Cosmic Ground - III
Eigenvertrieb (2016)

(4 Stücke, 71:02 Minuten Spielzeit)

Der deutsche Keyboarder Dirk Jan Müller hat neben der Psychedelic./Krautrockband Electric Orange noch ein weiteres musikalisches Standbein. Als Cosmic Ground veröffentlicht er seit 2014 schon das dritte Album auf dem er Solo auf den Pfaden der elektronischen Musik wandelt. Nach „Cosmic Ground“ und „2“ erscheint nun „III“ im Herbst 2016.


Wie schon auf den vorangegangenen Alben hat sich Dirk Jan Müller auch auf III auf ausladende Stücke konzentriert, die jeweils jenseits der 16-Minuten-Marke liegen. Neben einem Mellotron hat er bei den Stücken außer weiteren Synthies auch ein analoges Modular Synthesizer-System benutzt.

Er scheint sich mittlerweile fest im Umfeld der „Berliner Schule“ der 70’er Jahre verortet zu haben, denn die vier Stücke auf dem Album sind sehr Sequenzerlastig. Dabei finden sich aber auch immer noch sehr spacige und psychedelisch wirkende Parts in den Longtracks. Schnell kommt Dirk Jan Müller zur Sache, denn die Sequenzer nehmen gleich zu Beginn der Stücke die Arbeit auf, um sich in den Vordergrund zu legen und somit die Schrittfolge vorzugeben. Darauf setzt er dann Sounds und Flächen und variiert den Rhythmus der taktgebenden Sequenzer. Das entwickelt sich – wie in den 70’ern in der „Berliner Schule“ – recht langsam, aber stetig und entwickelt so – wie im ersten Stück „Ground Control“ - eine gewisse Sogwirkung.

Die Stücke atmen zwar eine Menge nostalgischer Klangfarben, aber die Musik ist mit heutiger Technik aufgenommen worden, so dass sie druckvoll und dynamisch aus den Boxen kommt.

Im zweiten Stück „Crumbling Darkness“ braucht Dirk Jan Müller erst eine Weile, in dem er mysteriös klingende Synthesizer-Wolken durch den Raum ziehen lässt. Das wirkt teilweise recht surreal und experimentell. Sechs Minuten später wird dann aber der Sequenzer wieder eingeschaltet und das typische Endsiebziger-Flair von Tangerine Dream & Co. ist sofort wieder da. Das Highlight des Albums ist „Keep Us In Space“, das durch seinen schnellen Sequenzerrhythmus, der über gut 18 Minuten tuckernd das Stück nach vorn treibt, einfach fasziniert.

Der letzte Track „Monochrome Ritual“ weicht von den anderen Tracks etwas ab, da hier der Sequenzer eine Pause einlegt und Rhythmen eher Mangelware sind. Nur im Mittelteil lässt er ihn für kurze Zeit ein rhythmisches Muster vollziehen, das nur kurz in den Vordergrund tritt. Vielmehr produziert Dirk Jan Müller in diesem Stück Flächen und Harmonien die er aufeinander aufbaut und somit eine hypnotische Grundstimmung erzeugt. Das ist der Soundtrack zum Schweben unter der Wasseroberfläche. Zum Ende hin wird es dann wieder etwas experimentell.

Mit seinem dritten Album ist Dirk Jan Müller mit seinem Musikprojekt Cosmic Ground im Hauptfach der „Berliner Schule“ angekommen. Es macht Spaß zu hören, wie er diese Stilrichtung für sich entdeckt und in seinem eigenen Stil umsetzt. Ein Tipp für alle Freunde der Sequenzer orientierten Elektronikmusik. So kann es gerne weitergehen, vor allem wenn der Sequenzer an Dominanz gewinnt, wie es in vielen Passagen der CD der Fall ist.

Stephan Schelle, Oktober 2016

   

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