Crystal Palace – Scattered Shards
Progressive Promotion Records (2018)

(8 Stücke, 50:32 Minuten Spielzeit)

Die Berliner Artrockband Crystal Palace scheint mit einem zweijährigen Rhythmus zwischen ihren Veröffentlichungen das richtige Timing an den Tag zu legen, denn mit dem am 06.04.2018 erschienenen achten Album „Scattered Shards“ beweist das Quartett erneut seine Klasse im Genre. Am LineUp, bestehend aus Yenz (Gesang, Bass), Frank Köhler (Keyboards), Nils Conrad (Gitarren) und Tom Ronney (Schlagzeug), hat sich ebenfalls keine Veränderung eingestellt.


Das sehr ansprechende Coverartwork zeigt im sechsseitigen Digipack die vier Musiker, die sich in zersplitternde Einzelteile aufzulösen scheinen. Ihre Musik zeigt dagegen keine Auflösungserscheinungen, ganz im Gegenteil.

Den Beginn macht das eröffnende „Inside The Box“, das mit einer Pianopassage und unterlegten Synthieflächen beginnt zu denen Yenz mit einem recht trockenen Gesang einsteigt. Das klingt zunächst nach bestem Neo-Prog, wie man ihn sonst auch von der Insel her kennt. Im zweiten Drittel fügen Crystal Palace dann noch einen mystischen Part, bestehend aus elektronischen Sounds, hinzu. Dieser scheint dann nahtlos in das Titelstück überzugehen. Stilistisch bleiben sie im gleichen Fahrwasser wie beim Opener (klingen dabei vom Sound an einigen Stellen gar wie Peter Gabriel), fügen dann aber einige härtere Riffs hinzu. Das 7:24minütige Stück ist gut arrangiert und über die volle Länge hin spannend aufgebaut. Warum das Stück klangtechnisch gegenüber den Anderen leicht abfällt (fällt besonders unter dem Kopfhörer auf), ist mir ein Rätsel.

„Inside Your Dreams“ wartet dann mit einer wunderbaren Melodielinie auf, die sich schnell festsetzt. Hier bestechen vor allem auch die atmosphärischen und rhythmischen Gitarrenparts. Elektronisch, mit einem leicht sakralen Anstrich, beginnt „The Logic Of Fear“. Schnell ändert sich aber diese Stimmung und der Song entwickelt sich zu einem gut rockenden Track, dessen Arrangement wieder hervorragend ausgearbeitet wurde.

Es folgen das wunderbare „Carving“ mit etwas härteren Riffs und eingängiger Melodie, das zwischen knackigen Hardrockrhythmen und herrlichen elektronischen Parts wandelnde „Collateral“ und das wunderbare achtminütige „Simply Irresistible Cruel Intentions“ mit sehr schönen Soli. Mit dem Stück „Outside The Box“, das den Spirit des eröffnenden „Inside The Box“ aufnimmt, endet dann das Album. Sehr gut gefällt mir hier das Gitarrensolo von Nils Conrad, das direkt unter die Haut geht.

Mit „Scattered Shards“ bewegen sich die Berliner von Crystal Palace mehr im Neo-Prog-Bereich als in Artrockgefilden. Aber auch diese Spielart verstehen sie sehr gut umzusetzen, so dass ein sehr schönes Album entstanden ist.

Stephan Schelle, Mai 2018

   

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