Counter-World Experience – Music For Kings

Counter-World Experience – Music For Kings
Eigenvertrieb / www.counterworldexperience.de (2012)
(9 Stücke, 43:30 Minuten Spielzeit)

Mit dem recht hochtrabenden Titel „Music For Kings“ legt das deutsche Progressive-Metal-Trio Counter-World Experience bereits ihr viertes Album vor. Das Trio bestehend aus Benjamin Schwenen (Gitarre, Gitarrensynthesizer), Sebastian Hoffmann (Bass) und Thorsten Harnitz (Schlagzeug) haben sich schon im Jahr 2001 zusammengefunden, doch erst mit diesem Album mache ich erstmals Bekanntschaft mit ihnen.


Der Pressetext verrät: Die drei Profimusiker gaben ihre musikalische Visitenkarte mit ihrem Demo-Longplayer „Always Home“ ab und konnten bereits hiermit erste Achtungserfolge in der progressiven Szene einfahren. Mit dem Debut „Fraktal“ (2005), sowie dem folgenden Album „Leaving Lotus“ (2007) nahm auch die internationale Presse Notiz und bescheinigte Counter-World Experience, zur Speerspitze der Jazz-Metal Bewegung zu gehören: „„Leaving Lotus“ ist ein hervorragendes Album, das für Liebhaber von technischem Progressive Metal nur zu empfehlen ist“ (Ragazzi). Anfang 2009 veröffentlichten Counter-World Experience ihr drittes Album „Metronomicon“, mit dem die Band ihren guten Ruf in der Szene manifestierte: „Wer meint, alle wichtigen Prog-CDs des laufenden Jahres 2009 kennen zu müssen, wird an „Metronomicon“ selbstverständlich nicht vorbeikommen“ (Babyblaue Seiten).

Gekonnter denn je verschmelzen Counter-World-Experience auf ihrem nunmehr vierten Studioalbum brachiale Staccato-Riffs, aberwitzige Solo-Läufe mit weichen elektronischen Sound-Geweben und eingängigen Melodien. Anno 2012 hat sich Counter-World Experience mehr und mehr ihrer klassischen Wurzeln bedient. Dafür, dass der Jazzeinfluss der Band nicht zu kurz kommt, sorgt nicht zuletzt Bassist Sebastian Hoffmann, der mit seinem Spiel zweifelsohne zur Königsklasse der nationalen Jazzszene gehört. Generell sorgen die vielen improvisierten Solospots der Musiker für ein angenehmes Gleichgewicht zu den klassisch ausgearbeiteten Kompositionen der Band.

Mit der „Overture - The Coronation“ beginnt die CD sehr sakral, denn es erklingt eine Kirchenorgel, die sehr klassisch gespielt wird. Dieses klassisch/sakrale Intro geht direkt in den zweiten instrumentalen Track „Trinity“ über. Während der letzte Orgelton beibehalten wird setzt die Band fette Gitarrenwände darauf. Nach nicht ganz einer Minute wird der Metal hochgespült und harte Riffs mit treibendem Bass und Schlagzeug geben ab jetzt den Takt an. Nicht nur harte Riffs haben hier die Oberhand, auch kristallisieren sich sehr schöne Harmonie- und Melodielinien heraus, die aber immer wieder von druckvollen Gitarrenwänden abgelöst werden. Das klingt schon sehr viel versprechend. In diesem Stück zeigt sich, das Gitarrist Benjamin Schwenen und Drummer Thorsten Harnitz ein abgeschlossenes Klassikstudium genossen haben.

Eine Arienhafte Stimme (in diesem Stück kommen laut Angaben drei Opernsängerinnen zum Einsatz) erklingt zu Beginn von „Trois filles du roi“ und wird von Metalgitarren vertrieben. Jetzt entwickelt sich ein unglaublich fesselndes Stück, das sich vor Szenegrößen wie Dream Theater nicht verstecken muss. In „Gilgamesh - King Uruk“ kommen dann einige ethnische Komponenten mit in die Musik. Das Stück klingt zunächst wie aus 1.000 und einer Nacht, wird dann aber wieder von breiten Gitarrenwänden überdeckt. Jetzt geht es Staccatoartig weiter.

Recht jazzig wirkt „David“. Bei diesem Stück zeigen sich Counter-World Experience von einer gänzlich anderen Seite. Der Track ist atmosphärisch und jazzig zugleich, von Metal keine Spur. Wieder asiatisch erklingt es in „Tiger Of Qin“. Dieses Stück entwickelt sich dann aber zu einem verspielten Jazzrocktrack, der nur ab und an durch heftige Gitarrenriffs unterbrochen wird. „Karl The Great“ beginnt sehr leise und harmonisch mit Synthieflächen und Gitarrenmotiven. Sobald dann aber die anderen Instrumente einsetzen mausert sich das Stück zu einem tollen Track aus Progressiverock, Jazz und druckvollem, aber dezentem Metal. Zum Abschluss legen die drei dann noch mal in „Beowulf“ richtig los, einem Stück, das neben den Rockelementen auch einige mittelalterliche Klänge bereithält.

Meine anfängliche Skepsis, ob des mir bis dato unbekannten Musikprojektes, verflogen sehr schnell, denn Counter-World Experience vermögen es sehr melodischen Progressive-Metal zu kreieren, der ganz ohne Gesang auskommt. Auf „Music For Kings“ bietet das deutsche Powertrio eine sehr gelungene Mischung aus Progressive, Metal, Klassik und Jazz. Die Stücke üben in ihrer Komplexität eine ganz eigene, fesselnde Stimmung aus. Ein Album, das ich sehr empfehlen kann - unbedingt mal reinhören.

Stephan Schelle, März 2012

   

CD-Kritiken-Menue