Crystal Palace – The System Of Events

Crystal Palace – The System Of Events
Gentle Art Of Music / Soulfood Music (2013)
(8 Stücke, 70:16 Minuten Spielzeit)

Die aus Berlin stammende Band Crystal Palace hatte 2010 mit der CD „Reset“ ihr Debütalbum vorgelegt. Seit dieser Zeit hat sich einiges getan. Neben dem Wechsel zu einem neuen Label (sie haben bei Gentle Art Of Music nun ihre Heimat gefunden) ist auch das LineUp nicht mehr identisch. Einzige Konstante zum Debüt ist auf dem neuen Werk „The System Of Events“ Keyboarder Frank Köhler. Neu zur Band gehören jetzt Yenz (Gesang, Bass), Frank Brennekam (Schlagzeug) und Nils Conrad (Gitarren).


Die Jungs haben das Album aber nicht allein eingespielt, sie konnten vielmehr einige bekannte Musiker der Progressiverock-Szene gewinnen. Neben Yogi Lang an den Keyboards (RPWL) und Kalle Wallner an der Gitarre (RPWL, Blind Ego) ist noch Colin Edwin am Bass (Porcupine Tree) zu hören.

Hatte das Debütalbum noch Ähnlichkeiten zu Porcupine Tree und Martigan, so empfinde ich bei der neuen Platte die Musik wie eine Mischung aus Bands der Marke Arena, Riverside und IQ mit Anleihen an Marillion, Dream Theater und Genesis. Das Ergebnis kann sich wahrlich hören lassen. Auf dem Album fragen die Berliner „Gibt es eine Formel, die unser Leben bestimmt, oder haben wir doch alles selbst in der Hand?“ Auf acht Songs, deren Laufzeiten zwischen 4:54 und 13:05 Minuten liegen, versuchen sie diese Frage zu beantworten. Herausgekommen ist ein wunderbares Progressive-/Artrockalbum, das am 04.10.2013 auf den Markt kommen wird.

Mit dem gut fünfminütigen Opener „Chasing Better Days“ zeigen Crystal Palace, wohin die Reise auf dem neuen Album gehen soll. Prog/Artrock mit druckvollen Rhythmen, das ist es, was das aus Berlin stammende Quartett beherrscht. Schon dieser Opener glänzt durch eine herrliche Melodieführung und setzt sich so direkt im Ohr fest. Hardrock artige Gitarrenmotive sorgen neben dem Schlagwerk für den nötigen Druck.

Recht abwechslungsreich zeigt sich „As Heaven Dies“. Hier geht die Band mal druckvoll, dann wieder recht verträumt zur Sache, was sie in die Ecke von Bands der Marke Porcupine Tree bringt. Es folgt mit „Beautiful Nightmare“ der erste Longtrack, der es auf gut zwölf Minuten bringt. Vom Gesang und der Rhythmik, die den Hörer zu Beginn erwartet, liegen sie in der Nähe von Riverside. Wie es sich für einen Longtrack gehört, so wechselt die Band Rhythmus-, Melodie und Strukturlinien, so dass ein abwechslungsreiches Stück entsteht.

Eingängige Melodien die in Richtung Melodicrock / Hardrock mit Popeinschlag gehen, bekommt der Hörer dann im mehr als siebenminütigen „Green Way“. Den Song halten die Jungs über die volle Länge spannend. Fette Riffs und Keyboardsounds erwarten einen dann im mehr als achtminütigen „Sleepless“. Diesen Song muss man laut hören, dann fegt er einen so richtig weg. Da haben sie einen Rhythmus entwickelt, dem man sich nicht entziehen kann und der die Gliedmaßen förmlich in rhythmische Bewegung versetzt. Wenn es überhaupt einen Song gibt, den man hervorheben kann, dann ist es sicherlich dieser. Aber alle anderen halten ebenfalls einen hohen Standard.

Mit atmosphärischen Keyboards beginnt dann das achtminütige „Stunned By The Silence“. Dieser eindringliche Song bezieht seine Sogkraft vor allem durch die Keyboardsounds, die atmosphärischen Gitarren und den ruhigen und unaufgeregten Gesang. Das Ganze wirkt sehr balladesk. In der zweiten Hälfte erhöht sich dann die Dynamik und der Song bekommt mehr Drive. Ein tolles Stück. „Breathe“ ist dann wieder ein Song jenseits der Zehn-Minuten-Marke. Hier frönen sie wieder dem Stil von Riverside & Co. und würzen das Ganze mit Metalriffs. In der zweiten Hälfte wird es dann wesentlich atmosphärischer. Den Abschluss bildet dann das 13minütige Titelstück. Ein weiteres Highlight des Albums.

Crystal Palace haben sich nicht nur durch personelle und Labelveränderungen in neue Gefilde begeben, auch musikalisch hat sich das Quartett weiterentwickelt und schließt so zu den Speerspitzen des deutschen Artrock vor. „The System Of Events“ ist ein Album, das ihnen den Durchbruch in der Szene verschaffen sollte, verdient haben sie es allemal.

Stephan Schelle, August 2013

   

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