Crabe - Visite Du Temple Inné
Les Disques Dure Vie (2023)
(11 Stücke, 42:06 Minuten Spielzeit)

Crabe ist eine Band aus Kanada und besteht aus Mertin Hoëk (Télégraphe Jungle, IDALG, Jesuslesfilles, Leamers, etc.) und Gabriel Lapierre (Après l’Asphalte, Varger, etc.). Wie im Pressetext zu lesen ist bietet das Duo eine spezielle Art von „présent-punk“, gemischt mit komplexen Strukturen und surrealen Melodien. Das klingt in meinen Ohren aber alles recht chaotisch. Das Album, das den Titel „Visite Du Temple Inné“ trägt, ist am 29.09.2023 herausgekommen.


Elf Stücke mit Laufzeiten von 0:58 bis 6:14 Minuten Spielzeit finden sich auf dem Album, das nur wenige melodische Songs enthält. Wenn man die Musik hört kann man sich gut vorstellen, dass das kauzige Duo, bekannt für das Chaos ist, das bei ihren Live-Auftritten entsteht, sowie für ihre Unbekümmertheit auf der Bühne, die sie seit über einem Jahrzehnt zu einer festen Größe in der experimentellen Musikszene Quebecs macht.

Nach 15 Jahren der Suche nach einer noch unerforschten Art, Musik zu machen, haben sich Crabe in einen bunten Mantel aus Art-Punk, kontrolliertem Chaos und klanglichem Surrealismus gehüllt. Aus ihren Experimenten entstand ein Wort, das ihr Universum mit Genauigkeit und Einfachheit zusammenfasst: Crabism. Crabism ist ein Besuch im inneren Tempel von Crabe, ein Ritt durch einen Sturm von Ideen, die das seltsamste, furchterregendste und attraktivste musikalische Biest des musikalischen Spektrums von Quebec bilden.

Nach der Veröffentlichung von „Sentients“ im Jahr 2021 wird das skurrile Duo ein Territorium neu kartieren, das nur Crabe so zu besetzen weiß. Zu Beginn des Jahres 2023 schöpft Crabe aus den Tiefen ihres Wesens, um am 29. September ein neues Album zu veröffentlichen: „Visite Du Temple Inné“. Eine Reihe von Überlegungen drängt die Gruppe dazu, das Konzept der Rockgruppen in Frage zu stellen. Peinlich berührt von Pastiches, Gitarren, Schlagzeug und Percussion, versucht die Gruppe, etwas Frisches und Dynamisches in diesen Brei aus Geistern der Vergangenheit zu bringen.

Das Chaos in der Musik zeigt sich schon gleich im 3:08minütigen Opener „Conscience Universelle“. Der Track beginnt elektronisch, dann setzt ein fettes Schlagzeug ein. Hat man sich gerade daran gewöhnt kommen undefinierte Geräusche auf und der Rhythmus verändert sich. Nach wenigen Momenten wird eine kindliche Melodie gesungen und mit diesem durcheinander an Sounds vermengt. Das hat was von Punk.

Das fünfminütige „Leb Doggo“ haut punkige kraftvolle Rhythmen, stoische Gitarren und einen geschrienen Gesang raus. In der Mitte wird es dann ganz chaotisch. Beim Hören hab ich das Gefühl in einem Irrenhaus zu verweilen.

Ein musikalischer Lichtblick kommt dann mit dem 3:16minütigen Song „Je Ne Peux Pas Te Dire Je T’aime“. Das hat sogar Popappeal und geht richtig gut ins Ohr. Danach geht es aber weiter mit Tracks die Punk mit Soundexperimenten verbinden. Das ist alles sehr anstrengend. Zwischendurch kommen immer mal wieder melodische Elemente heraus, das ist aber für meinen Geschmack zu wenig.

„Visite Du Temple Inné“ der kanadischen Band Crabe ist ein verstörendes Werk, das Punk mit Soundexperimenten verbindet in denen sich nur manchmal melodische Passagen herauskristallisieren. Lediglich der Song „Je Ne Peux Pas Te Dire Je T’aime“ bietet Wohlklang. Die Musik auf dem Album ist aber nicht mein Fall.

Stephan Schelle, Januar 2024

   

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