Dawnation – … Well For The Past
Eigenvetrieb (2023)

(9 Stücke, 45:22 Minuten Spielzeit)

Die aus Neubrandenburg stammende Band Dawnation hat gut drei Jahre gebraucht um für ihr Debütalbum „The Mad Behind“ einen Nachfolger zu veröffentlichen. Gerade rechtzeitig zu ihrem Auftritt beim 2023’er Artrockfestival in Reichenbach erschien das neue Werk mit dem Titel „... Well For The Past“. Zum Vorgänger hat sich im LineUp lediglich die Position des Schlagzeugers verändert. Hinter den Schlagfellen sitzt nun Damian Krebs. Ansonsten gehören weiterhin zur Band Christopf Piel (Gitarren, Backgroundgesang), Jan Mecklenburg (Gesang), Bert Wenndorff (Keyboards, Backgroundgesang) und Robert Reich (Bass).


Darüber hinaus waren noch als Gastmusiker Thomas Wolter (Saxophon bei „Rise“ und „Between“), Paul Eisenach (zusätzliche Keyboards, Gitarre bei „Holes“) und Morten Luxemburger (zusätzlicher Gesang bei „Fall“) am neuen Album beteiligt.

Mir lag zur Besprechung die CD-Version vor, die in einem vierseitigen Papersleeve mit zwölfseitigem Booklet ausgestattet ist. Sie enthält neun Stücke mit Laufzeiten von 3:08 bis 6:41 Minuten Spielzeit.

Beim Artrockfestival in Reichenbach legte die Band am 15.04.2023 einen fulminanten Auftritt aufs Parkett und hatte vier Stücke des brandneuen Albums im Gepäck. Damit überzeugten sie die Besucher auf ganzer Länge. Und diesen Spirit vermögen sie auch auf dem neuen Album zu entfalten.

Los geht es mit dem 3:08minütigen Instrumental „Rise“, das sehr ruhig und verhalten beginnt. Nach wenigen Momenten kommt aber Druck auf und die Band rockt so richtig los. Das hat was von Hardrock und AOR mit leichtem Prog-Einschlag und ist eine perfekte Ouvertüre für das Album, das mit verschiedenen Melodielinien und Rhythmen spielt.

Der erste Song folgt dann mit dem 4:52minütigen „Holes“. Sanfte Pianoklänge, die auf Flächen liegen, starten in den Song, in den nach wenigen Momenten Jan Mecklenburg mit seiner sanften Stimme einsetzt. Auch hier zeichnet sich schnell eine Mischung aus Melodic Rock und Prog heraus. Der Song gewinnt im Verlauf an Intensität und hat einen eingängigen Refrain, der zum Mitsingen animiert. Wäre das Album schon länger auf dem Markt, dann wären die Besucher beim Artrockfestival sicherlich hier schon textlich eingestiegen.

Pulsierende, elektronische Sounds starten dann das 6:12minütige „Twisted“, das hier wesentlich proggiger als der Beginn rüberkommt. Dieser Song verortet sich dann in bester Neoprog-Manier. Das folgende „Between“ hat die Band komponiert, als sie Corona getroffen hat und Liveauftritte für sie und andere Bands ins Wasser fielen. Der vierminütige Song hat etwas sanftes, melancholisches, besitzt Popfeeling und geht direkt unter die Haut.

Leichten Genesis-Touch entwickelt zu Beginn das 6:41minütige „Worthless“, das dann aber in andere melodische Art-/Progrock Gefilde wechselt. Zum Ende hin kommt ein Gitarrensolo auf das ein wenig an die deutschen Nautilus erinnert. Mit verzerrten WahWah-Gitarren und knackigen Hard-/Krautrock-Gitarren glänzt dann das 5:12minütige „Deception“.

Das vierminütige „Time“ hat wieder einiges an Melodic Rock zu bieten und gehört für mich zu den Highlights des Albums. Und mit dem folgenden 4:52minütigen „Fly“ haben sie dann gleich einen geheimen Hit auf dem Album, der für Gänsehaut sorgt. Vor allem die wunderbaren Gitarrensounds und der eingängige Refrain machen aus dem Song einen Überflieger. Mit dem 6:21minütigen „Fall“ endet dann das Album recht proggig.

Mit der deutschen Band Dawnation ist ein neuer Stern am Prog-/Artrock-Firmament erschienen. Zusätzlich verzieren die Musiker ihre Musik noch mit einer gehörigen Portion Melodic Rock, was eine unglaubliche Faszination auslöst. Und dass hier Könner ihres Metiers am Werk sind, davon konnte man sich am 15.04.2023 beim Artrockfestival in Reichenbach überzeugen. Das Album und die Band sind eine absolute Empfehlung.

Stephan Schelle, Mai 2023

   

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