Dennis Rea –
Giant Steppes Der seit Mitte der 1970er Jahre aktive Gitarrist, Komponist und Arrangeur Dennis Rea hat innovative Gruppen wie Moraine, Iron Kim Style, Zhongyu, LAND, Savant und Earthstar geleitet oder maßgeblich mitgestaltet und mit so prominenten kreativen Musikern wie Hector Zazou, Stuart Dempster, Cui Jian, Albert Kuvezin, Klaus Schulze, Han Bennink, den Hawkwind-Mitgliedern Nik Turner und Michael Moorcock und Mitgliedern von King Crimson, R.E.M., Pearl Jam, Soundgarden, Santana, Ministry, und dem Sun Ra Arkestra gearbeitet. Er hat zahlreiche Auftritte in den USA und in China, Russland, Deutschland, Großbritannien, Taiwan und Mexiko absolviert. |
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„Giant
Steppes“ wurde über mehrere Jahre in Seattle und Sibirien aufgenommen
und ist das bisher ehrgeizigste Album des unberechenbaren
Gitarristen/Komponisten/Arrangeurs, der Wüstenklänge der Seidenstraße,
russische Chorgesänge, tuwinischen Kehlkopfgesang und mutierten
tibetischen Pop mit einer fröhlichen, aber respektvollen Missachtung der
Reinheit des Genres miteinander verbindet. Dennis
Rea sagt über das Album: „Genau
wie meine 2010 bei MoonJune Records erschienene Veröffentlichung „Views
from Chicheng Precipice“ ein unorthodoxer klanglicher Liebesbrief an die
traditionelle Musik Ostasiens war, wirft „Giant Steppes“ einen ähnlich
kapriziösen Blick auf die traditionelle und moderne Musik Zentralasiens -
in diesem Fall die uigurische Heimat Xinjiang, die Altai- und
Tuva-Regionen Russlands und Tibet - durch die Linse meiner persönlichen
Erfahrungen an diesen Orten und meiner eigenen gemischten musikalischen
Interessen. Es ist kein Versuch der Authentizität, sondern eine
ernsthafte Untersuchung der verlockenden Möglichkeiten, die die
musikalischen und geografischen Quellen nahelegen. Ich bin voller Demut über
die Großzügigkeit meiner Mitarbeiter und widme diese Musik mit Liebe und
Respekt den Landschaften, Menschen und der Tierwelt im Herzen Asiens.“ Dennuis
Rea hat auf „Giant Steppes“ für westliche Ohren außergewöhnliche Klänge
eingefangen und sie mit rockigen, jazzigen Elementen versehen. Das zeigt
sich bereits auf dem ersten der vier Tracks auf dem Album, dem 16:39minütigen
„Live At Gaochang“. Dabei handelt es sich im Ursprung um ein
traditionelles uigurisches Lied, das Dennis Rea neu arrangierte. Neben
Dennis Rea, der Gitarren spielt, sind noch Dick Valentine (Saxophon), Greg
Kelly (Trompete) Stuart Dempster (Didgeridoo), Greg Campbell (Frech Horn)
und Don Berman (Schlagzeug, Perkussion) mit im Team. Das Stück klingt zunächst
sehr traditionell. Nach drei Minuten unterbricht der Klang des
Didgeridoo’s die Stimmung und es klingt für gut anderthalb Minuten
recht bedrohlich. Dann geht das Ganze aber wieder in einen gemächlichen
Part über, der wiederum sehr traditionell klingt aber schon einige
westliche Töne mit einbringt. Jetzt entwickelt sich der Track zu einem
moderneren Sound, der aber den Ursprung nicht verleugnet. Das klingt ungewöhnlich,
ist aber auf eine gewisse Weise doch sehr spannend. Beim
8:45minütigen „Altai By And By“ handelt es sich um eine russische
Volksweise aus Zentralasiens. Hier hat Dennis Rea alle Instrumente selbst
eingespielt während der traditionelle Gesang von Juliana & PAVA
beigesteuert wurde. Das Ganze ergänzt Dennis dann noch um einige
Gitarrenparts/-soli, die einen leicht rockig/jazzigen Anstrich haben. Am
Besten gefällt der Instrumentalteil. Auf den traditionellen Gesang muss
man sich aber einlassen können. Für westliche Ohren schon etwas gewöhnungsbedürftig. Der
9:56minütige Song „Wind Of The World’S Nest“, dessen Grundlage in
Tuvan liegt, bietet dann Obertongesang (von Albert Kuvezin) zu recht
rockig/jazziger Musik. Das klingt teils auch recht proggig und geht gut
ins Ohr. Das letzte Stück, das 14:07minütige „The Fellowship Of
Tsering“, bietet dann zunächst recht rockige Klänge. Eine schöne
Orgelpassage eröffnet dieses Stück, das schnell an Fahrt gewinnt. Erst
nach mehr als vier Minuten kommen düstere Klänge auf, die für einen
Break sorgen. Diese düstere, etwas experimentell wirkende Stimmung löst
sich dann erst nach fast zwölf Minuten auf um den Track wieder recht
rockig zu beenden. „Giant
Steppes“ von Dennis Rea ist ein außergewöhnliches Album, bei dem vor
allem die rockigen Passagen überzeugen. Für westliche Ohren ist
sicherlich das Stück „Altai By And By“ aufgrund des Gesangs etwas
schwierig. Die restlichen Stücke können aber voll überzeugen. Wer sich
auf asiatisch angehauchte Musik mit rockigen und jazzigen Passagen
einlassen kann, bekommt ein außergewöhnliches Album. Stephan Schelle, Juli 2021 |
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