Death Of Giants - Ventesorg
(2023)

(6 Stücke, 40:46 Minuten Spielzeit)

Der aus Oslo stammende Sänger, Komponist und Multiinstrumentalist Morten Søbyskogens ist seit 2005 der Sänger und Hauptkomponist der Heavy-Progressive-Metal-Band Frail Grounds und hat seitdem auch an anderen musikalischen Projekten mitgewirkt. Death Of Giants ist sein neuestes Projekt bei dem er dunklere musikalische Gefilde erkunden wollte, um eine emotionale Reise zu erzählen, und er fand, dass Doom Metal der perfekte atmosphärische Rahmen dafür ist. Allerdings entstand das Album aufgrund eines traurigen Anlasses, dem Tod seiner Ehefrau.


Mit Einflüssen aus Gothic-, Funeral- und Death/Doom-Metal, aber auch einer breiten Palette anderer Referenzen (Heavy Metal, Prog, Ambient, Black) hat Morten ein düsteres, vielschichtiges Klangbild geschaffen, in dem sein Gesang - von Growls bis hin zu schwebenden Cleans - seine Vielseitigkeit als Vokalist unter Beweis stellt.

Morten Søbyskogens Projekt Death of Giants, das Einflüsse aus seinen brutalen Erfahrungen sowie aus Gothic-, Funeral- und melancholischem Doom-Metal verarbeitet, veröffentlicht am 12. Mai 2023 sein extrem kraftvolles und atmosphärisches Debütalbum „Ventesorg“ zu Ehren seiner verstorbenen Frau. Die Kombination dieser Einflüsse schafft eine besondere Mischung aus Melancholie, Schwere und Dynamik, die zeigt, wie es ist, mit dem erwarteten Tod eines geliebten Menschen zu leben.

Morten Søbyskogens Frau Sandra verstarb 2018 im Alter von 31 Jahren an Hirnkrebs. Als Tribut an ihr Andenken und als eine Möglichkeit, mit seiner Trauer umzugehen, begann Morten die Songs zu schreiben, die nun das Debütalbum von Death of Giants, „Ventesorg“ (Vorweggenommene Trauer), bilden. Dieses Konzeptalbum ist auf einer halbchronologischen Erzählung aufgebaut, von der Krebsdiagnose bis zu ihrem tragischen Tod. Der Titel des Albums beschreibt genau, was das Album durch seine melancholische Gothic-Doom-Atmosphäre porträtiert: Es vermittelt die Reise einer Fernbeziehung zwischen Österreich und Norwegen, die Verbundenheit zweier Familien, eine vom überwältigenden Schatten des Krebses überschattete Hochzeit und das unvermeidliche Ende 3,5 Jahre später.

Morten Søbyskogen erklärt:

„‘Ventesorg’ ist zweifellos das persönlichste Album, das ich je geschrieben habe, und es war für mich sehr wichtig, jeden Aspekt richtig zu gestalten. Es ist extrem schwierig, die Reise und all die Emotionen zu beschreiben, die ich in den Jahren zwischen Sandras Hirnkrebsdiagnose und ihrem Tod im Mai 2018 erlebt habe. Ich wollte dies durch die Musik selbst vermitteln, begleitet von Texten, die brutal ehrlich und persönlich sind. Ich glaube, dass diese Ehrlichkeit die Zuhörer auf ihre eigene Art und Weise treffen wird, denn Trauer und Verlust ist etwas, das wir alle im Leben erfahren haben oder erfahren werden.“

Sechs Stücke enthält das Album, deren Laufzeiten zwischen 1:15 und 11:13 Minuten variieren.

Gestartet wird mit dem 1:15minütigen „Premnition“, das sich als Intro für das Album darstellt. Elektronische Sounds und eine melancholische Pianomelodie bestimmen hier das Bild. Mortens Gesang ist hier ebenfalls sehr intim und melancholisch angelegt und man merkt ihm den Verlust schon an.

Danach geht es mit heftigen Riffs, druckvollem Schlagzeug und melodischen Piano und Keyboards in den ersten Song „Was It All A Dream“, bei dem sich Morten in einigen Momenten doomartig den Schmerz von der Seele schreit bzw. die Urgewallt der Krebserkrankung und den unweigerlichen Tod brutal darstellt. Als Gegenpol präsentieren sich die herrlichen Melodien. Das ist kraftvoll und hoch melodisch.

Mit einer sanften Melodie beginnt dann das nächste Stück, das 7:34minütige „A Sense Of Urgency“, das nach wenigen Momenten dann aber in den Metalmodus schaltet um darauf in eine sehr ruhige Passage überzugehen, die nach Progmetal klingt. Nach etwas mehr als einer Minute wird es dann wieder heftiger und so wechseln sich die melodisch, eindringlichen Parts mit den heftigen metallischen ab.

Mit Streichersounds startet dann das 6:06minütige „Distance“ recht orchestral und melancholisch. Das dauert aber nur eine halbe Minute und Morten schlägt wieder härtere Töne an. Zunächst wird ein Text in erzählerischer Weise gesprochen um dann in heftigen Doomgesang zu wechseln. Auch hier kann man körperlich seinen Schmerz heraushören. Das geht direkt unter die Haut.

Leicht progmetallisch zeigt sich das 7:20minütige „Only The Good Die Young“. Und mit dem 11:13minütigen Longtrack „Das Ende ist da“ endet das Album. Es beginnt mit zarten, sanften klängen von Piano bzw. Keyboard und Gitarre um nach anderthalb Minuten wieder in den Metalmodus zu schalten. Während alle Texte und das Meiste in diesem Longtrack in Englisch gesungen wird, brüllt Morten zum Ende hin ein „Ich vermisse dich“  auf Deutsch raus. Das geht echt unter die Haut. Es ist zu hoffen, dass er sich mit diesem grandiosen Album den Schmerz aus der Selle gesungen hat und nun befreiter mit dem Verlust umgehen kann.

Auch wenn es ein trauriger Anlass für dieses Album war, so hat Morten Søbyskogen doch ein eindrucksvolles Werk geschaffen, das voller Kraft und herrlicher Melodien steckt. Die Mischung aus normalem und doomartigen Gesang ist dabei perfekt gelungen.

Stephan Schelle, Juni 2023

   

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