetext.

Wer nun aber Krautrock erwartet, der wird vielleicht enttäuscht sein, denn Detlev Schmidtchen hat auf seinem neuen Album, das am 23.09.2011 erscheint und den Titel „Blaze The Trail“ trägt, eine Mischung aus Elektro, Pop und Rock zusammengestellt, die recht frisch und neu und doch etwas Retro klingt. Er hat halt einen ganz eigenen Stil gefunden, der dem Hörer auch noch Spaß macht.

Los geht es mit „Fools“, das recht rockig beginnt, aber vor allem durch den englischen Gesang, bei dem man deutlich heraushört, das ihn ein Deutscher singt, einen ganz besonderen Charme verströmt. Dieser erste Song wirkt noch recht einfach und schlicht, ohne einen vom Hocker zu hauen. Doch nach mehreren Hördurchgängen gewinnt er an Substanz. Ganz anders geht es dann aber ab Track Nummer 2 weiter, denn ab jetzt hat mich Schmidtchen mit seiner eigenen Art gepackt. Hier mischt er NDW, Wave, Electro und Pop zu einer hypnotischen und tanzbaren Form. Auch die Effekte, die er in den Song einwebt, wissen zu gefallen.

Eine rockige Gitarre, die an Queen & Co. erinnert, eröffnet den nächsten Song „Borderline“. Mittlerweile habe ich mich an den englischen Gesang mit deutschem Akzent gewöhnt und finde ihn sogar sehr passend. Ein sehr eingängiges Stück, das wieder eine Menge Popappeal besitzt.

Irgendwie hat Schmidtchen auch den 80’er Pop aufgesogen, denn so klingt der Song „Heartbeat“. Vor allem die Gitarrenparts bereichern dieses Stück. „Take Me Back And Smile“ macht auf mich so ein bisschen den Eindruck einer Popnummer mit Eloy-Flair (wegen des Gesangs), die durch unterschiedliche Sounds aber auch in weitere Richtungen weist. Bei „Under My Wings“ habe ich das Gefühl einer Mischung aus Eloy, Rheingold und Pop beizuwohnen.

Auch der mehr als zwölfminütige Song „Lost And Found“ kann auf voller Länge überzeugen, denn Schmidtchen schafft es den Spannungsbogen durch tolle Parts, die, wenn sie elektronisch klingen, auch an den Großmeister Jean Michel Jarre, aber auch an Eloy erinnern, hoch zu halten.

Mit einem sehr schönen Bass und verfremdeter Stimme kann „Deepest Ground“ aufwarten. Sehr gut passt auch Katharina Hillberger’s Stimme zu Schmidtchens Gesang. Wie aus den 80’er Jahren ins Hier und Jetzt transportiert scheint „Easy To Do“ zu sein, ohne aber antiquiert zu wirken. Das abschließende „Here I Am“ hat einen unwiderstehlichen Beat, der (zumindest mich älteres Semester) anregt das Tanzbein schwingen lassen.

„Blaze Of Trial“ ist ein sehr schönes Pop-Album, das rockige Klänge und Electro-Sounds einbindet und den Songs so ein besonderes Flair verleiht. Mir gefällt die Scheibe sehr gut.

Stephan Schelle, August 2011

   

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